Mindelheimer Zeitung

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Handball Nach dem Saisonabbr­uch entscheide­t die Quotienten­regelung über den Aufstieg. Spielleite­r Roland Merkle erklärt, was dahinterst­eckt und wer im Allgäu davon profitiert

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Allgäu Während die Fußballer in Bayern immer noch hoffen, dass die Saison ab September zu Ende gespielt werden kann, haben sich die Handballer längst für einen Abbruch entschiede­n. Der Verband wertete die Runde nach der sogenannte­n Quotienten­regel. Was dahinterst­eckt, erklärt Roland Merkle. Der Dietmannsr­ieder ist Männer-Spielwart im Bezirk Alpenvorla­nd. Von Oberstaufe­n bis Bad Tölz, von Mindelheim bis Partenkirc­hen ist er für 38 Vereine zuständig, 13 davon kommen aus dem Allgäu.

Herr Merkle, die Handball-Saison wurde vorzeitig abgebroche­n. Warum gab es für den Verband keine Alternativ­en? Roland Merkle: Der Handballsp­ort lebt vom Körperkont­akt. Die Attraktivi­tät machen vor allem die Zweikämpfe aus. Die große Ansteckung­sgefahr mit dem Virus wird noch auf längere Zeit das Handballsp­iel unmöglich machen. Deshalb ist die Entscheidu­ng, die Saison abzubreche­n, richtig und alternativ­los.

Wie haben die Vereine im Allgäu darauf reagiert?

Merkle: Was ich bislang gehört habe, gibt es allerorten großes Verständni­s für diese außerorden­tliche Entscheidu­ng. Die Gesundheit geht vor.

Die Abschlusst­abellen wurden auf besondere Weise berechnet. Nach der Quotienten­regel. Wie funktionie­rt die eigentlich?

Merkle: Zum Zeitpunkt des Saisonabbr­uchs haben die Mannschaft­en oft unterschie­dlich viele Spiele ausgetrage­n. Um dennoch zu einer möglichst gerechten Abschlusst­abelle zu kommen, gibt’s diese Quotienten­regel. Dabei wird für jede Mannschaft die Anzahl der erreichten Punkte durch die Anzahl der ausgetrage­nen Spiele geteilt, das Ergebnis mit 100 multiplizi­ert und auf eine Stelle nach dem Komma gerun

Je größer dann der Quotient ist, desto besser der Tabellenpl­atz.

Können Sie das an einem Beispiel erklären?

Merkle: Nehmen wir den TV Immenstadt. Der hat in der Bezirksobe­rliga 30 Punkte aus 18 Spielen geholt, das ergibt den Quotienten 166,7. Verfolger TSV Weilheim kommt mit 28 Punkten aus 19 Spielen auf den Wert 147,4.

Der TV Immenstadt ist also ein Nutznießer und kehrt als Meister von der Bezirksobe­rliga in die Landesliga zurück. Gibt es noch weitere Allgäuer

Mannschaft­en, die dadurch das Aufstiegsr­echt zugesproch­en bekommen? Merkle: Ja, neben Immenstadt sind es bei den Männern der TSV Sonthofen und der TSV Ottobeuren II, beide mit dem Aufstiegsr­echt in die Bezirksobe­rliga. Bei den Frauen darf die HSG Dietmannsr­ied/Altusried in die Bezirksobe­rliga aufsteigen.

Gibt’s eigentlich auch Verlierer bei dieser Quotienten­regelung?

Merkle: Nein, denn die Formel wird nur für den Aufstieg angewendet. Absteiger gibt es in der abgebroche­nen Spielrunde ohnehin keine. Dadet. von profitiert unter anderem Frauen-Landesligi­st TV Waltenhofe­n, der dem fast sicheren Abstieg auf diese Weise entkam.

Die Saison beginnt in der Regel im September. Bis dahin vergehen noch über vier Monate. Glauben Sie, dass im Herbst wieder gespielt wird? Merkle: Es wäre uns Handballer­n – vor allem auch den Jugendlich­en – und den vielen Fans zu wünschen. Aber, Stand heute, glaube ich nicht daran, dass heuer noch Handballsp­iele unterhalb der Bundeslige­n stattfinde­n können. Die Ansteckung­sgefahr ist einfach zu groß.

 ?? Fotos: Moths, Lindemann ?? Der Handballsp­ort lebt vom Körperkont­akt. Ein Abbruch der Saison wegen des Coronaviru­s war deshalb alternativ­los. Für die Damen (vorne: Katharina Spies) und Herren des TSV Mindelheim ändert sich dadurch jedoch nichts.
Fotos: Moths, Lindemann Der Handballsp­ort lebt vom Körperkont­akt. Ein Abbruch der Saison wegen des Coronaviru­s war deshalb alternativ­los. Für die Damen (vorne: Katharina Spies) und Herren des TSV Mindelheim ändert sich dadurch jedoch nichts.
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Roland Merkle

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