Zeit für den Taschenrechner
Handball Nach dem Saisonabbruch entscheidet die Quotientenregelung über den Aufstieg. Spielleiter Roland Merkle erklärt, was dahintersteckt und wer im Allgäu davon profitiert
Allgäu Während die Fußballer in Bayern immer noch hoffen, dass die Saison ab September zu Ende gespielt werden kann, haben sich die Handballer längst für einen Abbruch entschieden. Der Verband wertete die Runde nach der sogenannten Quotientenregel. Was dahintersteckt, erklärt Roland Merkle. Der Dietmannsrieder ist Männer-Spielwart im Bezirk Alpenvorland. Von Oberstaufen bis Bad Tölz, von Mindelheim bis Partenkirchen ist er für 38 Vereine zuständig, 13 davon kommen aus dem Allgäu.
Herr Merkle, die Handball-Saison wurde vorzeitig abgebrochen. Warum gab es für den Verband keine Alternativen? Roland Merkle: Der Handballsport lebt vom Körperkontakt. Die Attraktivität machen vor allem die Zweikämpfe aus. Die große Ansteckungsgefahr mit dem Virus wird noch auf längere Zeit das Handballspiel unmöglich machen. Deshalb ist die Entscheidung, die Saison abzubrechen, richtig und alternativlos.
Wie haben die Vereine im Allgäu darauf reagiert?
Merkle: Was ich bislang gehört habe, gibt es allerorten großes Verständnis für diese außerordentliche Entscheidung. Die Gesundheit geht vor.
Die Abschlusstabellen wurden auf besondere Weise berechnet. Nach der Quotientenregel. Wie funktioniert die eigentlich?
Merkle: Zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs haben die Mannschaften oft unterschiedlich viele Spiele ausgetragen. Um dennoch zu einer möglichst gerechten Abschlusstabelle zu kommen, gibt’s diese Quotientenregel. Dabei wird für jede Mannschaft die Anzahl der erreichten Punkte durch die Anzahl der ausgetragenen Spiele geteilt, das Ergebnis mit 100 multipliziert und auf eine Stelle nach dem Komma gerun
Je größer dann der Quotient ist, desto besser der Tabellenplatz.
Können Sie das an einem Beispiel erklären?
Merkle: Nehmen wir den TV Immenstadt. Der hat in der Bezirksoberliga 30 Punkte aus 18 Spielen geholt, das ergibt den Quotienten 166,7. Verfolger TSV Weilheim kommt mit 28 Punkten aus 19 Spielen auf den Wert 147,4.
Der TV Immenstadt ist also ein Nutznießer und kehrt als Meister von der Bezirksoberliga in die Landesliga zurück. Gibt es noch weitere Allgäuer
Mannschaften, die dadurch das Aufstiegsrecht zugesprochen bekommen? Merkle: Ja, neben Immenstadt sind es bei den Männern der TSV Sonthofen und der TSV Ottobeuren II, beide mit dem Aufstiegsrecht in die Bezirksoberliga. Bei den Frauen darf die HSG Dietmannsried/Altusried in die Bezirksoberliga aufsteigen.
Gibt’s eigentlich auch Verlierer bei dieser Quotientenregelung?
Merkle: Nein, denn die Formel wird nur für den Aufstieg angewendet. Absteiger gibt es in der abgebrochenen Spielrunde ohnehin keine. Dadet. von profitiert unter anderem Frauen-Landesligist TV Waltenhofen, der dem fast sicheren Abstieg auf diese Weise entkam.
Die Saison beginnt in der Regel im September. Bis dahin vergehen noch über vier Monate. Glauben Sie, dass im Herbst wieder gespielt wird? Merkle: Es wäre uns Handballern – vor allem auch den Jugendlichen – und den vielen Fans zu wünschen. Aber, Stand heute, glaube ich nicht daran, dass heuer noch Handballspiele unterhalb der Bundesligen stattfinden können. Die Ansteckungsgefahr ist einfach zu groß.