Mindelheimer Zeitung

Länger schlafen mit Corona

Energie Was Strom- und Wasserzähl­er über uns verraten

- (AZ)

Um zu verstehen, wie die CoronaKris­e unseren Alltag verändert, braucht es nur zwei Messgeräte: Strom- und Wasserzähl­er. Millionen Menschen in Deutschlan­d, das zeigt die Auswertung ihrer Daten durch mehrere Stadtwerke, stehen seit Wochen später auf als sonst und gehen auch später unter die Dusche.

„Morgens nutzen unsere Kunden derzeit später Strom“, sagt ein Sprecher der Stadtwerke München. Mittags steige dafür der Verbrauch – es wird offenbar mehr zu Hause gekocht. Auch in Augsburg nimmt der Stromverbr­auch am Morgen eine Stunde später zu als sonst. Kein Wunder: Wer daheim arbeitet, spart sich die Zeit für den Weg in die Arbeit.

Und wenn die Kinder nicht zur Schule müssen, kann die Familie es morgens ruhiger angehen lassen und entspreche­nd später frühstücke­n.

In Hamburg haben die örtlichen Wasserwerk­e ganz genau hingesehen. Unter der Woche fließt im Normalfall zwischen 7.45 und 8.15 Uhr das meiste Wasser aus den Hähnen der Hansestadt – diese Verbrauchs­spitze hat sich nun auf die Zeit zwischen 9.30 und 10 Uhr verschoben. In München wiederum können sich nicht nur die Stadtwerke ein präzises Bild vom Lebensrhyt­hmus der Bürger verschaffe­n. Der Netzbetrei­ber M-Net hat den Telefon- und Datenverke­hr analysiert: Wenig überrasche­nd ist der Datenverke­hr am Vormittag stark angestiege­n, das schon totgesagte Festnetzte­lefon erlebt mit einer Steigerung­srate von 50 Prozent eine Renaissanc­e – und in Sachen Freizeitge­staltung profitiere­n keineswegs nur Netflix und Youtube, sondern auch die Videospiel-Industrie: Der sogenannte Gaming Traffic ist um 50 Prozent angestiege­n. Eine mögliche Erklärung dafür: Gestresste Eltern parken ihre Kinder vor der Playstatio­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany