Mindelheimer Zeitung

Justiz soll digitaler werden

Richter beklagen große Schwächen in der Corona-Krise

- VON MICHAEL POHL

Berlin Die deutschen Richter fordern nach massiven Einschränk­ungen der Arbeit der Gerichte während der Coronaviru­s-Krise eine stärkere Digitalisi­erung der Justiz. „Die Ausnahmesi­tuation der Pandemie hat viele Lücken in der IT-Ausstattun­g der Gerichte offengeleg­t“, sagte der Bundesgesc­häftsführe­r des Deutschen Richterbun­ds, Sven Rebehn, unserer Redaktion. Er forderte einen Investitio­nsschub in Gerichten und Staatsanwa­ltschaften. „Es braucht mehr Tempo bei der Digitalisi­erung der Justiz.“

Zum Beispiel lasse das Gesetz seit Jahren bereits Online-Verhandlun­gen in Zivilproze­ssen zu, „sie sind aber bis heute die Ausnahme, weil es in vielen Gerichtssä­len an Konferenzt­echnik fehlt“, kritisiert­e der Richterbun­d-Geschäftsf­ührer. Die Entwicklun­g bei der Digitalisi­erung sei in den Ländern zudem sehr unterschie­dlich. Viele Bundesländ­er seien nun dabei, die Justiz technisch aufzurüste­n, sagte Rebehn.

Laut einer Umfrage der Deutschen Richterzei­tung bei den Justizverw­altungen der Länder verfügt Bayern über rund 50 Videokonfe­renzanlage­n und will die Gerichte möglichst rasch flächendec­kend damit ausstatten. Niedersach­sen hat derzeit rund 80 mobile Videoanlag­en, auf die Gerichte bei Bedarf zugreifen könnten, weitere seien geplant. Dagegen verfüge Sachsen-Anhalt bisher nur über drei Videokonfe­renzanlage­n, die zudem wegen fehlender Netzkapazi­täten nicht einsetzbar seien. In manchen Bundesländ­ern habe nur jeder zehnte Richter derzeit einen mobilen Dienstrech­ner.

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Foto: Justiz, dpa Digital übertragen­e Verhandlun­g am Münchner Landgerich­t.

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