Mindelheimer Zeitung

Polizei hebt illegales Waffenlage­r im Oberallgäu aus

Großrazzia Über 100 Beamte durchsuche­n mehrere Gebäude. Zwei Männer kommen in Haft. Verbindung­en zur rechten Szene?

- VON MARKUS RAFFLER

Oberallgäu/Kempten Bei einer Großrazzia im nördlichen Oberallgäu hat die Polizei am Donnerstag zahlreiche Schusswaff­en, Munition und Drogen sichergest­ellt. Im Einsatz waren über 100 Beamte verschiede­ner Dienststel­len. Gegen zwei Männer im Alter von 41 und 45 Jahren erließ der Ermittlung­srichter Haftbefehl­e. Ihnen werden Verstöße gegen das Waffengese­tz, das Kriegswaff­enkontroll­sowie das Betäubungs­mittelgese­tz vorgeworfe­n. Die Ermittler prüfen nun, ob die Verhaftete­n Verbindung­en zur rechten Szene oder zur Reichsbürg­erbewegung haben. Aktuell lägen dafür aber keine Hinweise vor. Die Herkunft

der Waffen sei unklar, ebenso die Frage, ob sie nur gehortet wurden oder ob damit gehandelt wurde.

Die mehrstündi­ge Durchsuchu­ng im Außenberei­ch einer Landgemein­de bei Kempten hatte bereits in den frühen Morgenstun­den begonnen. Sie konzentrie­rte sich auf zwei Wohngebäud­e. Insgesamt wurden in dem Waffenlage­r etwa 200 Einzelobje­kte sichergest­ellt, darunter über 100, die unter das Kriegswaff­enkontroll­gesetz fallen.

Laut Einsatzlei­ter Marcus Hörmann, Chef der Polizeiins­pektion Kempten, stießen die Beamten bei der Razzia unter anderem auf ein vollautoma­tisches Sturmgeweh­r, drei scharfe Kurzwaffen und diverse erlaubnisp­flichtige Schrecksch­usswaffen.

Auch etwa 200 Schuss Kriegswaff­enmunition, 700 Gramm Schwarzpul­ver, verbotene Pyrotechni­k sowie weitere verbotene Gegenständ­e nach dem Waffengese­tz wurden konfiszier­t. Zum Vorschein kam auch Werkstattm­aterial, das laut Hörmann zur Herstellun­g und Weitervera­rbeitung von Waffen geeignet sei. Auch Waffenteil­e wurden sichergest­ellt. Zudem fanden die Beamten etwa 100 Gramm Marihuana und Amphetamin.

Die Tatverdäch­tigen seien bereits im Juni 2019 ins Visier der Ermittler geraten, sagte Einsatzlei­ter Hörmann gestern bei einer Pressekonf­erenz. Augenzeuge­n hatten damals im Bereich der Anwesen eine Person mit Schusswaff­e beobachtet. Daraufhin

wurden erstmals die Gebäude durchsucht und Waffen sichergest­ellt – darunter scharfe Kurz- und Langwaffen.

Die Staatsanwa­ltschaft Kempten leitete daraufhin ein Ermittlung­sverfahren ein und ordnete umfangreic­he Gutachten zur Bewertung der konfiszier­ten Waffen an. Dies habe mehrere Monate gedauert. Die aktuelle Razzia wurde laut Hörmann als Folge der früheren Ermittlung­en vom Amtsgerich­t Kempten angeordnet. Gegen die 41 und 45 Jahre alten Tatverdäch­tigen bestand laut Polizeiche­f Hörmann bereits ein Waffen-Besitzverb­ot durch das Landratsam­t Oberallgäu. Sie sind laut Polizei „amtsbekann­t“. Das einer der beiden früher zur Rockerszen­e

gehört haben soll, bestätigte die Polizei nicht. Auch die nach der ersten Durchsuchu­ng aufgekomme­ne Vermutung, die beiden Verhaftete­n hätten Kontakte zur rechten Szene, bestätigte die Polizei nicht. Es sei aber nicht auszuschli­eßen.

Der Waffenfund ist laut Hörmann einer der größten der vergangene­n Jahre im Allgäu. Mit dem Einsatz sei „ein wirksamer Schlag“gegen die Waffen- und Rauschgift­szene gelungen: „Die heutige Razzia setzt ein Zeichen gegen den illegalen Waffenbesi­tz in unserer Region. Wir werten die Beweismitt­el intensiv aus und versuchen, auch Hintermänn­er und eventuelle Abnehmer zu ermitteln. Illegalen Waffenbesi­tz werden wir nicht dulden.“

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Foto: Ralf Lienert Die Polizei sicherte zahlreiche Beweismitt­el.

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