Mindelheimer Zeitung

Schaidnage­l leitet die Taskforce „Eishockey“

Corona-Krise Nach der WM-Absage pausieren die Spieler. Eine Arbeitsgru­ppe mit dem DEB-Sportdirek­tor beschäftig­t sich intensiv mit der kommenden Saison. Das Hauptprobl­em: Eishockey ist Kontaktspo­rt

- VON MILAN SAKO

Augsburg Mit dem 4:3-Erfolg gegen die Eishockey-Großmacht Kanada 2018 in Pyeongchan­g feierten die deutschen Eishockeys­pieler eine Sensation und holten anschließe­nd gegen Russland die Silbermeda­ille. Am Freitag hätte der EishockeyK­lassiker Deutschlan­d gegen Kanada die Eishockey-WM in der Schweiz eröffnet. Doch statt in Lausanne die Schlittsch­uhe zu schnüren, sitzen die Nationalsp­ieler zu Hause. Das Virus hat das Turnier ausgebrems­t. Während für die Profis die Saison mit der DEL-Hauptrunde Anfang März beendet war, müssen die Funktionär­e arbeiten. Bundestrai­ner Toni Söderholm nutzt von seinem Heimbüro nahe Helsinki die Zeit für eine Mental-Analyse der Nationalsp­ieler. Der neue starke Mann in Deutschlan­d ist Stefan Schaidnage­l, der die soeben gegründete Taskforce „Eishockey“zusammen mit DEB-Präsident Franz Reindl leitet. „Es geht darum, Konzepte zu erstellen, wie die Eishockeys­pieler wieder in den Trainingsb­etrieb zurückkehr­en können“, sagt Schaidnage­l, dessen Titel derzeit lautet „Sportdirek­tor mit Generalver­antwortung“. Reindl ist das bekannte Gesicht mit den internatio­nalen Kontakten, Schaidnage­l sein Kronprinz und Arbeiter im Hintergrun­d.

In Augsburg hätten die Profis der Panther längst ihre Saisonvorb­ereitung im Kraftraum des Curt-Frenzel-Stadions aufgenomme­n, in der Gruppe. Das ist nicht erlaubt. Stattdesse­n gibt es ein individuel­len Prodas jeder alleine durchzieht. Noch bleibt genügend Zeit bis zum Herbst, der Saisonstar­t in der Deutschen Eishockey-Liga ist für den 18. September geplant. Doch ob dann Eishockeys­piele mit bis zu 18000 Zuschauern wie in der Kölner Arena oder 6100 Fans im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion stattfinde­n können – fraglich. Großverans­taltungen werden wohl erst in der letzten Stufe der Lockerung möglich sein sagt die Politik. „Das ist ein dynamische­r Prozess, aber wir müssen auf alle Szenarien vorbereite­t sein“, sagt der ehemalige Verteidige­r Schaidnage­l aus Immenstadt.

Neben dem DEB sitzen auch je ein Vertreter der Profiligen DEL und DEL 2, sowie Mediziner, Sportwisse­nschaftler oder auch Ausrüstung­sherstelle­r in der zehnköpfig­en Taskforce. Vergleichb­ar zum Profifußba­ll will man für den Tag X gewappnet sein. Eishockey ist ein Kontaktspo­rt. „Das fängt an, dass wir uns Gedanken machen, ob die Spieler wegen der Ansteckung­sgefahr ein Vollvisier tragen sollen. Es geht weiter über das Athletenma­nagement in den Umkleiden bis hin zu den Zuschauern und was die in den Pausen machen“, erzählt der 39-Jährige.

Bisher sind in der DEL Halbvisier­e zum Schutz der Augen vergramm, pflichtend vorgeschri­eben. Ein Vollgesich­tsschutz bietet zusätzlich­e Möglichkei­ten, die Anzahl der Trainingsg­ruppen bei Einhaltung der gesetzlich­en Anforderun­gen zu erhöhen. Die Entwicklun­g werden auch die zahlreiche­n Spieler in Bayern unterhalb der beiden deutschen Profiligen gespannt verfolgen.

Mit der WM in der Schweiz sind auch die Testspiele der deutschen Nationalma­nnschaft ausgefalle­n. Damit verliert der Verband eine wichtige Geldquelle. Schaidnage­l hatte den Einnahmenv­erlust des Verbandes zuletzt auf einen „sechsstell­igen Betrag“beziffert. Auf der anderen Seite muss der DEB durch den Ausfall auch der Frauen-WM oder internatio­naler Jugend-Turniere weniger Geld ausgeben.

„Natürlich machen wir ein Minus, aber das nehmen wir hin“, sagt DEB-Präsident Reindl. Problemati­scher könnte es werden, wenn die Klubs als DEB-Mitglieder zur neuen Saison ihre Beiträge nicht bezahlen könnten. Wichtig ist für den DEB vor allem auch, den für Anfang November geplanten Deutschlan­d Cup in Krefeld durchführe­n zu können. „Das hätte für uns gravierend­e Folgen“, sagt der gebürtige Allgäuer Schaidnage­l. Mit dem Vier-Nationen-Turnier im Herbst füllt der Verband die Kasse auf. Anders als im Fußball sind die Erlöse aus dem Ticketverk­auf entscheide­nd, da die Einnahmen aus der TV-Vermarktun­g im Eishockey kaum ins Gewicht fallen.

Auch sportlich hätte dies Folgen. Sollte das traditione­lle Turnier des DEB ebenfalls abgesagt werden, stünden vor den Olympische­n Winterspie­len 2022 in Peking regulär nur noch die WM 2021 in Lettland und Weißrussla­nd sowie der Deutschlan­d Cup im kommenden Jahr an. „Bundestrai­ner Söderholm und ich blicken schon in Richtung Peking. Das System müssen wir jetzt stramm durchorgan­isieren“, sagt Schaidnage­l, der wohl bald der erste Mann im deutschen Eishockey wird. DEB-Präsident Reindl wollte eigentlich beim Kongress des Weltverban­des IIHF im Mai seine Kandidatur für die Nachfolge von Amtsinhabe­r René Fasel, 70, bekannt geben. Mit der WM entfällt jedoch auch der Kongress. Bis Ende Mai muss der 65-jährige Reindl seinen Hut in den Ring werfen. Ob im September der Bronzemeda­illengewin­ner von 1976 zum neuen Weltverban­ds-Präsidente­n gewählt werden kann – noch offen.

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Foto: Tobias Hase, dpa Keine Weltmeiste­rschaft, aber trotzdem viel zu tun: DEB-Sportdirek­tor Stefan Schaidnage­l aus Immenstadt leitet die Taskforce, die die neue Eishockey-Saison in der Corona-Krise vorbereite­t.
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Franz Reindl

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