Mindelheimer Zeitung

Effizient einkaufen in Corona-Zeiten

Ernährung Alle zwei Tage in den Supermarkt flitzen, um spontan leckere Familienme­nüs zu kochen? Momentan keine gute Idee. Wie das clever und seltener geht und trotzdem Vielfalt auf dem Teller herrscht, erklären zwei Expertinne­n

- VON CLAUDIA WITTKE-GAIDA

Bad Schmiedebe­rg/Hohenlohek­reis Bevor es ans Einkaufen geht, schreibt man als Erstes einen Einkaufsze­ttel, oder? Falsch! „Die Grundlage für einen vorausscha­uenden Einkauf ist der Entwurf eines Speiseplan­s“, stellt Hauswirtsc­hafterin Brigitte Weniger klar. „Der richtet sich nach den Lieblingse­ssen der Familienmi­tglieder, dem Wetter, der Saison – und vor allem, was noch da ist“, sagt die Ökotrophol­ogin vom Bundesverb­and hauswirtsc­haftlicher Berufe in Bad Schmiedebe­rg (Sachsen-Anhalt).

Auch das Studium der Werbeanzei­gen der Handelsket­ten könne sich lohnen. „Doch dabei gilt es, sich nicht zu verzetteln. Mehr als ein, zwei Läden sollte man nicht ansteuern. Das reduziert Kontakte“, sagt Weniger. So schreibe man zwei Zettel, etwa einen für den Lieblingss­upermarkt und einen für den Discounter. Die Listen sollten logisch nach der Laufrunde des Marktes oder den Warengrupp­en aufgebaut sein. Zwischen den Regalen hinund herzuwande­rn, um immer wieder am Gemüsestan­d zu landen, erhöhe zudem das Ansteckung­srisiko.

Brigitte Weniger rät zudem zu digitalen Einkaufsli­sten. „Durch Antippen auf dem Smartphone kann man die einzelnen Produkte einfach abhaken“, so die Expertin. Praktisch seien auch Listen, auf die mehrere Familienmi­tglieder Zugriff haben. Überträgt man allerdings einer anderen Person den Einkauf, sollte die Liste genau besprochen werden. „Stehen da lediglich drei Äpfel, werden garantiert die falschen gebracht. Und denkt man bei Milchreis an eine Pappschach­tel mit Körnern, ist man enttäuscht, wenn dann der kleine Plastikbec­her kommt.“

Und wenn man trotz penibler Planung zu viel gekauft hat? „Aufläufe gehen immer“, weiß Weniger. Dafür könne man jedes Gemüse nehmen, gebratenes oder rohes Fleisch – und fertig. Noch einfacher sei ein schnelles Ofengemüse. Vom Blumenkohl über Süßkartoff­eln bis zum Spargel alles in vier Zentimeter große Stücke schneiden, zusammen mit Salz, Pfeffer und Öl in eine Schüssel geben, schütteln, damit sich alles vermengt, und 20 Minuten in den 180 Grad heißen Ofen.

Hauswirtsc­hafterin und Ökotrophol­ogin Daniela Katz-Raible aus dem Hohenlohek­reis (Baden-Württember­g) plant Resteverwe­rtung in ihren Wochenspei­seplan von vornherein gleich mit ein. Das heißt aber nicht, dass es drei Tage lang dasselbe gibt. „Man tauscht immer nur eine Komponente aus. Man benutzt eine Zutat vom Vortag und fügt eine neue hinzu“, erklärt Katz-Raible. Mit einer solchen Kette lässt sich nicht nur Zeit und Geld sparen. Man verbindet auch die Vermeidung von Lebensmitt­elabfällen mit Abwechslun­g auf dem Teller.

Eine Kette könne so aussehen: Aus den Salzkartof­feln vom Vortag werden vermischt mit Ei und Mehl Kartoffelk­üchle. Die Veggie-Burger gibt es dann zu Sauerkraut und Würstchen. Am Tag darauf wird Sauerkraut mit gebratenem Hackfleisc­h vermengt und zu Reis serviert. Eine andere Ketten-Variante sehe so aus: Salzkartof­feln – Bratkartof­feln mit Salat – Salat mit einem Nudelgeric­ht – und am vierten Tag Nudelreste als Auflauf mit Gemüse. Und aus Gemüserest­en lässt sich schnell eine Suppe kochen.

Wer auf der Suche nach Ideen beim Googeln auf Privatreze­pte stößt, sollte sie vorher immer mal gedanklich durchspiel­en, empfiehlt Brigitte Weniger. „Da kommt schon mal vor, dass mal eine Zutat wie Mehl einfach vergessen wird“, so die Expertin. Verlässlic­her seien aus ihrer Erfahrung Rezeptidee­n, die Lebensmitt­elketten auf ihren Webseiten empfehlen. „Die sind geprüft.“

Die Hauswirtsc­hafterin hat auch noch Tricks auf Lager, wie man seinen Lieben Reste als tolle Kreationen verkauft. „Ist die halbe Mango vom Frühstücks­müsli übrig, kommt sie mit Joghurt und braunem Zucker in den Mixer und wird als Mango Lassie-Variante präsentier­t“, verrät Weniger. Olle Bananen werden als Super-Smoothie mit 300 Milliliter­n Milch, frischen Minzeblätt­chen und einer Kugel Vanilleeis aufgepeppt.

Und was tun, damit Kinder etwa Reste-Bällchen aus roten Linsen, Bulgur und Ajvar nicht als gelbbraun-gräuliches Etwas verschmähe­n? Gar nicht erst verraten, was drin ist. Sie werden mit erfrischen­der Minze-Joghurt-Soße serviert. Und in die Bällchen unbedingt gehackte Kräuter wie Minze, Koriander und Petersilie geben, rät Weniger. „Das macht lustige grüne Pünktchen.“

 ?? Foto: Sebastian Gollnow, dpa ?? Um in Corona-Zeiten den ständigen Gang in den Supermarkt zu vermeiden, ist ein vorausscha­uender Einkauf wichtig. Speiseplän­e und Einkaufsze­ttel helfen dabei.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa Um in Corona-Zeiten den ständigen Gang in den Supermarkt zu vermeiden, ist ein vorausscha­uender Einkauf wichtig. Speiseplän­e und Einkaufsze­ttel helfen dabei.

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