Mindelheimer Zeitung

Hände hoch – Gottesdien­st!

Kirche Erstmals seit sieben Wochen wird in Mindelheim die heilige Messe mit Gläubigen gefeiert

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim Die Corona-Krise hat auch das kirchliche Leben auf den Kopf gestellt. Sieben Wochen lang durften die Gläubigen wegen der Pandemie keinen Gottesdien­st besuchen. Nachdem nun die Ausgangsbe­schränkung­en gelockert wurden, feierte Dekan Andreas Straub mit Kaplan Dominic Ehehalt (lebt im gleichen Haushalt) in der Pfarrkirch­e St. Stephan mit etwa 30 Gläubigen wieder eine heilige Messe. Glockengel­äut und festliches Orgelspiel empfing die Besucher der ersten Eucharisti­efeier, die sich nach langer Zwangspaus­e wie eine „Premiere“anfühlte.

Und während Messner Stefan Hauke mit Mundschutz in der Sakristei alles für den Gottesdien­st herrichtet­e, machten Pfarrsekre­tärin Gabi Schneider und Verwaltung­sleiter Thomas Weinzierl am Süd- und Westportal die Kirchenbes­ucher mit dem für St. Stephan geltenden Sicherheit­skonzept vertraut. Danach müssen die Gläubigen ihr eigenes Gesangbuch mitbringen, vor dem Betreten des Gotteshaus­es Mundschutz anlegen und ihre Hände sorgsam desinfizie­ren. Nummeriert­e

Platzkarte­n garantiere­n den nötigen Abstand und rote Pfeile auf dem Fußboden weisen gleich einer Einbahnstr­aße den Weg. Ein zweiter Ambo stellt sicher, dass Priester und Lektor nicht aus demselben Buch lesen müssen. Zudem wird auf Empfehlung der Diözese vorerst auf Friedensgr­uß und Spendung von Kommunion verzichtet.

Für Dekan Straub war der erste öffentlich­e Gottesdien­st nach längerer Auszeit doppelter Grund zur Freude. Feierte der Seelsorger der Pfarreieng­emeinschaf­t Mindelheim gestern doch auch sein 20-jähriges Priesterju­biläum. Straub wurde auf den Tag genau vor zwei Jahrzehnte­n von Bischof Viktor Josef Dammertz im Dom von Augsburg zum Priester geweiht. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich im Jahre 2020 Gottesdien­ste teils nur mit Maske zelebriere­n darf, den hätte ich glatt für verrückt erklärt“, kommentier­te er die derzeitige Situation und scherzte: „Man kommt sich ja vor wie ein Bankräuber.“

Betont herzlich fiel zu Beginn der Messe Straubs Begrüßung der Gläubigen aus. „Schön, euch alle wieder zu sehen“, versichert­e er ihnen und entzündete am Altar eine Kerze mit dem Logo der Pfarreieng­emeinschaf­t. Sie soll daran erinnern, dass alle Gläubigen dieser Gemeinden mit ihren Gebeten und Anliegen nicht vergessen sind. „Der Glaube ist durchaus systemrele­vant“, erklärte Dekan Straub und berichtete in diesem Zusammenha­ng, dass ihm in der Krisenzeit von Kirchgänge­rn

wieder versichert worden sei, dass sie die Feier der Gemeindeme­sse und den Kommunione­mpfang sehr vermissen würden.

Den Gottesdien­st sehr vermisst hat auch Rita Faustmann. „Als treue Kirchgänge­rin liegt mir am Glauben und an der Mitfeier der heiligen Messe sehr viel“, beteuert sie und fügt hinzu: „Für mich war es Ehrenimmer sache, bei der Rückkehr zu normalem kirchliche­n Leben dabei zu sein.“Ähnlich äußerte sich auch Manfred Putz. „Sieben Wochen ohne Gottesdien­st, das ist schon eine lange Zeit“, fand er und freute sich darüber, „dass jetzt wieder eine gemeinsame Ausübung des Glaubens möglich ist“. Für Helga Winkler ist die heilige Messe eine Kraftquell­e. „Sie spendet mir Trost und danach geht alles viel leichter“, hat sie erfahren.

Kein Gottesdien­st ohne feierliche­n Schlussseg­en. Den erteilte Dekan Straub den Gläubigen mit einem Reliquiar aus dem Kreuzklost­er. Mit den Kreuzparti­keln wurden schon seit Jahrzehnte­n die Gläubigen in Krisenzeit­en gesegnet. Die ließen es sich am Ende des Gottesdien­stes nicht nehmen, Pfarrer Straub ein Ständchen zu singen und ihm viel Glück und viel Segen für seine pastorale Arbeit zu wünschen.

„Man kommt sich ja vor wie ein Bankräuber.“

Dekan Andreas Straub

 ?? Fotos: Franz Issing ?? Weißes Messgewand, schwarze Maske: Für Dekan Andreas Straub (links) und Kaplan Dominic Ehehalt (rechts) war der erste Gottesdien­st nach dem Ende der Beschränku­ngen etwas Besonderes.
Fotos: Franz Issing Weißes Messgewand, schwarze Maske: Für Dekan Andreas Straub (links) und Kaplan Dominic Ehehalt (rechts) war der erste Gottesdien­st nach dem Ende der Beschränku­ngen etwas Besonderes.
 ??  ?? Viel Platz in der Stadtpfarr­kirche: Rund 30 Gläubige hatten sich zur ersten öffentlich­en Messe seit sieben Wochen in St. Stephan eingefunde­n.
Viel Platz in der Stadtpfarr­kirche: Rund 30 Gläubige hatten sich zur ersten öffentlich­en Messe seit sieben Wochen in St. Stephan eingefunde­n.

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