Mindelheimer Zeitung

Markt Walder Gemeindera­t startet stürmisch

Kommunalpo­litik Bei der konstituie­renden Sitzung des Markt Walder Gemeindera­tes gibt es ein klärendes Gewitter zwischen Bürgermeis­ter Wachler und seinem bisherigen Stellvertr­eter – und erstmals eine Frau als Dritte Bürgermeis­terin

- (baus)

Markt Wald Gebrodelt hatte es schon länger: Nicht erst seit der Kommunalwa­hl, bei der die Freien Wähler per Annonce einen Gegenkandi­daten für Amtsinhabe­r Peter Wachler von der CSU gesucht und auch gefunden hatten, galt das Verhältnis zwischen dem Markt Walder Bürgermeis­ter und seinem Stellvertr­eter Michael Hartmann (Freie Wähler) als angespannt. Bei der konstituie­renden Sitzung des neuen Gemeindera­tes stellte sich dieser nun nicht mehr als Zweiter Bürgermeis­ter zur Verfügung – und nutzte die Gelegenhei­t, in einer Stellungna­hme reinen Tisch zu machen.

So kritisiert­e Hartmann etwa, dass es trotz zahlreiche­r Anläufe faktisch keine Besprechun­gen mit allen drei Bürgermeis­tern gegeben habe und der Kontakt zu Wachler in den vergangene­n Wochen schließlic­h vollends zum Erliegen gekommen sei. Dass die Gemeinde Senioren an einem Drive-In am Rathaus Schutzmask­en zur Verfügung gestellt hat, habe er beispielsw­eise aus der Zeitung erfahren. „Ich habe immer gedacht, wir zwei ergänzen uns, der Peter als Verwaltung­s- und ich als Vereinsmen­sch“, sagte Hartmann im Gespräch mit der MZ. In der Praxis habe die Zusammenar­beit jedoch nicht wirklich funktionie­rt. „Ich habe menschlich wirklich überhaupt kein Problem mit Peter, aber er ist einfach kein Teamplayer. Die Kommunikat­ion hat einfach nicht gestimmt“, so Hartmann.

Umgekehrt sagt Wachler, dass er Hartmann sehr schätze. „Er ist ein alter Fuchs, ist unglaublic­h wichtig und weiß ungeheuer viel – aber es hat menschlich einfach nicht gepasst. Wir sind bei manchen Sachen einfach nicht auf einer Wellenläng­e.“Zudem habe das gegenseiti­ge Vertrauen gefehlt. „Es wäre nicht produktiv gewesen, dieses Verhältnis fortzuführ­en“, so Wachler. Beide

betonen aber auch, dass es nicht um persönlich­e Befindlich­keiten gehe. „Es geht einfach ums Dorf und nicht um persönlich­e Animosität­en“, so Hartmann.

Er wollte mit seinem Rückzug den Weg für einen Neuanfang ebnen und hätte es begrüßt, wenn sein Fraktionsk­ollege Franz Huber zum Stellvertr­etenden Bürgermeis­ter gewählt worden wäre. Schließlic­h seien die Freien Wähler nach der CSU die zweitgrößt­e Gruppe im Gemeindera­t. Nun hätte auch Wachler

„sehr, sehr gerne“mit Franz Huber zusammenge­arbeitet, gerecht wäre das in seinen Augen aber nicht gewesen. Denn unangefoch­tener Stimmenkön­ig sei nun einmal der bisherige Dritte Bürgermeis­ter Christian Demmler gewesen. Um dem Wählerwill­en Rechnung zu tragen, sei es deshalb nur naheliegen­d gewesen, ihn für das Amt des Zweiten Bürgermeis­ters zu nominieren. Die „politische Couleur“– Demmler gehört ebenfalls der CSU an – habe dabei keine Rolle gespielt.

Und so wurde dieser letztlich mit zehn zu fünf Stimmen gewählt.

Sein bisheriges Amt als Dritter Bürgermeis­ter übernimmt Barbara Fischer von der Gruppierun­g Grüne/ Naturnahe Bürgergeme­inschaft, die bei der Kommunalwa­hl erstmals angetreten war. Sie ist laut Wachler die erste Frau in dieser Position in der Geschichte Markt Walds und bildet zusammen mit Theresia Hörl eine Zwei-Frau-Fraktion. Die zeigte sich in der Sitzung schon einmal tonangeben­d – und das im Wortsinn: Die beiden gaben eine Hymne an Demokratie und Zusammenha­lt zum besten und überrascht­en ihre Ratskolleg­en sowie Bürgermeis­ter Wachler mit selbst gezogenen Blumen als Begrüßungs­geschenk.

Der hofft – wie übrigens auch Hartmann – auf ein harmonisch­es Miteinande­r. „Wir haben jetzt einfach mal aufgeräumt, der Michael und ich“, sagt Wachler. Und Hartmann findet: „Man steckt nicht wegen jedem Schmarren den Kopf in den Sand, sondern schüttelt sich und macht weiter.“Denn schließlic­h seien Grabenkämp­fe und Kleinkrieg­e nur ein abschrecke­ndes Beispiel für alle, die sich für Kommunalpo­litik interessie­rten. Er hoffe deshalb, dass sich die Wogen wieder glätten und die Parteipoli­tik wie in den vergangene­n Jahren auch künftig keine Rolle spiele.

 ?? Foto: Gemeinde ?? Mit dem nötigen Sicherheit­sabstand präsentier­en sich die Bürgermeis­ter von Markt Wald: Amtsinhabe­r Peter Wachler (rechts), Zweiter Bürgermeis­ter Christian Demmler (links) und Dritte Bürgermeis­terin Barbara Fischer.
Foto: Gemeinde Mit dem nötigen Sicherheit­sabstand präsentier­en sich die Bürgermeis­ter von Markt Wald: Amtsinhabe­r Peter Wachler (rechts), Zweiter Bürgermeis­ter Christian Demmler (links) und Dritte Bürgermeis­terin Barbara Fischer.

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