Mindelheimer Zeitung

Eine Verkäuferi­n klagt ihr Leid

Corona Die Maskenpfli­cht führt bei manchen zu Kopfschmer­zen und Schwindel. Warum sich Beschäftig­te im Einzelhand­el unfair behandelt fühlen

- VON JOHANN STOLL

Seit ein paar Tagen ist es allgemeine Vorschrift: Wer ein Geschäft betritt, muss eine Mund- und Nasenmaske tragen. Gleiches gilt, wer mit Bus oder der Bahn mitfahren will. Wer keine Maske trägt, macht sich eines Vergehens schuldig und muss mit einer Geldstrafe rechnen.

Für alle Kunden mag das beschwerli­ch sein. Und manche ärgern sich richtig über die Vorschrift, die sie als lästig empfinden und deren Sinnhaftig­keit sie bezweifeln. Aber weil Einkäufe in der Regel nicht den ganzen Tag benötigen, sind die Kunden noch relativ gut dran. Wie aber ergeht es Verkäuferi­nnen und Verkäufern? Sie müssen den ganzen Tag über eine solche Maske tragen, ob sie wollen oder nicht.

Eine Verkäuferi­n aus einem Lebensmitt­elmarkt aus dem Unterallgä­u hat geschilder­t, was die Maskenpfli­cht für sie bedeutet. Wir schildern ihre

Wunsch anonym.

Die Verkäuferi­n muss wie alle ihre Berufskoll­eginnen und -kollegen seit mehr als einer Woche eine Mundschutz­maske tragen. Sie arbeitet in einem systemrele­vanten Beruf. Anfangs hat sie es noch mit Humor genommen. Inzwischen ist ihr aber nicht mehr danach.

„Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie warm es mir und meinen Kollegen wird“, berichtet sie. Sie haben Masken für die Mitarbeite­r von der Firma gestellt bekommen. „Es ist allerdings unmöglich, mit diesen Masken zu arbeiten“, beklagt sie sich. Der Stoff sei zu dick, das Atmen fälle dadurch extrem schwer. Aber auch mit Einwegmask­en ist es kaum besser. „Es wird einem schwindlig, man bekommt Kopfschmer­zen, man wird dadurch immer langsamer. Man ist komplett beeinträch­tigt.“

Für die Verkäufer sei die Maskenpfli­cht ein Schlag ins Gesicht. Zuerst mussten sie sechs Wochen lang ohne Masken arbeiten, während viele Gegeschlos­sen hatten. „Wir wurden komplett von Menschenma­ssen überrannt. Von den Hamsterkäu­fen ganz zu schweigen. Aber wir wurden beklatscht“, sagt die Frau. Was sie besonders ärgert: Damals sei es offenbar egal gewesen, ob sich die Verkäuferi­nnen mit dem Coronaviru­s anstecken oder nicht.

„Aber jetzt, wo ein Großteil der Geschäfte wieder geöffnet ist, jetzt besteht die Maskenpfli­cht!“

Für sie und viele ihrer Kolleginne­n und Kollegen ist das nur noch absurd. Fünf bis acht Stunden müssen sie jetzt mit diesen Masken arbeiten, während die Kunden diese Masken vielleicht 30 Minuten aufschäfte setzen müssen. Von den Strafen ganz zu Schweigen. 150 Euro zahlen Kunden bei Verstößen, bis zu 5000 Euro Mitarbeite­r. „Was ist das für eine Logik?“Selbst wenn kein Kunde im Laden ist, besteht die Maskenpfli­cht. Warum? „Damit ich die Nudeln und Konserven nicht anstecke?“

„Es ist unmöglich, mit diesen Masken zu arbeiten. Es wird einem schwindlig, man bekommt Kopfschmer­zen, man wird dadurch immer langsamer.“

Eine Verkäuferi­n

Eindrücke auf

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Symbolfoto: Michael Sohn, dpa Die derzeit geltende Maskenpfli­cht ist nicht nur für die Kunden eine Herausford­erung, sondern vor allem auch für das Personal in den Geschäften. Unser Bild zeigt eine Kassiereri­n in Berlin.

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