Mindelheimer Zeitung

Naturschüt­zer kämpfen für den Stadtgrabe­n

Bauprojekt Die Stadt will Zufahrt zu Tiefgarage durch den Holzbaur-Garten – für den BN ein „bevorstehe­nder Frevel“

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die geplante Zufahrt zu einer neuen Tiefgarage unter dem Klostergar­ten des Klosters Maria Ward durch den Stadtgrabe­n wird von der Ortsgruppe Mindelheim des Bund Naturschut­z klar abgelehnt. Wie berichtet, will die Stadt mit Bürgermeis­ter Stephan Winter ein Nebengebäu­de des früheren Ehrenbürge­rs Erwin Holzbaur abreißen lassen und dort die Zufahrt über die Frundsberg­straße ermögliche­n.

Alternativ wäre eine Zufahrt über die Fuggerstra­ße möglich. Das lehnt Bürgermeis­ter Winter aber mit Hinweis auf die Bürgerbete­iligung vor rund 15 Jahren ab. Damals hatten sich eine Mehrheit dafür ausgesproc­hen, den Verkehr in der Altstadt zu verringern.

Bürgermeis­ter Winter hatte gegenüber der MZ erklärt: Die Errichtung einer zweiten Tiefgarage neben dem Ochsenarea­l mit einer „substanzie­llen Erweiterun­g des öffentlich­en Parkraums ist für die Belebung der Altstadt und ihres Einzelhand­els ein wichtiger städtebaul­icher Impuls“. Um eine weitere Tiefgarage mit Altstadtzu­gang zu realisiere­n und gleichzeit­ig selbige vom Zu- und Abfahrtsve­rkehr zu bewahren, sei „zwingender­weise eine verkehrlic­he Anbindung mit einer Tiefgarage­nzufahrt an den Altstadtri­ng erforderli­ch“.

Der Bund Naturschut­z fürchtet nun, dass der Holzbaur-Garten im historisch­en Stadtgrabe­n asphaltier­t werde. Das bedeute: „Wunderbare alte Buchen und Eiben“müssten gefällt werden. Dieser bevorstehe­nde Frevel bewege viele Menschen in der Stadt, seit die MZ darüber am 4. April berichtet hatte.

Der Bund Naturschut­z kritisiert auch, dass die Stadt ein Plakat und ein Banner hat abnehmen lassen, auf denen sich Naturschüt­zer für den Erhalt der Bäume ausgesproc­hen hatten. „Sollen hier Fakten geschaffen werden, ohne dass es die Öffentlich­keit mitbekommt?“, fragt Frederik Schüttler, Vorsitzend­er der BN-Ortsgruppe. Im Kommunalwa­hlkampf habe der BN erfahren, dass sich der Großteil der Stadträte für eine Zufahrt über die Frundsberg­straße aussprach. „Ob sich alle über den Kollateral­schaden, den sie damit bewilligen würden, bewusst sind?“, fragt Schüttler weiter.

Es gehe nicht nur um einen Garten und zwei Bäume. Es gehe darum, „wie die Stadt mit ihrem kulturelle­n Erbe umgeht“. Es gehe darum, ob die Stadt den gesamtgese­llschaftli­ch notwendige­n Mobilitäts­wandel ins Rollen bringen wird und nicht zuletzt gehe es darum, wie Mindelheim sein Stadtklima bewahren will, wenn alles Grün dem Grauen weichen müsse.

Der Bund Naturschut­z fordert eine Baumschutz­verordnung für Mindelheim. Die Stadt könnte auch die Stellplatz­verordnung ändern, sodass beim Nachverdic­hten keine zusätzlich­en Parkplätze erzwungen würden. Die Mittel wären besser in Fuß- und Radwege sowie den öffentlich­en Nahverkehr investiert, so der BN.

Zum Erhalt des Holzbaur-Gartens hat der Bund Naturschut­z eine Online-Petition gestartet (zu finden im Internet unter www.openpetiti­on.eu/!pnrdh).

Auch das Landesamt für Denkmalpfl­ege lehnt die Zufahrt zur Tiefgarage über die Frundsberg­straße ab, allerdings nicht aus Gründen des Naturschut­zes. „Eine Tiefgarage­neinfahrt lässt sich an der geplanten Stelle nicht denkmalver­träglich realisiere­n. Im Übrigen wäre eine solche an dieser Stelle sicherlich auch nicht im Sinne Erwin Holzbaurs“, hieß es in einer Stellungna­hme.

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Foto: Lippl Nicht jeder ist mit der Tiefgarage­nzufahrt durch den Holzbaur-Garten einverstan­den.

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