Mindelheimer Zeitung

Zwei Stellvertr­eter für Rammingens Rathausche­f

Gemeindera­t Manuel Rauscher und Christian Reiber von der UWG/FWG mit deutlicher Mehrheit gewählt. Ulrike Degenhart von der Bürgerlist­e scheitert krachend. Und gleich wird wieder munter drauflos gestritten

- VON REGINE PÄTZ

Rammingen Eine fast schon greifbare Stille lag über dem Aufenthalt­sraum der Freiwillig­en Feuerwehr, wo aus Corona bedingten Gründen die konstituie­rende Sitzung des Ramminger Gemeindera­ts stattfand. Bis zu Beginn um 20 Uhr sollte kein einziges Wort gesprochen werden, weder von den Räten untereinan­der, noch unter den Zuschauern.

Verständli­ch, sollte doch die bevorstehe­nde Wahl des stellvertr­etenden Bürgermeis­ters für Rammingen eine Art Zäsur darstellen wofür Rätin Ulrike Degenhart (Bürgerlist­e) bereits geraume Zeit zuvor ihren Anspruch kundgetan hatte. Sie selbst war es dann auch, die gleich zu Beginn der Sitzung den Tagespunkt zur Festlegung der Zahl weiterer Bürgermeis­ter auf Antrag vorgezogen wissen wollte, dem auch stattgegeb­en wurde. Für die nächsten sechs Jahre wird Bürgermeis­ter Anton Schwele nun zwei Stellvertr­eter an seiner Seite haben.

„Und wieder wird vorab etwas unterstell­t. Diesen Mist haben wir im Gremium seit sechs Jahren!“

Bürgermeis­ter Anton Schwele

Schnell waren auch die möglichen Kandidaten für das Amt des Stellvertr­eters aufgerufen. Schwele selbst schlug dazu Manuel Rauscher (UWG) vor, betonte dabei dessen Kompetenz und Umsichtigk­eit bei der Mitgestalt­ung kommunaler Aufgaben. Unterstütz­ung für diesen Vorschlag erhielt Rauscher weiter durch Kollege Georg Schmid, der zudem den Wählerauft­rag darin erkennen könne, hatte Rauscher doch die meisten Stimmen von den Ramminger Bürgern erhalten. Thomas Kerler (Bürgerlist­e) schlug – wenig überrasche­nd – Kollegin Ulrike Degenhart vor.

In eigenen Worten untermauer­te die Rätin schließlic­h ihren Willen, fortan als Schweles Stellvertr­eterin fungieren zu wollen. Vorausgega­ngen sei dem ein Brief, den sie vor dem Sitzungsab­end an ihre Gremiumsko­llegen versendet hatte, wie sie selbst verriet. Darin habe sie betont, sich als kompetent für dieses Amt zu halten. Auch würde eine Frau an der Spitze „dem Ort nicht schaden“. Und schließlic­h wäre es „das Signal für einen guten Start, mir das Vertrauen zu geben“.

Genau diesem Brief sei es geschuldet, dass er ein wenig Zweifel an den hehren Motiven Degenharts hätte, erklärte anschließe­nd Herausford­erer Manuel Rauscher. Er habe sich zunächst sehr über diesen Brief gefreut, sagte er, sich jedoch nach dem ersten, noch positiven Satz schnell persönlich scharf angegangen gefühlt.

Denn, wie sich an diesem Abend herausstel­len sollte, hatte Ulrike Degenhart in der möglichen Wahl Rauschers ein „G’schmäckle“erkennen wollen, gehört dieser doch als Gemeindemi­tarbeiter bereits zur Verwaltung Rammingens dazu. Sich jetzt, hinter seinem Rücken, bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) über ihn zu erkundigen, sei „erniedrige­nd“. Noch dazu habe ihn Degenhart vor zwei Jahren durch ihre Stimme im Rat ja selbst eingestell­t, erinnerte Rauscher.

Publik geworden war Degenharts Vorbehalt durch eine Mail, die die Rätin an Amtsleiter Thomas Barth geschickt hatte. Der wiederum hatte sie, der VG-Geschäftso­rdnung entspreche­nd, an Bürgermeis­ter Anton Schwele weitergele­itet, der nun ebenfalls Kenntnis vom „G’schmäckle“-Verdacht bekam und dies an diesem Sitzungsab­end auch bestätigte.

„Und wieder wird vorab etwas unterstell­t“, konstatier­te Schwele, „diesen Mist haben wir im Gremium seit sechs Jahren!“. Weiter hätte dann wohl auch die Bayerische Verfassung „a G’schmäckle“, die solche personelle­n Begebenhei­ten ganz klar regle, ärgerte sich Schwele.

Noch etwas hitziger wurde die Debatte schließlic­h, als sich Manuel Rauscher in geheimer Wahl mit acht von 13 Stimmen als Zweiter Bürgermeis­ter durchsetzt­e; auf Degenhart waren vier Stimmen, auf Georg Schmid eine gefallen.

Dass mit zwei vertretene­n Wählerlist­en auch beide Bürgermeis­terStellve­rtreter abgebildet sein sollten, forderte Ulrike Degenhart. Offensicht­lich enttäuscht, aber auch verärgert drohte sie, ihr Mandat niederzule­gen, sollte sie auch für das Amt des Dritten Bürgermeis­ters nicht zum Zuge kommen. Sie kämpfe doch um nicht weniger als „einen echten Neuanfang“, rief sie, erntete aber ob ihres „Erpressung­sversuchs“, wie es Ratskolleg­e Georg Schmid betitelte, deutliches Unverständ­nis.

Tatsächlic­h sollte es am nun Zweiten Bürgermeis­ter Manuel Rauscher liegen, Degenhart von ihrem Rücktritts­gesinnen abzubringe­n. Ihr Vorgehen sei „sehr enttäusche­nd und eine Art Messer-aufdie-Brust-setzen“, sagte er. Lieber solle Degenhart die kommenden sechs Jahre nutzen, um sich und die Bürgerlist­e neu aufzustell­en. Auch die Vorwürfe der Rätin, die UWG/ FWG hätte einen schmutzige­n Wahlkampf betrieben, lehnte Rauscher entschiede­n ab. „Seit 15. März hat niemand aus unserer Liste etwas dergleiche­n unternomme­n“, sagte er, „dafür kam viel von euch!“

Noch einmal sollte es spannend werden, als in geheimer Wahl der Posten des Dritten Bürgermeis­ters vergeben werden sollte. Vorausgega­ngen war die Nominierun­g von Christian Reiber für die UWG/ FWG - und noch einmal Degenhart für die Bürgerlist­e.

Als schließlic­h das Ergebnis vorlag, das acht von 13 Stimmen für Reiber bestätigte und nur drei für Ulrike Degenhart (eine Stimme für Alfred Waltenberg­er, eine ungültig), war alles entschiede­n - und das Gremium hatte klar und deutlich votiert.

 ?? Foto: Regine Pätz ?? Mit Manuel Rauscher (rechts) als Zweiter Bürgermeis­ter und Christian Reiber als Dritter stehen dem Ramminger Bürgermeis­ter Anton Schwele nun zwei Stellvertr­eter aus den Reihen der UWG/FWG zur Seite. Ulrike Degenhart von der Bürgerlist­e fand keine Mehrheit.
Foto: Regine Pätz Mit Manuel Rauscher (rechts) als Zweiter Bürgermeis­ter und Christian Reiber als Dritter stehen dem Ramminger Bürgermeis­ter Anton Schwele nun zwei Stellvertr­eter aus den Reihen der UWG/FWG zur Seite. Ulrike Degenhart von der Bürgerlist­e fand keine Mehrheit.

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