Udos Erzfeind
Serie Selbst auf den Bäumen konnte sich der aufrecht gehende Menschenaffe vor der Säbelzahnkatze nicht sicher sein. Ein weiterer spannender Fund aus der Nähe von Schlingen
Menschenaffe Udo ist sicherlich der bekannteste Fund aus der Hammerschmiede, einer Tongrube am Ortsrand von Pforzen, unweit von Schlingen. Doch bei Weitem nicht der Einzige - im Gegenteil. Über 15 000 Fossilien wurden dort bereits geborgen, darunter allein Relikte von 117 verschiedenen Wirbeltierarten. Jeden Monat stellt die Paläontologin Madelaine Böhme, Udos Entdeckerin, in der Serie „Fossil des Monats“einen der spannendsten Funde vor. Heute geht es um eine flinke und gefährliche Säbelzahnkatze.
„Die Familie der Katzen besteht aus drei Gruppen: den echten Katzen, den Säbelzahnkatzen und den falschen Säbelzahnkatzen. Alle drei Gruppen sind aus der Hammerschmiede bekannt. Heute möchte ich Ihnen die Säbelzahnkatze Pseudaelurus quadridentatus vorstellen. Pseudaelurus war von der stattlichen Größe einer Großkatze, erreichte fast die Ausmaße eines Leoparden und wog etwa 30 Kilogramm.
Schon aufgrund dieser Werte ist davon auszugehen, dass er der Hauptfeind unseres baumbewohnenden Menschenaffen Danuvius guggenmosi, genannt „Udo“, war. Und dies insbesondere, da fast alle Katzen – und so auch
Pseudaelurus – hervorragende Kletterer sind. Als einzige Raubtiere können sie ihre Krallen aktiv ein- und ausfahren. Mithilfe ihrer ausgefahrenen Krallen vermögen sie sich nicht nur sicher, sondern auch sehr flink im Astwerk zu bewegen und von da aus ihre tödlichen Angriffe zu starten.
Nur im äußersten Astwerk der Bäume und auf Lianen war „Udo“sicher vor Pseudaelurus. Denn auf dünnen Zweigen zeigen sich die Nachteile von Krallen und die
Vorteile eines kräftigen Greiffußes, so wie ihn Danuvius besaß.
Wie alle Säbelzahnkatzen besitzt auch Pseudaelurus schmale, verlängerte und säbelartig gekrümmte obere Eckzähne (siehe Foto), wohingegen die unteren Eckzähne stark reduziert sind.
Dies steht im Gegensatz zu den echten Katzen, zu denen neben Haus- und Wildkatze auch Tiger und Löwen zählen. Bei echten Katzen sind obere und untere Eckzähne in etwa gleich lang, kaum gebogen und im Querschnitt rund. Pseudaelurus steht am Anfang der Säbelzahnkatzen-Evolution. Seine Säbel sind noch vergleichsweise klein und sie tragen auch noch keine gezähnelten Schneiden, ähnlich denen von Tomatenmessern.
Beides kommt erst bei den klassischen Säbelzahnkatzen des Miozäns, der Gattung Machairodus, zum Tragen.
Diese fast löwengroßen Katzenartigen gab es zur Zeit der Ablagerungen der Hammerschmiede noch nicht, sie entwickelten sich erst einige hunderttausend Jahre später.“