Wohin mit dem Altpapier?
Recycling Im Unterallgäu darf theoretisch wieder Papier eingesammelt werden. Doch nur ganz wenige Vereine können die Bedingungen erfüllen. In Bad Wörishofen leiden darunter nicht nur die Clubs, sondern auch der Verwerter
Im Unterallgäu haben bisher Vereine das Altpapier gesammelt und damit die Kasse aufgebessert. Doch jetzt gibt es Probleme, die nicht nur mit Corona zu tun haben.
Bad Wörishofen Für die Bürger sind sie praktisch, für die Vereine zumeist eine wichtige Einnahmequelle: Altpapiersammlungen gehören im Unterallgäu fest zum Jahreskalender, natürlich auch in Bad Wörishofen. Doch in der Corona-Krise ist auch hier vieles anders. An Sammeln war zuletzt nicht zu denken. Der Sport- und Schützenverein Schlingen macht sich am Samstag, 30. Mai, nun erstmals wieder ans Werk. Damit ist der Verein aber die große Ausnahme. Denn die Hürden sind hoch.
Am 5. Mai wurde die bisherige Ausgangsbeschränkung zum Infektionsschutz in eine Kontaktbeschränkung umgewandelt. Seither dürfen sich Verwandte ersten Grades wieder öffentlich treffen, auch zusammen mit Mitgliedern eines zweiten Haushaltes. Dies würde auch Altpapiersammlungen im sogenannten Holsystem wieder ermöglichen. Containersammlungen im Bringsystem dagegen sind weiterhin nicht erlaubt, weil dies Versammlungscharakter bedeuten würde. Dies teilte das Landratsamt Unterallgäu auf Nachfrage mit.
Das Problem, vor dem die meisten Vereine nun aber stehen: Wie sollen Vereinssammlungen im Holsystem durchgeführt werden, wenn auf einem Fahrzeug nur Mitglieder eines oder bestenfalls eines zweiten Hausstandes mitfahren dürfen, die dann auch noch den Corona-Sicherheitsabstand einhalten müssten?
Martin Reiner von der gleichnamigen Wertstofffirma in Bad Wörishofen, wundert sich deshalb nicht, dass Vereine sich derzeit nicht in der Lage sehen, zumindest größere Sammlungen mit mehreren Fahrzeugen durchzuführen. Über Reiner laufen fast alle einst monatlichen Sammlungen zusammen mit den Vereinen aus Bad Wörishofen. Dass nun im ganzen Landkreis praktisch nicht mehr gesammelt wird, stellt auch für Reiners Betrieb ein großes Problem dar, wie er sagt. „Natürlich ist uns bereits eine ganze Menge Geld weggebrochen und wir müssen eben versuchen, uns mit kleineren Aufträgen von Subunternehmern und anderen Entsorgern über Wasser zu halten“, berichtet er. Zudem sei auch der Markt als Ganzes weitgehend eingebrochen.
Für Kartonagen gebe es fast gar kein Geld mehr und auch der Papierpreis beginne erst langsam wieder anzuziehen. Dennoch wäre Martin Reiner durch eine günstige
Konstellation noch in der Lage, den Vereinen einen Preis fast wie bisher zu bezahlen.
Doch nachdem schon die Aprilsammlung in der Stadt ausgefallen ist, sieht sich auch der TSV Bad Wörishofen nicht in der Lage, unter den vorgegebenen Bedingungen die geplante Straßensammlung im Juni zu organisieren und hat sie bereits abgesagt. „Wir können die Vorgaben bei den vielen Fahrzeugen, die wir dazu brauchen, einfach nicht erfüllen. Dazu kommt, dass wir unsere Mitglieder in den unterschiedlichen Abteilungen durch den sportlichen Stillstand nur schwer erreichen könnten.“Geschafft haben dies dagegen die Böllerschützen in Dorschhausen am Samstag, den 16. Mai. Allerdings war dies nur im kleinen Rahmen mit wenigen Fahrzeugen, kleinerem Helferkreis als sonst und damit verbundenem größeren Zeitaufwand möglich, wie Andreas Hoh, der Organisator mitteilte. Ob der FC Bad Wörishofen dann im Juli sammeln wird, erscheint ebenfalls eher unwahrscheinlich, wenn sich an den Vorgaben bis dahin nichts ändert.
Dabei sind die Sammlungen für viele Vereine eine wichtige Finanzierungshilfe, auch wenn durch das
Bereitstellen der Blauen Tonne die Erträge schon deutlich zurückgegangen sind und seither auch das Landratsamt nichts mehr dazuzahlt, wie früher geschehen. Trotzdem wären die Vereine wohl sofort wieder bereit, zu sammeln,, wenn es die Vorgaben erlauben würden. Wie Martin Reiner bestätigt, würden sie auch die Kartonagen vorerst in der Hoffnung mitnehmen, dass sich das preislich später wieder auszahlt. Die Alternative wäre nämlich, dass diese dann von den Verbrauchern selbst mit entsprechendem Verkehrsaufkommen am Wertstoffhof entsorgt werden müssten.