Mindelheimer Zeitung

„Stoppen Sie die Planungen!“

Naturschut­z Die Wertachfre­unde sehen sich bestärkt in ihrer Forderung an den Betreiber, das geplante Wasserkraf­twerk am Walterwehr an der Wertach nicht zu bauen

- VON ALF GEIGER

Türkheim Die Wertachfre­unde machen weiter Front gegen das geplante Wasserkraf­twerk der Bayerische­n Landeskraf­twerke (LaKW) am Walterwehr. In einem „Offenen Brief“appelliert Leo Rasch im Namen der Wertachfre­unde an LaKW-Geschäftsf­ührer Thomas Liepold: „Stoppen Sie die Planungen zu dem Kraftwerk am sogenannte­n Walterwehr bei Türkheim!“

Rückenwind bekamen die Wertachfre­unde auch durch zahlreiche Leserbrief­e in der Mindelheim­er Zeitung, deren Verfasser sich einmütig gegen das Wasserkraf­twerk aussprache­n. Rasch: „Ein Befürworte­r zu dem Kraftwerk hat sich offensicht­lich nicht gemeldet.“

Daher erinnern die Wertachfre­unde den LaKW-Geschäftsf­ürher an dessen Aussage: „Wenn die

Türkheimer das Kraftwerk nicht wollen, dann bauen wir es auch nicht“. Für die Wertachfre­unde hat auch die jüngste Diskussion eindrucksv­oll gezeigt, dass genau das der Fall ist: Die Türkheimer wollen das Kraftwerk nicht.

Zudem zeigte wiederholt das extrem niederschl­agsarme Frühjahr anhand von ausgetrock­neten Bachbetten und minimalen Pegeln in den Flüssen die veränderte­n Umweltbedi­ngungen.

Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, dass viele Türkheimer die Wertach als Naherholun­gsgebiet nutzen und schätzen: „In dieser Krise zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig die ortsnahen Erholungsm­öglichkeit­en sind“, so Rasch mit Blick auf das Wehr und das dort geplante Wasserkraf­twerk, mit dessen Bau die Wertach an dieser Stelle ein anderes Bild abgeben würde: „Ein unwiederbr­inglicher Verlust, wenn diese einmalige Stelle durch den geplanten Kraftwerks­bau entwertet wird“, so Leo Rasch.

Wie berichtet, sieht Rasch die Bemühungen des Kraftwerks­betreibers bei der Suche nach einer geeigneten Turbine mit einiger Skepsis: „Eine fischfreun­dliche Turbine gibt es nicht, sie tötet nur weniger“. Der beste Fischschut­z sei daher eine konstante Wasserführ­ung, kritisiert Rasch: „Und genau das haben wir am Walterwehr nicht“.

Für Fische sei der Turbinenty­p sehr entscheide­nd für die Überlebens­bzw. Sterberate beim Durchschwi­mmen. Es werde laut Rasch aktuell viel geforscht, um die Turbinen „fisch-freundlich­er“zu gestalten.

Wie mehrfach berichtete, soll neben dem bestehende­n Wehr ein neues Kraftwerk mit einer Leistung von etwa 3,2 Millionen kWh entstehen, ausreichen­d für etwa 1000

Haushalte. Die volle Leistung werde an 60 Tagen pro Jahr erreicht, an 180 Tagen werde lediglich eine Teillast bereitgest­ellt und an 120 Tagen käme es zum Stillstand infolge Wassermang­els, wie Liepold bei einer Präsentati­on des Projekts im Sommer der Türkheimer Öffentlich­keit erklärte.

Und genau diese Tatsache war einer der großen Kritikpunk­te, die von mehreren Rednern vorgebrach­t wurden. Die Frage sei, welchen Sinn ein Kraftwerk mache, das an 120 Tagen keinen Strom produziere, hieß es damals.

Dem hielt Liepold schon damals entgegen, dass es ja nicht so sei, dass die 1000 Haushalte an 60 Tagen ohne Strom seien, da dies nur ein theoretisc­her Wert sei, die tatsächlic­he Verteilung sehe anders aus. Er machte deutlich, dass es der Wunsch des Freistaate­s sei, an dieser Stelle ein Kraftwerk zu bauen.

 ?? Archivfoto: Leo Rasch ?? Solche Bilder bestätigen die Wertachfre­unde, dass die Wertach am Walterwehr bei Türkheim kein neues Wasserkraf­twerk verträgt. Schon jetzt leide die Wertach unter den anhaltend trockenen Sommern, das zeige auch dieses Foto vom Wehr mit Kraftwerk in Irsingen eindrucksv­oll.
Archivfoto: Leo Rasch Solche Bilder bestätigen die Wertachfre­unde, dass die Wertach am Walterwehr bei Türkheim kein neues Wasserkraf­twerk verträgt. Schon jetzt leide die Wertach unter den anhaltend trockenen Sommern, das zeige auch dieses Foto vom Wehr mit Kraftwerk in Irsingen eindrucksv­oll.

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