Mindelheimer Zeitung

Freud und Leid am E-Punkt

Fußball Das Elfmetersc­hießen, eine Erfindung aus Penzberg, wird 50

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

„Der Schütze lief plötzlich an. Der Tormann, der einen grellgelbe­n Pullover anhatte, blieb unbeweglic­h stehen, und der Elfmetersc­hütze schoss ihm den Ball in die Hände.“(Aus Peter Handkes „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“.)

Dass Handkes Buchtitel irrt, weiß jeder, der einmal einen Elfmeter geschossen hat. Denn nicht der Torhüter hat Angst, sondern der Schütze. Vom Schützen wird erwartet, dass er trifft. Der Schütze hat nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren. Die Welt merkt sich die Namen derer, die versagt haben, nicht die jener, die getroffen haben. Das führt uns direkt zum Elfmetersc­hießen und zu Uli Hoeneß, dessen Namen sich die Welt unter anderem auch auf diese Weise gemerkt hat.

Hoeneß drosch 1976 im Elfmetersc­hießen des EM-Finales die Kugel mit befreiende­r Wucht über das Tor in den Belgrader Nachthimme­l. „Einsam spazierte ich auf den weißen Punkt, rings um mich Sahara“, beschrieb er später sein Trauma.

„Ich schaute dem Ball nach, sah ihn immer höher steigen. Wie eine Weltraumra­kete von Cape Kennedy sauste er in Richtung Wolken.“

Gerne hätte Hoeneß am Elfmeterpu­nkt ein tiefes Loch gebuddelt, auf dass ihn der Erdboden verschluck­e. Das ging aber nicht, weil nach ihm noch Antonin Panenka kam. Panenka schoss den damals frechsten Elfmeter der Fußball-Geschichte. Während sich Sepp Maier in eine Torecke warf, schlenzte er die Kugel lässig in die Mitte, wo sie langsam ins Netz perlte.

Warum das alles jetzt? Weil das Elfmetersc­hießen 50 wird. Sein Erfinder: der Amateur-Schiedsric­hter Karl Wald aus Penzberg. Mehr dazu lesen Sie im Sport.

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Foto: dpa Uli Hoeneß’ Fehlschuss.

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