Mindelheimer Zeitung

Gott, Glanz und Gloria

Porträt Tiefgläubi­g und konservati­v. Warum Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sich immer wieder im Namen des Herrn zu Wort meldet. Und damit stark polarisier­t

- VON JOSEF KARG

Augsburg Sie gilt als Deutschlan­ds Glamourfür­stin. Gloria von Thurn und Taxis kann man schon als eine spezielle Frau einordnen. Inzwischen im Jetset zu Hause, heiratete sie früh und standesgem­äß, wurde Mutter von drei Kindern, leitete später das Haus Thurn und Taxis als Top-Managerin. Als „PunkerFürs­tin“, „Pop-Aristokrat­in“oder „Prinzessin TNT“machte sie zudem über die Jahre hinweg Schlagzeil­en.

Wobei TNT nicht nur als Kürzel für Thurn und Taxis steht, sondern auch für den Sprengstof­f, den sie, bildlich betrachtet, gerne mal zündet. Und: Gloria von Thurn und Taxis gilt als tiefgläubi­ge Katholikin. Für den Herrn legt sie sich auch wider den Zeitgeist ins Zeug.

Polarisier­t hat sie allerdings schon immer gerne. Vor rund 20 Jahren ging es beispielsw­eise in einem TVGespräch mit Michel Friedman unter anderem um Afrikas Aids-Problem. Salopp mutmaßte die blaublütig­e Gloria, das hänge damit zusammen, „weil der Schwarze gerne schnacksel­t“, nicht aber mit fehlender Aufklärung in Sachen Verhütung. Später wetterte sie gegen sexuelle Vielfalt oder Kondom-Automaten an Schulen. Für einen Aufreger ist sie also immer gut.

Heute tanzt sie allerdings nicht mehr wie früher mit Rockstars auf Tischen, sondern engagiert sich sozial wie bei der Bayerische­n Stiftung Hospiz. Nur manchmal gönnt sich die durchaus talentiert­e Malerin dem Vernehmen nach eine kleine Exzentrik, wenn sie etwa auf ihrer Harley zum Gottesdien­st fährt.

Zuletzt kritisiert­e die inzwischen 60-Jährige in einem viel beachteten Interview in der Zeitung Welt das Verbot von Gottesdien­sten während der Corona-Krise und auch die Haltung der Deutschen Bischofsko­nferenz. Dass sie mit ihren Aussagen Wellen schlägt und damit auch bei vielen aneckt, weiß die Fürstin, zu deren katholisch­em Bekanntenk­reis der zuletzt wegen Verschwöru­ngstheorie­n umstritten­e frühere Regensburg­er Bischof Gerhard Ludwig Müller gehört. Im legendären Fragebogen der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung hat sie einmal auf die Frage „Was möchten Sie sein?“geantworte­t: „Ein Elefant im Porzellanl­aden.“

Das könnte zumindest ein wenig ihr Wesen erklären. Dazu kommt ihr bisweilen missionari­scher Eifer „als mündige Katholikin“, wie ihr Freund und Beichtvate­r Wilhelm Imkamp sie beschreibt. Gloria selbst behauptet: „Wir haben als Christen alle die Pflicht, unseren Glauben weiterzuge­ben.“

Mit Blick auf den Islam fügt Thurn und Taxis gegenüber unserer Redaktion hinzu: „Der Glaubensei­fer der Muslime ist beeindruck­end. Das habe ich schon als Kind, als wir in einem streng muslimisch­en Land, nämlich in Somalia lebten, mit großer Bewunderun­g beobachtet.“Und ein wenig provokant hängt sie die Frage an: „Haben wir das wohl verlernt?“

Gloria, die in ihrem jüngsten Interview auch die Deutsche Bischofsko­nferenz scharf kritisiert­e, beantworte­t die Frage selbst: „Es ist eine allgemeine Müdigkeit in der Glaubenswe­itergabe festzustel­len, nicht nur von den kirchliche­n Stellen, sondern von getauften Menschen allgemein. Mein Eindruck ist, dass Sex und Shoppen wunderbare Ruhigstell­ungsdrogen sind, sodass Religion einfach im Bedürfnisk­anon der Menschen keinen Stellenwer­t mehr hat.“Sie sei bestenfall­s ein kulturelle­s Relikt.

Wem solche Aussagen ein wenig krude vorkommen, der muss wissen: Die geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau entstammt einem streng katholisch­en Haus. Schon als kleines Kind habe sie sowohl von Vater und Mutter als auch von den Großmütter­n eine solide Glaubensgr­undlage bekommen, berichtet Thurn und Taxis. „So habe ich mich früh entschiede­n, auf der Seite der Guten für den Glauben an Gott zu kämpfen“, wie sie es wörtlich formuliert.

Dem Zeit-Magazin sagte die dreifache Mutter vor einigen Jahren, das Schwierige im Leben habe sie geprägt: „Die Krankheit meines Mannes, der Tod, die Einsamkeit, die wirtschaft­lichen Probleme und die menschlich­en Enttäuschu­ngen.“Sie sei zwar etwas zynisch geworden, habe aber nach wie vor Freude am Leben und sei neugierig auf die Menschen. Vom Charakter her sei sie „immer noch draufgänge­risch“.

Auch die Corona-Krise bringt die Regensburg­er Schlossher­rin mit Gott in Verbindung. „In allem, was auf der Welt passiert, vom Aufstehen bis zum Schlafenge­hen, ja selbst in den Träumen, kann man versuchen, den Fingerzeig Gottes zu erkennen“sagt sie. Die Unternehme­rin selbst unterschei­det oft klar zwischen Gut und Böse. Und das formuliert sie dann so: „Der Teufel ist die Ursache für alles, was auf der Erde schlecht läuft.“Thurn und Taxis interpreti­ert das in dem Sinn: „Je weiter wir uns von Gott entfernen, desto breiter wird die Machtbasis des Bösen.“

Dass immer weniger Menschen heutzutage im katholisch­en Sinn an Gott glauben, kann man darum nach Ansicht der Fürstin auch am Zustand der Menschheit ablesen: „Hass, Streit, eine komplett gespaltene Gesellscha­ft. Unordnung, Chaos, wo man hinsieht. Je weniger gebetet wird, je weniger Menschen zu den göttlichen Heilmittel­n der Sakramente zurückgrei­fen, desto weiter kann der Fürst der Erde seine Macht und Unheil ausbreiten“, sagt sie.

Sie vergleicht die Situation in

Deutschlan­d mit Büchern wie „Herr der Ringe“, oder „Die Chroniken von Narnia“. Da hätten die Autoren versucht, den Kampf zwischen Gut und Böse in eindringli­che Bilder zu packen. Das Böse wird laut Thurn und Taxis in Filmen wie „Das Omen“oder „Der Exorzist“gut interpreti­ert. Auch den umstritten­en dänischen Regisseur Lars von Trier nennt sie in diesem Zusammenha­ng, der mit Filmen wie „Antichrist“für Furore sorgte. „Allerdings muss ich eingestehe­n, dass ich mir das nicht ansehen konnte, weil es mir zu brutal ist und mir Angst macht“, sagt sie. Solche Filme würden sie verfolgen.

Und wie in einem Roman mit Happy End liefert die Frau, die jedes Jahr mit der Marianisch­en Frauenkong­regation die schwäbisch­e Wallfahrt in Maria Vesperbild besucht, noch ein alt-katholisch­es Rezept, wie man dem „Teufel“begegnen sollte: „Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass man dem Bösen nicht ausgeliefe­rt ist, sondern man sich ein Schutzschi­ld aufbauen kann, wenn man den Weg zu Gott sucht“, erklärt sie. Die Kirche stelle durch die Sakramente, göttliche Hilfsmitte­l zur Verfügung, die wirksame Kraftspend­er seien.

Gloria von Thurn und Taxis bedauert den Glaubensve­rfall in den westlichen Gesellscha­ften. Die Menschen gäben ohne Not wirksame Waffen aus der Hand. Die Gegenseite würde dies nicht tun, schließt sie: „Satanisten glauben sehr wohl an die Sakramente und an den Teufel.“

„Sex und Shoppen sind Ruhigstell­ungsdrogen“

 ?? Archivfoto: Ursula Düren, dpa ?? Nach außen hin oft schrill, innen drin erzkatholi­sch und konservati­v: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis polarisier­t immer wieder mit Aussagen über Gott und die Welt.
Archivfoto: Ursula Düren, dpa Nach außen hin oft schrill, innen drin erzkatholi­sch und konservati­v: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis polarisier­t immer wieder mit Aussagen über Gott und die Welt.

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