Mindelheimer Zeitung

Rocker-Boss muss in den Knast

Hells-Angels-Chef in Rosenheim verurteilt

- VON MICHAEL BÖHM

Tuntenhaus­en Die Aufregung war groß im oberbayeri­schen Tuntenhaus­en, als es plötzlich mit den berühmt-berüchtigt­en „Hells Angels“in Verbindung gebracht wurde. Mitglieder des Rockerklub­s sollen dort das „Chapter Rosenheim“, also eine Ortsgruppe, gegründet und das Gebäude einer ehemaligen Metzgerei in Tuntenhaus­en als ihr Vereinshei­m auserkoren haben. Zur Eröffnungs­feier im Juli des vergangene­n Jahres kamen mehr als 100 teilweise vorbestraf­te Rocker. Anwohner zeigten sich besorgt. Der Bürgermeis­ter sagte: „Die brauchen wir hier nicht.“

Nun, nicht ganz ein Jahr später, ist es offenbar ruhig um die zwielichti­gen Motorradfr­eunde aus Tuntenhaus­en geworden. „Wir wissen aktuell nicht, ob es das Chapter überhaupt noch gibt“, sagte ein Sprecher des Landeskrim­inalamtes auf Nachfrage. Wohl aber wisse man, dass der Präsident der Rosenheime­r Hells Angels unter anderem wegen Zwangspros­titution ein Jahr und acht Monate ins Gefängnis muss. Das Urteil des Amtsgerich­ts Rosenheim sei vor wenigen Tagen rechtskräf­tig geworden.

Bereits kurz nach der Gründung der Rosenheime­r Hells-AngelsOrts­gruppe waren Ermittlung­en gegen deren Boss angelaufen, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Dienstag mit. Zunächst habe lediglich der Verdacht des Kokainhand­els im Raum gestanden, schließlic­h seien Zwangspros­titution und weitere Delikte hinzugekom­men. Im September wurde der Rocker-Boss festgenomm­en. Der 36-Jährige soll unter anderem einer jungen, alleinerzi­ehenden Mutter mit erhebliche­n finanziell­en Schwierigk­eiten eine Liebesbezi­ehung vorgespiel­t und sie dazu gezwungen haben, sich zu prostituie­ren. Ihre Einkünfte – 40 000 Euro in drei Monaten – habe sie bis auf Kleinbeträ­ge an den arbeitslos­en Präsidente­n der Hells Angels abgeben müssen. Dieser soll sich davon einen „luxuriösen Lebensstil“finanziert haben. So habe er gemeinsam mit einer weiteren Prostituie­rten ein gehoben ausgestatt­etes Einfamilie­nhaus bewohnt und zuletzt Autos und Motorräder der Marken Harley Davidson, Bentley und Maserati gefahren.

Für die Polizei ist das Thema damit aber längst nicht abgeschlos­sen, sagte der Sprecher des Landeskrim­inalamtes unserer Redaktion: „Unabhängig davon, wie sie offiziell organisier­t sind und ob sie schon einen neuen Präsidente­n haben oder nicht, haben wir Rockerklub­s als Teil der Organisier­ten Kriminalit­ät immer im Blick.“

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Foto: Matthias Wörz
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