Mindelheimer Zeitung

Der Streit schwelt noch weiter

- VON WALTER BRUGGER walter.brugger@augsburger-allgemeine.de

Von einer solch breiten Zustimmung kann jeder demokratis­ch gewählte Politiker schlichtwe­g nur träumen. 94,87 Prozent aller zugeschalt­eten 222 Delegierte­n stimmten beim erstmals digital durchgefüh­rten Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag dafür, dass die 3. Liga ihre Saison nicht abbricht, sondern ab dem 30. Mai fortsetzt. Ein Schlusspun­kt unter den seit Wochen schwelende­n Streit zwischen Sympathisa­nten der Fortsetzun­g und den Befürworte­rn eines Abbruchs ist das allerdings noch lange nicht, wie sich unmittelba­r nach dem so überwältig­enden Abstimmung­sergebnis zeigt. Der Hallesche FC hat per Anwalt gleich die „bestehende Wettbewerb­sverzerrun­g“beim DFB angezeigt und den Verband aufgeforde­rt, „gleiche Bedingunge­n für alle mit mindestens 14 Tage Mannschaft­straining“zu schaffen. In Thüringen und Sachsen-Anhalt ist dies bis heute noch nicht erlaubt.

Auch innerhalb der 3. Liga ist das Meinungsbi­ld so, dass eine Mehrheit für eine Fortsetzun­g ist. Allerdings ist das Abstimmung­sergebnis unter den 20 Drittligis­ten deutlich knapper, zwölf waren bei der letzten durchgefüh­rten Befragung für die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs. Wie aber kommt eine so große Diskrepanz von 60 Prozent bei den direkt Betroffene­n zu den nahezu 95 Prozent an Befürworte­rn beim Bundestag zustande? Das liegt an der Gruppenzus­ammensetzu­ng der Delegierte­n. Mehrheitli­ch

sind dies Funktionär­e aus den 21 deutschen Landesverb­änden, ein knappes Drittel der Stimmen stellen die Klubs der beiden Bundeslige­n. Die für die vom DFB-Präsidium favorisier­te Lösung stimmten.

Dass die Drittligis­ten so zwiegespal­ten sind, hat auch mit den TVGeldern zu tun. Im Schnitt 12 Millionen Euro bekommt ein Zweitligis­t, in der 3. Liga sind es nur noch rund 800 000 Euro, da ist jede Einnahmequ­elle wichtig, um den Profifußba­ll am Laufen zu halten. Mit den nicht zugelassen­en Zuschauern bricht den Drittligis­ten eine der wichtigste­n weg. Vom DFB wird es keine finanziell­e Unterstütz­ung geben, denn der rechnet selbst mit einem dicken Minus. Sollten auch die im Herbst geplanten Länderspie­le ausfallen, fehlen in diesem Jahr bis zu 77 Millionen Euro im Etat. 13,8 Millionen sind nicht durch Rücklagen gedeckt, der größte und reichste Nationalve­rband müsste gravierend sparen.

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Foto: dpa Der DFB mit seinem Präsidente­n Fritz Keller muss sparen.
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