Mindelheimer Zeitung

Der Führersche­in ist schneller weg, als bisher

Verkehr In Bad Wörishofen gilt Tempo 30. Der neue Bußgeldkat­alog macht Verstöße dagegen deutlich folgenschw­erer

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Seit etwa einem Monat gelten nun die verschärft­en Regeln des Bußgeldkat­alogs für den Straßenver­kehr – und sie stoßen auf Widerstand. Der Grund: Viel schneller als zuvor droht der Entzug des Führersche­ins. In Bad Wörishofen müssen Autofahrer noch besser aufpassen als in anderen Ortschafte­n. Denn in der Kneippstad­t gilt praktisch flächendec­kend Tempo 30 im Stadtgebie­t. Das bedeutet, dass in Bad Wörishofen seit dem Inkrafttre­ten der neuen Regeln eine Geschwindi­gkeit von 51 km/h für ein einmonatig­es Fahrverbot reicht. Dazu gibt es eine Geldstrafe von 80 Euro und einen Punkt in der Verkehrssü­nderkartei in Flensburg. Um den Führersche­in zu verlieren, musste man bislang 31 km/h zu schnell fahren, in Bad Wörishofen also 61 km/h, in Gemeinden mit herkömmlic­hem Tempolimit 81 km/h.

Auch insgesamt wurde zu schnelles Fahren wesentlich teurer. Wer innerorts bis 10 km/h zu schnell ist, muss mit 30 Euro Strafe rechnen, bis 15 km/h sind es nun 50 Euro und bis 20 km/h 70 Euro. Die Bußgelder bis zu dieser Marke wurden verdoppelt. Wer in Bad Wörishofen mit 41 bis 45 km/h geblitzt wird, muss nun statt 25 Euro 50 Euro Strafe bezahlen. Innerorts „blitzt“dabei die kommunale Verkehrsüb­erwachung.

Wie sich die neuen Strafgrenz­en in Bad Wörishofen auswirken, ist allerdings noch nicht absehbar. Ordnungsam­tsleiter Jan Madsack sagte unserer Redaktion, dass die Stadt Mindelheim die Auswertung der Überwachun­g des fließenden Verkehrs für die Stadt Bad Wörishofen übernehme. „Die Einzelausw­ertung des Monats Mai liegt uns erst in vier bis sechs Wochen vor“, sagt Madsack. „Wenn die Neuregelun­gen zur Verkehrssi­cherheit beitragen sind sie durchaus gerechtfer­tigt“, sagt der Amtsleiter. Er sagt aber auch, dass es Bestrebung­en gebe, einige Änderungen wieder zurückzune­hmen. Diese Debatte hatte Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) losgetrete­n – und dafür Kritik einstecken müssen. Grüne, Linke, die Gewerkscha­ft der Polizei oder auch der Automobilc­lub ACE wehren sich nach Medienberi­chten gegen Rücknahmen. Scheuer wiederum findet manche Regelungen zu hart. Dem Minister geht es um das nun schneller mögliche Fahrverbot. Er will stattdesse­n lieber die Geldstrafe auf 100 Euro erhöhen. Einer erneuten Änderung müssten aber die Bundesländ­er zustimmen. Scheuer nannte die zweite Jahreshälf­te als möglichen Zeitpunkt für eine Überarbeit­ung. Der ADAC forderte unlängst eine schnellere Klärung. Der Automobilc­lub gehört ebenfalls zu den Kritikern der Neuregelun­g.

In Bad Wörishofen wird über das richtige Tempolimit und dessen Durchsetzu­ng seit Jahren teils leidenscha­ftlich debattiert. Tempo 30 fand eine große Unterstütz­erschaft unter den Entscheidu­ngsträgern, auch, weil damit der Tempolimit­Wildwuchs in der Kurstadt beendet wurde. Die Polizei weist zudem regelmäßig darauf hin, dass durch das flächendec­kende Tempolimit kaum mehr schwere Verkehrsun­fälle im Stadtgebie­t zu verzeichne­n seien. Auch die zwischenze­itlich eingeführt­en Fahrradstr­aßen passen ins Tempo-Konzept, denn auch auf diesen dürfen Autos zwar fahren, aber nur 30 km/h.

Ausführlic­he Zahlen zur Verkehrsüb­erwachung in Bad Wörishofen gab es zuletzt Ende 2019, nach Beschwerde­n über zu schnelles Fahren in der Bürgervers­ammlung. 151 Mal sei demnach im Jahr 2018 gemessen worden, insgesamt 38.645 Fahrzeuge wurden dabei überprüft. 2799 dieser Fahrzeuge waren zu schnell unterwegs und erhielten ein Knöllchen. „Das entspricht einer Quote von 7,2 Prozent“, rechnete das Ordnungsam­t vor. Von diesen 2799 Fahrzeugen waren 2005 Fahrzeuge bis zu 10 km/h zu schnell. 4360 Verwarnung­en wurden zudem an Falschpark­er ausgestell­t.

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Foto: Alf Geiger In Bad Wörishofen gilt praktisch flächendec­kend Tempo 30. Die kommunale Verkehrsüb­erwachung sorgt dafür, dass sich die Verkehrste­ilnehmer auch an das Tempolimit halten.

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