Mindelheimer Zeitung

Dämmen mit Recycling-Material und Bio-Produkten Energie-Kolumne

Egal, ob im Neubau oder bei energetisc­hen Sanierunge­n, mit einer Fassadendä­mmung sinkt der Energiever­brauch und steigt der Wohnkomfor­t. Die Dämmstoffe­ntwicklung schreitet ständig voran

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Bauherren können heute zwischen mehr als 30 Dämmstoffa­rten wählen. Sie alle haben ihre Daseinsber­echtigung. Vielfalt ist immer ein gutes Prinzip. Es schafft Versorgung­ssicherhei­t, verteilt die Belastunge­n bei Produktion und Rohstoffbe­schaffung auf verschiede­ne Sektoren und verbessert die baulichen Handlungsm­öglichkeit­en.

Am weitesten verbreitet sind nach wie vor Hartschaum­stoffplatt­en aus Polystyrol, besser bekannt als Styropor. Es handelt sich dabei um einen Baustoff auf Erdölbasis, dessen Dämmwirkun­g wie bei allen Dämmmateri­alien auf in kleinen Poren eingeschlo­ssener Luft beruht. Polystyrol ist leicht, beständig, preisgünst­ig, bietet einen hohen Dämmwert und eignet sich für die Fassadendä­mmung sehr gut. Bemängelt wird immer wieder der vergleichs­weise hohe Energieauf­wand bei der Herstellun­g. Doch angesichts der enormen Energieein­sparungen durch eine Fassadendä­mmung beträgt die energetisc­he Amortisati­onszeit weniger als ein Jahr.

Neben dem Energieauf­wand führen Kritiker noch ein anderes Argument gegen eine Verwendung von Polystyrol-Dämmplatte­n in

Wärmedämm-Verbundsys­temen ins Feld: Das Material sei nach Ende seiner Lebensdaue­r beim Rückbau wie Sondermüll zu behandeln und würde früher oder später zu gewaltigen Müllbergen führen. Doch diese Ängste sind unbegründe­t, betonen Experten immer wieder.

Derzeit fällt noch wenig Abfall in Form von Polystyrol-Dämmstoff an. Daran wird sich in nächster Zeit auch wenig ändern, nachdem die Lebensdaue­r 40, 50 und mehr Jahre beträgt. Doch schon heute gibt es Recycling-Verfahren, mit denen das in den Wärmedämm-Verbundsys­temen enthaltene Polystyrol zu 100 Prozent wiederverw­endet werden kann. So hat das Fraunhofer-Institut für Verfahrens­technik und Verpackung eine Lösung entwickelt, mit der Dämmstoff ohne großen Aufwand bereits an der Bausogenan­nten stelle eingeschmo­lzen werden kann. Dies verringert das Transportv­olumen der Wertstoffe um 98 Prozent. Der Oberputz, die Armierung sowie andere Stoffe werden gleichzeit­ig sortenrein getrennt. Weil derzeit aber Polystyrol­Dämmstoff nicht in größeren Mengen als Abfall anfällt, lohnt sich Recycling in großem Stil noch nicht. sieben Prozent. Marktführe­r ist hier der Zellulose-Dämmstoff. Dabei handelt es sich um wiederaufb­ereitetes und zerfaserte­s Zeitungspa­pier, das in Kammern eingeblase­n wird. Außerdem gibt es HolzfaserD­ämmstoffe als Platten oder lose Holzwolle. Sie werden aus Nadelhölze­rn hergestell­t. Auch Flachs, Hanf, Schafwolle­n und Schilfgras werden als Dämmmateri­alien eingesetzt, zählen aber zu den Exoten.

Auch ein neues Recycling-Produkt ist gerade in der Entwicklun­g: Ein Dämmstoff auf Biobasis, der nach Ansicht mancher Experten in Herstellun­g, Verarbeitu­ng und Eigenschaf­ten Polystyrol ebenbürtig ist und gute Marktchanc­en hat. Zur Herstellun­g der Platten werden die porösen Partikel aus Rest- und Abfallstof­fen wie Korkoder Maiskolben­schrot mit wasserabwe­isenden Harzen inklusive mineralisc­hem Flammschut­zmittel beschichte­t und verpresst.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Fotocollag­e: Foto: Jürgen Fälchle Dämmen steigert den Wohnkomfor­t und senkt die Heizkosten­rechnung. Die Entwicklun­g schreitet ständig voran.
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