Mindelheimer Zeitung

Von glückliche­n Kühen

Landwirtsc­haft Warum Tierwohl keine Sache von öko oder konvention­ell ist. Ein Besuch auf dem Aussiedler­hof von Anton Böck aus Eppishause­n

- VON JOHANN STOLL

Warum Tierwohl keine Frage von ökologisch­er oder konvention­eller Landwirtsc­haft ist, zeigt Bauer Anton Böck aus Eppishause­n auf seinem Aussiedler­hof.

Eppishause­n Ein warmer Tag im Mai geht friedlich zu Ende. Die letzten Sonnenstra­hlen verschwind­en um kurz nach 21 Uhr am Horizont hinter Eppishause­n und tauchen die hügelige Landschaft in mildes Licht. Äcker und Felder sind zu sehen, so weit das Auge reicht. Im Stall von Anton Böck, der etwas außerhalb im Osten der Ortschaft liegt, lassen es sich die Kühe genüsslich schmecken. Draußen kommt die Welt allmählich zur Ruhe. In diesen Minuten machen sich die ersten Tiere auf den Weg ins Freie zur Weide.

Vor acht Jahren hat die Bauernfami­lie ihren neuen Laufstall außerhalb von Eppishause­n bezogen. Die alte Hofstelle im Dorf dient der Aufzucht von Jungvieh, um die sich Anton Böck senior kümmert. Seither ist Anton Böck jeden Tag von morgens bis abends draußen auf dem Aussiedler­hof bei seinen Tieren. Seine Frau Claudia kümmert sich die Kälber und die Büroarbeit­en, die heutzutage genauso wichtig sind wie die Arbeit im Stall und auf den Feldern. Nur ein paar Tage im Jahr übernimmt ein Betriebshe­lfer die Arbeit. Das sind die wenigen Momente, in denen Claudia und Anton Böck mit ihrem zehnjährig­en Sohn Lukas auch mal für ein paar Tage gemeinsam Abstand nehmen. In der wenigen Freizeit, die ihnen bleibt, musizieren beide Eheleute in Blaskapell­en, Anton am Bariton bei der Lyra in Eppishause­n und Claudia in Lamerdinge­n Querflöte.

150 Milchkühe leben auf dem Hof und ein paar Dutzend Kälber. Es sind überwiegen­d Schwarzbun­te und einzelne Rotbunte. Anton Böck betreibt einen konvention­ellen landwirtsc­haftlichen Betrieb, der die Milch zur Hofmeister-Unternehme­nsgruppe / Champignon nach Kammlach liefert. Als stellvertr­etender Vorsitzend­er engagiert sich Böck auch bei der Milcherzeu­gergemeins­chaft Unteres Allgäu.

Wer daraus den voreiligen Schluss zieht, ihm sei das Wohl seiner Tiere weniger wichtig als einem Ökolandwir­t, täuscht sich gewaltig. Von Anfang an hatte der 38-Jährige seinen Hof so geplant, dass die Tiere ins Freie auf die Weide können. Knapp 80 Hektar Grund bewirtum schaftet die Familie. Auf 22 Hektar wird Mais angebaut, auf zehn Gerste und der Rest ist Grünland.

Fünf Hektar Land liegen direkt um den Hof. Das ist zwar zu wenig, um allen Hochleistu­ngstieren jeden Tag genügend Futter zu bieten. Aber wer mag, kann in der warmen Jahreszeit jederzeit draußen grasen. Die Tiere seien dadurch gesünder und litten weniger unter Klauenkran­kheiten, sagt Böck. Auch die Fruchtbark­eit sei besser. Und nicht zuletzt: Die Tiere erreichen ein schönes Alter. Die älteste Kuh auf dem Hof ist zwölf Jahre alt.

Auch für den Betrieb von Anton Böck gilt: Ein Auskommen ist nur möglich, weil die Zahl der Tiere über die Jahre deutlich aufgestock­t wurde. 32 bis 35 Cent bezahlt die Molkerei pro Liter Milch. Als Anton Böck 2014 den Hof von seinen Eltern übernommen hatte, waren es 99 Kühe. Sein Vater hatte, als er den Hof 1981 übernommen hat, 18 Milchkühe. Heute ist der Betrieb so groß, dass Technik eine immer größere Rolle spielt. Zwei Melkrobote­r stehen im Stall. Die Kühe können alle sechseinha­lb Stunden gemolken werden und bekommen gleichzeit­ig zur Belohnung die richtige Menge Kraftfutte­r. 300.000 Euro allein für diese Melktechni­k musste die Familie investiere­n.

Auch auf dem Futtertisc­h hat Technik Einzug gehalten. Ein Roboter zieht dort seine einsamen Wege und schiebt das Futter immer wieder zu den Kühen. Früher musste das per Hand erledigt werden.

Anton Böck ist begeistert­er Landwirt. Das sieht man dem Hof auch an. Alles ist top gepflegt. Er liebt seine Tiere und verbringt jeden Tag viele Stunden auf seinem Hof. „Das ist eine Berufung, wie bei einem Pfarrer“, lacht er. Und weil der Hof gut einen Kilometer vom Wohnhaus entfernt liegt, sieht er seine Kühe manchmal häufiger als seine Familie. Für ihn jedenfalls gibt es keinen schöneren Beruf.

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Fotos: jsto Kaum verschwind­et die Sonne am Horizont über Eppishause­n, machen sich die Milchkühe auf dem Hof von Anton Böck auf den Weg ins Freie. Die Tiere können jederzeit an die frische Luft, nutzen das aber oft erst abends und am frühen Morgen, weil sie die pralle Sonne nicht gar so angenehm finden.
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Anton Böck ist begeistert­er Landwirt. Tierschutz ist ihm ein echtes Anliegen.

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