Macron will mit Renault den Elektro-Thron
Staatshilfe Mit fünf Milliarden Euro sollen der Konzern und viele Stellen gerettet werden
Paris Es waren dramatische Worte, mit denen der französische Wirtschaftsminister die Lage eines der beiden großen Autohersteller des Landes beschrieb. „Renault kämpft ums Überleben“, sagte Bruno Le Maire vor einer Woche im Radiosender Europe 1. „Ja, Renault kann verschwinden. Ja, die großen Industriebetriebe können verschwinden“, ergänzte er, angesprochen auf die Folgen der Coronavirus-Krise für Frankreich. Was Le Maire mit seinen Warnungen bezweckte, wurde einige Tage später offensichtlich, als Präsident Emmanuel Macron die geplanten Staatshilfen für die Automobilindustrie in Höhe von insgesamt acht Milliarden Euro ankündigte, von denen fünf Milliarden auf Renault entfallen.
Diese Hilfen waren teilweise an Bedingungen geknüpft und sollten die Konzerne nicht mitmachen, so die Botschaft, werde der Staat sie nicht um jeden Preis retten. Freilich bleibt ihm kaum eine Wahl: Die Automobilindustrie sichert in Frankreich 400000 direkte Jobs, hinzu kommen weitere 900000 Stellen bei Zulieferern und Servicebetrieben. Im April brach der französische Automobil-Markt um 88,8 Prozent ein. Doch aus der Krise will Macron eine Stärke machen.
Der Präsident gab als Hauptziel aus, sein Land zum Marktführer im Bereich der Elektromobilität und des autonomen Fahrens zu machen. Bis 2025 solle die Zahl der Elektround Hybridautos aus französischer Produktion auf mehr als eine Million pro Jahr steigen. Renault wird darüber hinaus gebeten, in eine deutsch-französische Batterie-Allianz einzutreten, an der bislang nur der Konkurrent PSA-Citroën beteiligt ist. Mit einem Anteil von 15 Prozent ist der französische Staat der größte Aktionär des Traditionsunternehmens. Seit der Gründung im Jahr 1898 durch Louis Renault hat es über seine wirtschaftliche Bedeutung hinaus auch großen symbolischen Wert für das Land. Doch schon vor Ausbruch der Pandemie hatte der Konzern mit dem Rautensymbol massive Probleme.
2019 war er erstmals seit zehn Jahren in die roten Zahlen gerutscht. Dem einstigen Konzernchef Carlos Ghosn, der 2018 unter anderem wegen des Vorwurfs der Untreue in Japan festgenommen wurde und dem Ende 2019 die spektakuläre Flucht in den Libanon gelang, hielt man zwar zugute, ein schlagkräftiges
Zuletzt sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen
Bündnis mit Nissan und Mitsubishi geschmiedet zu haben. Kritikern zufolge entglitt zuletzt aber die Kontrolle der Kosten.
Die Interims-Chefin Clotilde Delbos kündigte bereits im Februar Kostensenkungen von rund zwei Milliarden Euro an. Bei den Einsparungen gebe es keine Tabus, sagte Delbos: Alle Fabriken in Frankreich und weltweit kämen auf den Prüfstand. Am heutigen Freitag soll sie ihren Kostenplan vorstellen. In der Presse war vorab von vier möglichen Standortschließungen die Rede. Zwar forderte Macron die Autobauer dazu auf, Arbeitsplätze im Land zu erhalten und die Produktion nicht ins Ausland zu verlagern. Eine feste Garantie für den Erhalt aller Standorte gab er im Gegenzug aber auch nicht ab.