Die große Feier muss warten
Jubiläum Seit 100 Jahren gibt es in Hausen einen Musikverein. Der runde Geburtstag wird wegen der Corona-Pandemie nun aber nicht heuer, sondern in zwei Jahren gefeiert
Hausen Der Musikverein Hausen blickt heuer auf 100 bewegte Jahre zurück. Und auch dieses wird vermutlich in die Vereinsgeschichte eingehen. Denn eigentlich wollten die Musiker das 100-jährige Bestehen ihres Vereins in diesem Juni groß feiern. Geplant waren ein musikalischer Wettstreit mit sechs Kapellen, eine Blas-Rock-Party mit der Band „Notausgang“, ein großer Floh- und Trödelmarkt und ein Auftritt der „Innsbrucker Böhmische“. Der Kartenvorverkauf dafür hatte bereits begonnen, doch jetzt steht fest: Aus der Feier wird nichts, zumindest nicht in diesem Jahr.
Wegen der Corona-Pandemie, die Feste in gewohntem Umfang nicht zulässt, haben sich die Organisatoren nach langem Hoffen entschlossen, die Geburtstagsfeierlichkeiten zu verschieben, und zwar – um Terminüberschneidungen mit anderen aufgeschobenen Festen zu vermeiden – nicht nur um ein, sondern um zwei Jahre: Die Festtage
nun vom 15. bis zum 19. Juni 2022 stattfinden, das Jubiläumskonzert allerdings schon im kommenden Frühjahr. Die bereis gekauften Eintrittskarten können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.
Ein Blick in die Geschichte des Vereins lohnt aber schon jetzt: 1920, knapp zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, hatte sich in Hausen eine Gruppe von Musikfreunden zusammengefunden, um einen Musikverein zu gründen. Zwölf Musiker unterzeichneten die handgeschriebene Satzung vom 1. Februar 1920. Es wurden zehn Instrumente und Notenmaterial beschafft und die Kosten auf die Musiker verteilt. Dann wurde natürlich eifrig geprobt und musiziert und die
Kapelle bereicherte von nun an die Festveranstaltungen der Dorfgemeinschaft.
Während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren standen dann zunächst andere Interessen im Vordergrund. Es fehlte am Nachwuchs und auch den Voraussetzungen, um die Jungmusiker entsprechend auszubilden. In den Siebzigerjahren war der Musikverein schließlich auf sechs Musiker zusammengeschrumpft, die sich 1975 ein heeres Ziel setzten: Sie wollten junge Leute für die Blasmusik begeistern, einen geeigneten Ausbilder finden und so einen Neubeginn schaffen. Und der gelang tatsächlich: Die sechs gewannen 21 Nachwuchsmusiker – die dem Verein übrigens bis heute angehören – und bereits an Weihnachten spielte eine Bläsergruppe weihnachtliche Weisen.
Nur fünf Jahre später feierte der Musikverein Hausen sein 60-jähriges Bestehen dann mit der Organisollen sation des 20. Bezirksmusikfests des ASM-Bezirks 10, Mindelheim. Die Mindelheimer Zeitung titelte damals: „Hausen feiert sein Jahrhundertfest – Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte“. Zehn Tage wurde gefeiert mit Wertungsspielen, Gemeinschaftschor, Umzug und Auftritten verschiedener Kapellen aus der Umgebung. Außerdem bekam die Gemeinde Salgen, zu der auch Hausen gehört, ihr Wappen verliehen.
Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das Milleniumsfest zur Jahrtausendwende am Silvesterabend: Eine festlich geschmückte Halle, ein Buffet mit Köstlichkeiten aus fünf Nationen, eine Showtanzgruppe, ein Entertainer und die Band „Allgäu Power“sorgten für einen unvergesslichen Abend. Im darauffolgenden Jahr waren dann noch die „Klostertaler“in Hausen zu Gast.
Seinen 90. Geburtstag feierte der Verein 2010 wieder mit einem Bezirksmusikfest, zu dessen Höhepunkten neben Wertungsspielen, Marschmusikwettbewerb, Festzug und Gemeinschaftschor insbesondere der musikalische Wettstreit mit den sechs Kapellen der Verwaltungsgemeinschaft Pfaffenhausen gehörte. Im Laufe der 100-jährigen Vereinsgeschichte haben die Hausener freilich noch einiges mehr geleistet und etwa Garten- und Dorffeste veranstaltet sowie ihrem Publikum bei zahlreichen Auftritten in der Region und weit darüber hinaus eine Mischung aus traditioneller und moderner Blasmusik geboten. Auch auf die Jugendarbeit legt der Verein großen Wert: Die Jungbläser werden in der „Musikschule Unterallgäu Mitte“im Einzelunterricht ausgebildet. Das Zusammenspiel üben sie in der Jugendkapelle Breitenbrunn, bevor sie schließlich zur Stammkapelle stoßen.
Aktuell hoffen die Musiker, bald wieder gemeinsam musizieren zu dürfen – und in zwei Jahren den runden Geburtstag ihres Vereins gebührend nachfeiern zu können. Aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben.
1975 gelang dem Verein mit 21 jungen Musikern ein Neubeginn