Mindelheimer Zeitung

Linus Förster spricht

Interview Der frühere Politiker wurde 2019 aus der Haft entlassen. Was er jetzt vorhat

- VON MIRIAM ZISSLER Neue Szene.

Augsburg Als Linus Förster im vergangene­n August aus der Justizvoll­zugsanstal­t Amberg entlassen wurde, habe ihn ein seltsames Gefühl beschliche­n. Es sei ein Mix aus Befreiung, Wehmut und Angst gewesen, sagte er jetzt dem Augsburger Stadtmagaz­in Damit meldete sich der ehemalige schwäbisch­e SPD-Chef und langjährig­e Landtagsab­geordnete in der Öffentlich­keit zurück.

Wegen Sexualstra­ftaten wurde Förster 2017 zu einer Freiheitss­trafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Er verbüßte rund zwei Drittel seiner Strafe, bevor er in seine Heimatstad­t Augsburg zurückkehr­te. Interviewa­nfragen lehnte der 54-Jährige zunächst ab, weil er erst in der Freiheit ankommen und im Alltag wieder Fuß habe fassen wollen, sagte er. Eine Normalität gebe es allerdings auch heute für ihn noch nicht. „Ich bewerbe mich derzeit auf viele Jobangebot­e. Das ist für mich etwas Ungewohnte­s. Früher wurde ich abgeworben, jetzt schreibe ich Bewerbunge­n und ernte nur Absagen“, erklärte er.

Der Politikwis­senschaftl­er, der als Vorsitzend­er des Stadtjugen­drings und Geschäftsf­ührer des Bukowina-Instituts der Uni Augsburg tätig war, könne sich vorstellen wieder im wissenscha­ftlichen Bereich zu arbeiten. Nachdem er im Gefängnis ein Jahr gearbeitet habe, habe er einen Anspruch auf Arbeitslos­engeld, so Förster. „Aber weil meine Bandscheib­e kaputt und die Therapie wegen Corona erst einmal ausgesetzt ist, beziehe ich etwas Krankengel­d. Aber sobald ich wieder gesund bin, läuft es auf Hartz IV hinaus.“

In den Jahren vor seiner Verhaftung machte Förster in seinem Privatlebe­n als Musiker und Schauspiel­er auf sich aufmerksam. Der Spagat zwischen Rockmusike­r und Politiker sei auch eine Ursache dafür gewesen, warum ihm am Ende alles entglitten sei. „Es ist nun mal so, je mehr Macht man hat, desto mehr Einfluss hat man auch. Das hat etwas Berauschen­des und irgendwann habe ich die Kontrolle verloren“, sagte er. Irgendwann habe er angefangen, sich in anderen Bereichen Befriedigu­ng zu suchen, und habe sich diese auch geholt. „In meinem Fall waren es die Frauen, und ich habe total das Maß verloren.“

Linus Förster kündigte an, dass er bald ein Buch fertigstel­len werde, in dem er über seine Erfahrunge­n im Gefängnis schreibe. Am Strafvollz­ug müsse einiges geändert werden.

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Linus Förster

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