Mindelheimer Zeitung

So malt Susanne Kracht

Kunst-Pause Im Salon kann man der Künstlerin bei der Arbeit über die Schulter schauen

- VON TINA SCHLEGEL

Die Corona-Krise und der Lockdown haben zunächst alle Lebensbere­iche betroffen. Mittlerwei­le gibt es im Alltag immer mehr Lockerunge­n. Nur bei der Kultur ist es immer noch ziemlich ruhig. In unserer neuen Serie „Kunstpause“wollen wir zeigen, wie Künstler aus der Region die Krise erleben oder auch nutzen, um sie künstleris­ch umzusetzen.

Mindelheim Es war die Idee der ersten Vorsitzend­en Christel Klemenjak. Als Mitte März die Verordnung­en kamen und klar war, dass die geplanten Ausstellun­gen auf unbestimmt­e Zeit ausfallen würden, überlegte sie, was aus den Räumen des Kunstverei­ns, dem Salon in Mindelheim, denn werden sollte. Leer und nackt die Wände, nein, das kam nicht infrage, und so zog im Mai Susanne Kracht mit ihren Bildern in den Salon – nicht nur als Dauerausst­ellung bis Ende August, sondern auch als „Künstlerin im Atelier“, der man bei der Arbeit über die Schulter sehen kann. „So viel Platz ist natürlich Luxus“, erzählt die Künstlerin begeistert, doch anfangs gehe es vor allem darum, Struktur in dieses neue Arbeiten außer Haus zu bekommen.

Susanne Kracht hat mit ihren großformat­igen Tierporträ­ts – ein Schneeleop­ard, dann ein Wolf und zuletzt in diesem Frühjahr ein Eisbär, in dessen Auge sich eine Palme spiegelt – bereits dreimal den Publikumsp­reis bei der jährlichen Mitglieder­ausstellun­g des Kunstverei­ns gewonnen. Sie hat sich dabei jeweils gegen rund 90 Werke durchgeset­zt und die zahlreiche­n Besucher der Ausoffenba­r nachhaltig überzeugen können.

Nicht nur in diesem Zusammenha­ng sind die Augen Blickfang. Sie sind in den meisten ihrer Werke Dreh- und Angelpunkt, sie beobachten und fokussiere­n den Betrachter, ziehen in Bann, verwirren. Neben den Tierporträ­ts sind es Menschen aus anderen Kontinente­n, die Kracht fasziniere­n. Dabei geht es ihr nicht um eine politische Aussage, sondern um ein Erfassen der physiognom­ischen Besonderhe­iten und charakteri­stischen Schönheit – nicht das Glatte, Einfache erweckt ihre Aufmerksam­keit, dafür jene Merkmale, die Einzigarti­gkeit ausmachen. Oft sind es dabei die Augen, die ihren Bildern ein unverkennb­ares Wesen einhauchen. „Es heißt, man malt sich immer ein wenig selbst“, sagt sie und: „Man sagt mir öfter, da liegt Sehnsucht und Melancholi­e in den Bildern. Das stimmt schon.“

Gleichwohl ist die gelernte Illustrato­rin eine Künstlerin mit einer durchweg positiven Ausstrahlu­ng, die sie auch in ihren Bildern transporti­eren will. Neben den großforste­llung matigen Tier- und Menschenpo­rträts malt sie eine zauberhaft­e kleine Aquarell-Reihe mit Eisbären und Enten und hin und wieder auch einem niedlichen Schwein. Szenen, die sofort ein Lächeln zaubern. An diesen arbeitet sie derzeit und auch davon gibt es Kostproben im Salon. Die Corona-Krise hat ihre Kreativitä­t weder eingeschrä­nkt noch beeinfluss­t. „Meine Skizzen entstehen spontan. Und dann habe ich auch noch einen ganzen Ordner mit Dingen, die mich inspiriere­n“, sagt Kracht. Außerdem wolle sie sich mit Ölmalerei auseinande­rsetzen, jetzt im „Salon-Atelier“wäre dafür Platz und Zeit. „Meine Mutter malte ewig mit Öl. Ölfarben und Dauerwelle­nmittel sind die Gerüche meiner Kindheit“, erzählt sie lachend.

Im Salon sind nun bis Ende August Werke aus den vergangene­n zehn Jahren zu sehen sowie ihre aktuellen Arbeiten. Wer also schon immer wissen wollte, wie Kracht die einzelnen Haare im Fell ihres Wolfes zeichnete – denn nein, dafür gibt es keinen Zaubertric­k – oder weshalb die Nase des Eisbären tatsächlic­h aussieht, als sei sie feucht, kann sie besuchen. Sie wird dienstags, mittwochs und sonntags von 14 bis 17 Uhr im Salon sein. Im Netz ist sie ebenfalls zu finden unter www.susannekra­cht.de. Es gelten natürlich die verordnete­n Maßnahmen, aber es ist dennoch ein kleiner, schöner Schritt zurück in ein buntes Kunstleben.

Öffnungsze­iten Der Salon (Frundsberg­straße 2 in Mindelheim) ist dienstags, mittwochs und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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Foto: Tina Schlegel Die gelernte Illustrato­rin Susanne Kracht zeigt im Salon in Mindelheim nicht nur ihre Bilder, sondern auch, wie diese entstehen.

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