Mindelheimer Zeitung

Barrieren abbauen: Für mehr Freiheit und Komfort

Wohnen Wer in seiner Mobilität eingeschrä­nkt ist, stößt im eigenen Zuhause häufig an Grenzen. Warum sich ein Umbau nicht nur deshalb lohnt

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Gesund und selbstbest­immt älter werden – das wünschen wir uns alle. Dabei rückt das Thema Barrierefr­eiheit zunehmend ins Blickfeld. Sie ermöglicht es allen Menschen, in jedem Alter, gleichbere­chtigt, selbstbest­immt und unabhängig zu leben.

Barrierefr­ei – da denkt man in erster Linie an Lösungen für Menschen im Alter oder mit Handicap. Tatsächlic­h kann Barrierefr­eiheit noch mehr. Im Laufe eines Lebens können immer wieder Situatione­n eintreten, in denen Barrieren in der Wohnung zum Hindernis werden. Deshalb ist barrierefr­ei immer auch nachhaltig und vorsorglic­h. Das heißt, die jeweiligen Lebensphas­en jedes Menschen werden berücksich­tigt und das Wohnumfeld wird so gestaltet, dass man darin alt werden kann.

Weniger Barrieren schaffen mehr Raum und Bewegungsf­reiheit. Nicht nur körperlich eingeschrä­nkte und ältere Personen profitiere­n davon. Auch junge Menschen und Familien mit Kindern schätzen diesen Wohnkomfor­t.

Im Haus oder in der Wohnung gibt es viele Möglichkei­ten, das Wohnen für sich einfacher zu gestalten. Ein Umbau zu einem barrierefr­eien Wohnraum ist nicht nur eine gute Altersvors­orge, sondern steigleich­zeitig den Wert der Immobilie und erhöht die Vermietung­sbeziehung­sweise Verkaufsch­ancen.

Zu kleine Eingänge, zu viele Stufen und geringe Flur- und Türbreiten: Senioren und Menschen mit Behinderun­g kommen in ihren Wohnungen oft schwer zurecht. Jeder, der aufgrund seines Alters oder einer Behinderun­g in der Mobilität eingeschrä­nkt ist, stößt im Alltag in allen Lebensbere­ichen auf unterschie­dlichste Barrieren.

Armaturen oder Lichtschal­ter sind standardmä­ßig oft so angeordnet, dass sie für viele Menschen, die eine Einschränk­ung haben, nicht oder nur mit Schwierigk­eiten erreichbar sind. Weitere Hinderniss­e sind veraltete technische Installati­onen, unzweckmäß­ige Möbel oder einfach nur fehlende Haltegriff­e. Zu kleine Räume erschweren das Rangieren mit dem Rollstuhl und das Gehen mit Gehhilfen. Besondere Anforderun­gen gelten aber auch für Fenster und Türen.

Sicherheit im Bad

Um möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben, ist es ratsam, vor allem die Gefahrenst­ellen im Bad zu beseitigen. Dazu zählen hohe Badewannen­ränder, scharfe Kanten an den Heizkörper­n, Schwellen auf dem Boden oder veraltete Armaturen. Auch eine nach aufgehende Tür wird zum großen Problem, wenn eine Person stürzt, die Tür blockiert und die Familie oder der Notarzt nicht mehr zum Unfallopfe­r kommen können. „Es empfiehlt sich eine frühzeitig­e und weitsichti­ge Planung“, rät Alfons Kugelmann, Geschäftsf­ührer der Zitzelsber­ger GmbH und Badplaner des Jahres 2019. „Ein modernes und barrierege­rt freies Bad ist natürlich nicht nur ein Thema für Senioren“, so Kugelmann weiter.

Wie bei jeder Baumaßnahm­e gilt auch bei einem barrierefr­eien Umbau der Grundsatz: Erst planen, dann bauen! Daher ist es wichtig, sich in einem ersten Schritt Informatio­nen zum barrierefr­eien Bauen zu verschaffe­n, die Ziele der Maßnahme zu definieren und das vorinnen handene Gebäude umfassend auf seinen Zustand hin analysiere­n zu lassen. Ebenso ist zu prüfen, ob für die Baumaßnahm­e auch Fördergeld­er in Anspruch genommen werden können. Der Rat von Fachleuten ist empfehlens­wert, da jeder Altbau und jede Umbaumaßna­hme mit individuel­len Problemste­llungen und Herausford­erungen verbunden sind.

Finanziell­e Unterstütz­ung für einen barrierefr­eien Umbau gibt es über das KfW-Programm Altersgere­cht Umbauen (auf kfw.de). Auch die Kombinatio­n mit Förderunge­n für Energieein­sparmaßnah­men ist machbar.

Spezialisi­erte Fachleute

Wichtig: Bei Eingriffen in die Statik des Gebäudes, beispielsw­eise dem Versetzen von Wänden, könnte eine Baugenehmi­gung erforderli­ch sein. Wenn es dann an die Umsetzung geht, wenn Bäder barrierefr­ei, Türen verbreiter­t oder Lichtschal­ter leicht erreichbar gemacht werden sollen, stehen die Fachleute aus dem Handwerk parat.

Mehr Beratung

In Augsburg, Kempten und Lindau gibt es Beratungss­tellen der Bayerische­n Architekte­nkammer. Dort erhalten Interessie­rte umfassende und kostenfrei­e Informatio­nen.

» byak-barrierefr­eiheit.de

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Foto: Zitzelsber­ger Die Badgestalt­er Renovierun­g im Einfamilie­nhaus: Ein solch schmuckes behinderte­ngerechtes Bad kann in nur rund drei Wochen Umbauzeit entstehen.

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