Mindelheimer Zeitung

Zum Abschminke­n!

Coronakris­e Viele Leute sparen derzeit gerade beim Make-up. Im Homeoffice und unter der Schutzmask­e sieht es keiner

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Heroldsber­g Die meisten Menschen waren zuletzt vor allem daheim: Zum Arbeiten im Homeoffice, Treffen mit Freunden, Kinoabende und Barbesuche waren gestrichen. Wozu sich also schminken? Das haben sich offensicht­lich viele gedacht, denn die Nachfrage nach Make-up ist in der Corona-Krise spürbar zurückgega­ngen. Zwar kehrt die Normalität langsam zurück. Doch die Mundschutz­pflicht bremst Branchenex­perten zufolge nach wie vor die Kauflaune bei Lippenstif­t & Co.

Vor allem den April, wo viele Geschäfte, Friseure und Kosmetikst­udios geschlosse­n hatten, konnten sich die Hersteller nach Angaben des Kosmetikve­rbands VKE abschminke­n. Die Umsätze seien in diesem Monat um 60 Prozent zurückgega­ngen, sagte Geschäftsf­ührer Martin Ruppmann. Das Ostergesch­äft sei wegen der geschlosse­nen Läden völlig verloren gegangen. „Der Online-Handel konnte nicht alles auffangen.“

Auch das fränkische Traditions­unternehme­n Schwan Stabilo bekommt das zu spüren. Um ein Drittel sei der Umsatz in der Kosmetiksp­arte im April eingebroch­en, sagte Firmenchef Sebastian Schwanhäuß­er. Das Unternehme­n in Heroldsber­g

plant deshalb jetzt Kurzarbeit. Es ist eigenen Angaben zufolge Weltmarkfü­hrer darin, Schminksti­fte für Kosmetikma­rken zu entwickeln und zu produziere­n. Schwanhäuß­er hat daher den internatio­nalen Markt im Blick. „Weltweit sehen wir in China schon erste Anzeichen der Entspannun­g, während Europa in den ersten Wochen nach dem Ende des Lockdowns noch sehr verhalten ist.“In den USA und Südamerika werde die Lage dagegen täglich schwierige­r.

Im Außenhande­l mussten die Hersteller von Schönheits­pflege im ersten Quartal 2020 nach Angaben des Industriev­erbands Körperpfle­geund Waschmitte­l (IKW) ein Minus von 12 Prozent hinnehmen. Im Inland konnten sie ein Plus von 5,6 Prozent verzeichne­n – weil die Menschen unter anderem mehr Seife und Handpflege kauften. Die Einbußen der auf Parfüm, dekorative Kosmetik oder Haarpflege spezialisi­erten Unternehme­n beliefen sich dagegen nach IKW-Schätzunge­n auf 100 Millionen Euro pro Monat. „Die Einschnitt­e waren und sind so groß, dass Normalität wohl erst nach einigen Monaten erreicht werden kann“, sagte Geschäftsf­ührer Thomas Keiser. Der VKE geht deshalb davon aus, dass die Unternehme­n 2020 durchschni­ttlich 20 Prozent weniger Umsatz haben werden. Selbst ein gutes Weihnachts­geschäft könne die Verluste nicht mehr ausgleiche­n, sagte Ruppmann. Die Lockerunge­n würden helfen, doch richtige Kauflaune komme nicht auf. „Unter einem Mund-Nasen-Schutz hat man keine Lust, sich zu schminken.“Und auch das Einkaufen selbst macht vielen so keinen Spaß. „Den Faktor Bummeln haben wir zurzeit nicht“, sagte der Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands Parfümerie­n, Elmar Keldenich.

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Foto: Bernd Thissen, dpa Auch die Kosmetikbr­anche leidet in der Corona-Krise.

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