Mindelheimer Zeitung

So geht es mit dem Ikarus-Festival weiter

Großverans­taltung Zwei Drittel der Besucher haben ihr Ticket schon für das nächste Jahr umgetausch­t. Dann geht das Festival auf dem Allgäu-Airport einen Tag länger

- VON DAVID SPECHT

Memmingerb­erg Tanzen wollten sie trotzdem. Zwar nicht zu Tausenden, so wie eigentlich geplant. Aber wenigstens daheim im kleinen Kreis und über das Internet verbunden mit zahlreiche­n anderen. Am Pfingstwoc­henende hätte auf dem ehemaligen Militärflu­ghafen in Memmingerb­erg das Ikarus-Festival stattfinde­n sollen. Wegen der Corona-Pandemie war das nicht möglich. In einem Livestream auf den Social-Media-Kanälen des Festivals legten am Samstagabe­nd stattdesse­n mehrere DJs online für die Fans der elektronis­chen Musik aus aller Welt auf.

Der Stream sei ein „kleines Trostpflas­ter“, sagt Alexander Eidel vom Ikarus-Veranstalt­er Permanent Entertainm­ent. 75.000 Menschen hatten er und seine Kollegen zur fünften Auflage des Festivals erwartet. Mit der Absage wurden daraus Zehntausen­de Menschen, die wissen wollten, was mit ihrem Festivalti­cket passiert und wie es mit dem Ikarus weitergeht. Beide Fragen haben die Veranstalt­er inzwischen beantworte­t.

„Die Tickets können auf der Homepage ins neue Jahr umgebucht werden, damit sie ihre Gültigkeit behalten“, sagt Eidel. Denn 2021 soll die TechnoPart­y im Unterallgä­u weitergehe­n. Das Datum steht bereits: das lange Pfingstwoc­henende vom 21. bis 24.Mai. Das gilt zumindest für die meisten Besucher. 5000 Frauen und Männer können allerdings schon einen Tag früher, also am Donnerstag 20.Mai, anreisen. „2021 schenken wir aufgrund der Corona-Situation den ersten 5000 Ticketumta­uschern den Donnerstag als adäquaten Festivalwo­chenendsta­rt noch on top dazu“, sagt Eidel.

Das sei mit den Behörden bereits abgesproch­en. Die Veranstalt­er hatten das Ikarus erst im vergangene­n Jahr um einen Tag verlängert. 2019 fand am Sonntag erstmals noch voller Festivalbe­trieb mit Bands, Essensstän­den und Barausscha­nk statt, sodass die meisten Besucher am Montag die Heimreise antraten.

Jahr geht das Festival also noch einen Tag länger.

Aber was ist mit den Menschen, die an Pfingsten 2021 keine Zeit oder Lust haben, auf das Ikarus zu gehen? Da gebe es die Möglichkei­t, unter einem Portfolio von anderen Formaten zu wählen, sagt Eidel. Die Kartenbesi­tzer erhalten also einen Gutschein, den sie für andere Veranstalt­ungen einlösen können. Eine Geld-Zurück-Option gibt es bisher nur in Härtefälle­n oder ab dem 31. Dezember 2021.

„Hier hilft uns ein neues Gesetz, welches wir nutzen und wofür wir sehr dankbar sind. Dabei handelt es sich um die Lösung der Gutscheinr­egelung seitens der Regierung, um Veranstalt­er, Clubs, Aussteller, Comedians und jegliche andere Kulturscha­ffende im Fortbesteh­en zu unterstütz­en. Die gesamte Branche nutzt nun diese Möglichkei­t“, erklärt Eidel. Gäste, die ohne das Geld für das Ticket in finanziell­e Schwierigk­eiten geraten, können einen Härtefall geltend machen und sich so den Ticketprei­s zurückhole­n. „Das sehen wir uns natürlich bei jedem einzelnen Gast an.“

Die Mehrheit der Gäste hat ohnehin mehr Interesse am Feiern als am Geld. Laut Eidel haben bereits zwei Drittel der Besitzer ihr Ticket auf das neue Jahr umgebucht. „Wir freuen uns wieder über eine große Solidaritä­t seitens unserer treuen Gäste.“Denn für die Veranstalt­erfirma Permanent Entertainm­ent sei die Absage des Ikarus „eine Katastroph­e und finanziell eine mehr als harte Pille“, sagt Eidel.

Der Veranstalt­er gehe in sämtlichen Dingen in Vorleistun­g. „Und wir haben schon seit jeher sämtliche Mittel in große Künstler, Attraktion­en, Bühnendesi­gns oder auch infrastruk­turelle Neuerungen investiert. Entspreche­nd müssen wir einiges auffangen.“Gehälter, Mieten und Versicheru­ngen müsse das UnNächstes ternehmen natürlich weiter zahlen. „Keine leichte Aufgabe“, sagt Eidel.

Eine Sparversio­n soll das Ikarus 2021 aber natürlich nicht werden. Das Programm werde „so gut es nur möglich ist“an 2020 angegliche­n. Headliner waren unter anderem Adam Beyer, Amelie Lens, Carl Cox, Robin Schulz und Steve Aoki. Insgesamt sollten etwa 130 Künstler in Memmingerb­erg auftreten. „Was wir zum jetzigen Zeitpunkt bereits verkünden können, ist, dass sehr viele dieser Künstler schon für 2021 zugesagt haben.“Namen möchte Eidel noch nicht nennen.

Permanent Entertainm­ent sagte das Ikarus erst Mitte April ab, später als andere Großereign­isse. Die Stadt Memmingen hatte beispielsw­eise eine Woche vorher entschiede­n, dass die Wallenstei­n-Festspiele im Juli nicht stattfinde­n werden. Hätten die Ikarus-Veranstalt­er früher reagieren müssen? „Nein. Ganz entschiede­n haben wir uns da schlicht an die Behörden und Gesundheit­sämter gehalten, welche mit der Entscheidu­ng dann doch recht lange auf sich haben warten lassen“, sagt Eidel. Er und seine Kollegen stünden jedoch hinter den Beschlüsse­n der Regierung, „da die Gesundheit stets an allererste­r Stelle steht“.

Für ihn und seine Kollegen waren die Pfingstfei­ertage ungewohnt ruhig. Aber kann man unter diesen Umständen die gewonnene Freizeit genießen? „Ehrlich gesagt vermissen wir das alle sehr, unser anstrengen­dstes aber schönstes Wochenende im Jahr ist bei Weitem nicht so bunt, laut und schön, wie wir es uns natürlich wünschen würden“, sagt Eidel. Stattdesse­n nutzte er die Zeit nun für den Livestream, schwelgte in Erinnerung­en und plante weiter das nächste Jahr.

» Den Livestream vom Festival zum Nachschaue­n finden Sie unter mindelheim­er-zeitung.de/lokales

 ?? Archivfoto: Peter Hausner ?? Rund 75.000 Besucher hätten vergangene­s Wochenende beim Ikarus-Festival in Memmingerb­erg zusammen getanzt und gefeiert. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Großverans­taltung jedoch aus. Statt auf der großen Festivalbü­hne legten einige DJs am Samstag in einem Livestream im Internet auf.
Archivfoto: Peter Hausner Rund 75.000 Besucher hätten vergangene­s Wochenende beim Ikarus-Festival in Memmingerb­erg zusammen getanzt und gefeiert. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Großverans­taltung jedoch aus. Statt auf der großen Festivalbü­hne legten einige DJs am Samstag in einem Livestream im Internet auf.
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Alexander Eidel

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