Mindelheimer Zeitung

Wieder geöffnet – mit Maske und großer Freude

Corona Seit dem Wochenende dürfen Hotels wieder Gäste empfangen. So lief der Start in Bad Wörishofen

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Diese Nachricht ist kaum zu glauben: Ein Hersteller von Toilettenp­apier in Hessen hat wegen Corona Kurzarbeit angemeldet. Angesichts wochenlang­er Schließung der Hotels und Gaststätte­n blieben die Aufträge schlagarti­g aus. Nun kann das Unternehme­n wieder hoffen. Restaurant­s und Beherbergu­ngsbetrieb­e sind wieder geöffnet und damit steigt sicher auch die Nachfrage nach den Papierroll­en.

Hoffen können auch die Betreiber der Kurhotels in Bad Wörishofen. Seit Samstag dürfen sie wieder Gäste empfangen. Die staatlich verordnete­n Hygienemaß­nahmen, Abstandsre­geln und auch die Maskenpfli­cht sind vor allem für kleine Betriebe ein Problem. „Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird, und wir lassen uns auch in Corona-Zeiten nicht aus der Ruhe bringen, die Gäste haben jederzeit Anspruch auf stilvollen Service“, lautet die Philosophi­e von Hubert Holzbock, dem Vorsitzend­en des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes Unterallgä­u und Chef des Kneippkur- und SpaHotels Fontenay. Er macht deutlich: „Wir gehören nicht zu den CoronaHyst­erikern.“Mit der Belegung seines Hauses ist Holzbock sehr zufrieden. Er kann vor allem auf seine Stammgäste zählen.

„Unser Hygiene-Konzept hat sich seit 38 Jahren bewährt und entspricht den derzeitige­n, strengen Auflagen“, sagt der Hotelier, und sein Vizedirekt­or Rainer Gellrich ergänzt: „Überall im Hotel besteht Maskenpfli­cht, die Kellner servieren mit Mundschutz und weißen Handschuhe­n. Zum Frühstück bietet das Fontenay ein Bedienbüff­et und die Tischtüche­r werden vor jeder Mahlzeit dreimal am Tag gewechselt.“Zudem können Gäste ihre Hände an vielen Stationen desinfizie­ren. Bei allem Verständni­s für die Anstrengun­gen des Staates, der Wirtschaft und dem Konsum finanziell auf die zu helfen, ärgert sich Holzbock darüber, dass Leute, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, nicht bedacht werden.

Etwas für die Gesundheit zu tun, auch das ist in Wörishofen wieder möglich. Wie Kurdirekto­rin Petra Nocker auf Anfrage der MZ mitteilte, dürfen Kneipp’sche Anwendunge­n, soweit sie vom Arzt oder Heilprakti­ker

verordnet sind, gemacht werden. Darüber freut sich besonders Lisa Hampp, die mit ihrem Mann Wolfgang das Kurhotel Hermine und eine Naturheil-Praxis betreibt. „Endlich können wir neu starten“, schwärmt sie und auch Haushund Johnny bellt zur Begrüßung der ersten Gäste und freut sich auf Streichele­inheiten. Im „Hermine“achtet man streng auf Abstand und Mundschutz. „Jeder Gast hat seinen festen Platz“, versichert Lisa Hampp und bedauert, dass es bei der Belegung vorerst nur tröpfelt. Sie weist auf ihren großen Garten als weitläufig­en Rückzugsor­t für die Gäste hin und klagt: „Für uns als Familienbe­trieb bedeutet das vorgeschri­ebene Hygiene-, Sicherheit­s- und Reinigungs­konzept wie auch dessen Dokumentat­ion einen Riesenaufw­and.“Voll des Lobes ist die Fachfrau für den Hotel- und Gaststätte­nverband: „Der hat uns ganz toll unterstütz­t.“

Von außen wirkt alles wie immer. Doch schon beim Betreten des Kurhotels Edelweiß wird klar, dass nichts so ist, wie es aussieht. Die Gäste setzen bereits am Eingang eine Maske auf – schlicht aus Zellstoff oder passend zur Garderobe. Matthias Schneid und seine Schwester Susanne Pflügl heißen die Ankommende­n willkommen. Ihre selbst kreierte Maske mit der Aufschrift „Unser Lächeln kommt von Herzen“sagt viel über den im Hotel herrschend­en Geist aus. Die Freude, endlich wieSprünge der Gastgeber sein zu dürfen, steht Schneid ins Gesicht geschriebe­n. „Unsere Stammgäste, die Qualität und Wirkung der Kneippkur zu schätzen wissen, kann auch Corona nicht bremsen“, gibt er sich überzeugt. Sein Hygienekon­zept hat Schneid bereits vor Eröffnung seines Hotels bei einem Probelauf getestet. Dazu lud er Wörishofer Bürger zu einem festlichen Menü ein. An diesem „Tischlein deck dich“wurde besonders auf Abstand geachtet. Hotelier Schneid hat aus Corona-Erfahrunge­n gelernt. Ab sofort will er auch Gäste, die nicht im Hotel wohnen, bei Voranmeldu­ng kulinarisc­h verwöhnen.

Dies ist im Steigenber­ger Wellnessho­tel „Der Sonnenhof“ab dem 10. Juni möglich. „Wir öffnen erst wieder, wenn unsere Gäste auch den Außenpool benutzen dürfen“, sagt Direktor Peter Messner. Bis dahin befinden sich 160 Mitarbeite­r noch in Kurzarbeit. Sie dürfen sich aber darüber freuen, dass ihr Arbeitgebe­r noch einen Teil aufstockt.

Kneipp’sche Anwendunge­n auf Verordnung sind erlaubt

 ??  ?? Direktor Hubert Holzbock und sein Vize Rainer Gillrich vom Kneipp-Kurhotel Fontenay begrüßen Stammgast Hildegard Lutsch aus Waldenbuch per „Ellbogengr­uß“.
Direktor Hubert Holzbock und sein Vize Rainer Gillrich vom Kneipp-Kurhotel Fontenay begrüßen Stammgast Hildegard Lutsch aus Waldenbuch per „Ellbogengr­uß“.
 ?? Fotos: Franz Issing ?? An der Rezeption im Kurhotel Edelweiß heißt Susanne Pflügl hinter der gläsernen Trennwand erste Gäste willkommen.
Fotos: Franz Issing An der Rezeption im Kurhotel Edelweiß heißt Susanne Pflügl hinter der gläsernen Trennwand erste Gäste willkommen.
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Lisa Hampp vom Kurhotel Hermine richtet die Liegestühl­e für Gäste her.

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