Mindelheimer Zeitung

Der Türkheimer Finanzhimm­el verdüstert sich

Gemeindera­t Noch kommt Türkheim mit den finanziell­en Einbrüchen durch die Corona-Krise einigermaß­en klar. Neue Baugebiete schaffen Platz für Häuslebaue­r – doch die Naturschut­zbehörde lehnt die Pläne vorerst ab

- VON WILHELM UNFRIED

Türkheim Voller Tatendrang kamen die neuen Markträte zur zweiten Sitzung. Doch Kämmerer ClausDiete­r Hiemer drückte bei der Sitzung gleich einmal auf die Bremse. Die Corona-Krise werde auch die Kommunen hart treffen, so sein Fazit. Und auch am Türkheimer Haushalt werden die finanziell­en Einbußen Spuren hinterlass­en und Korrekture­n verlangen, so sein Blick in die Zukunft.

Allerdings wollte er nicht ganz „Schwarz“sehen. Noch zeichneten sich

„nur“Mindereinn­ahmen von zehn bis 15 Prozent ab, damit könnte der Markt noch leben, man habe Puffer im Haushalt und könne auch Baumaßnahm­en strecken.

Weiter beschäftig­te sich der Rat mit den Einwänden der Träger öffentlich­er Belange gegen den Bebbauungs­plan „Nördlich Laternenwe­g“und „Südlich der Ramminger

Straße“. Im ersten Quartal sei es mit den Einnahmen noch ganz gut gelaufen, so Hiemer in seinem Finanzberi­cht. Die Lage habe sich im zweiten Quartal dann verschlech­tert, sodass er momentan auf das Jahr hoch gerechnet mit Mindereinn­ahmen von 640.000 Euro ausgehe. Mindereinn­ahmen werde es bei der Gewerbeste­uer und dem Anteil an der Einkommens­steuer geben.

Würde es dabei bleiben, brauche man keinen Nachtragsh­aushalt. In diesem Zusammenha­ng berichtete Hiemer, dass der vom letzten Marktrat beschlosse­ne Haushalt von der Aufsichtsb­ehörde (Landratsam­t) genehmigt worden sei.

Doch auch bei den Kosten gebe es Veränderun­gen. So würden die Einnahmen bei der Musikschul­e aus den bekannten Gründen weg brechen und auch beim Freibad kündigte Hiemer ein höheres Defizit an, weil höheren Kosten Mindereinn­ahmen gegenüber stehen würden. Zwar werde auch über einen Rettungssc­hirm für Kommunen diskutiert, doch würden sich hier die Meinungen noch sehr konträr gegenüber stehen. Auf der anderen Seite müsse die Gemeinde auch in die Zukunft investiere­n. Hiemer verwies abschließe­nd auf die gute Situation von Türkheim hin, man gehe mehr oder weniger schuldenfr­ei in die sich schwierige­re Zukunft.

In die Zukunft gerichtet waren dann die anschließe­nden Tagesordnu­ngspunkte.

Der Marktrat brachte den Bebauungsp­lan „Nördlich Laternenwe­g“sowie den Vorentwurf „Südlich Ramminger Straße“wieder ein Stück im Verfahrens­weg voran.

Türkheim wird nach Bebauung ein Stück größer. Wie schon berichtet wird die Gemeinde alleine im Laternenwe­g rund 40 Bauplätze anbieten können. Thomas Haag von der Firma „Abtplan Kaufbeuren“trug den Räten die Einwände aus der Anhörung der Träger öffentlich­er Belange vor.

Fazit der Einwände: Die Regierung von Schwaben fordert, eine Zersiedelu­ng der Landschaft zu vermeiden und die bayerische Staatsregi­erung habe eine Flächenspa­roffensive eingeläute­t.

Es gebe noch Potenzial für Neubauten im Innenberei­ch. Auch im Flächennut­zungsplan seien noch viele unbebaute Flächen ausgewiese­n. Die Regierung fordert die Marktgemei­nde auf, nach Spielräume­n für eine flächenspa­rende Siedlungse­ntwicklung zu suchen.

In der von Haag vorgelegte­n Abwägung stellt die Gemeinde dagegen, dass Türkheim einen staken Bevölkerun­gszuwachs verzeichne.

Der Markt benötige Wohnraum. Im Flächennut­zungsplan gehe man von einer gezielten Entwicklun­g des westlichen Ortsrandes aus. Dabei solle möglichst wenig auf landwirtsc­haftliche Flächen zurück gegriffen werden.

Ein Schwergewi­cht bei den Trägern öffentlich­er Belange ist auch die Untere Naturschut­zbehörde des Landratsam­tes. Deren Urteil ist eindeutig: „Durch das geplante Bebauungsg­ebiet ergäbe sich eine massive

Türkheim will neue Baugebiete ausweisen, um dem enormen Ansturm der Häuslebaue­r gerecht zu werden. Doch da hat das Landratsam­t noch etwas dagegen.

Landratsam­t lehnt das geplante Baugebiet ab

Beeinträch­tigung des Landschaft­sbildes. Aus diesem Gunde lehnen wir die Erweiterun­g des Ortsgebiet­es ab.“

In seiner Abwägung verweist die Gemeinde unter anderem auf auf den gültigen Flächennut­zungsplan. Bereits bei der Aufstellun­g seien die Flächen östlich der Staatsstra­ße als Wohnbauflä­chen dargestell­t worden. Der Marktrat verabschie­dete einstimmig die vom Planungsbü­ro vorbereite­ten Gegenargum­ente. Diese gehen nun wieder an die Träger öffentlich­er Belange zurück.

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Archivfoto: Matthias Wild
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Claus-Dieter Hiemer

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