Selbstherrlich und egoistisch
Zum Bericht „Disput mit Demonstranten in der MZ vom 8. August „Versammlungsfreiheit und Recht auf freie Meinungsäußerung sind hohe Güter, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfen.
Was mich aber erschüttert, sind Selbstherrlichkeit und Ignoranz so mancher Coronademonstranten, egal ob in Berlin oder Mindelheim.
Ist es etwa Freiheit, wenn ich billigend in Kauf nehme, dass ich durch mein Verhalten Mitmenschen gefährde, schädige oder gar töte? Ist es etwa Verantwortung, wenn ich nur an meine eigenen Bedürfnisse denke und Schwächere außen vor lasse? Ist es etwa Liebe, wenn hasserfüllt Vertreter der Medien übelst beschimpft und bedroht, wenn Polizisten verletzt werden?
Die Anzahl der Teilnehmer (ob 50, 20.000 oder 1,3 Millionen) sagt nichts über die moralische Qualität einer Versammlung aus. Hochgefühle und „geile Erlebnisse“gab es auch auf Reichsparteitagen, auf Kirchentagen, in Woodstock, in Wacken, in der Allianzarena ...
Sicher gab und gibt es Missstände, auf die hingewiesen werden muss (Kinder, die nicht ordentlich beschult werden – digitale Bespaßung vermittelt keine Bildung und keine Werte, Eltern, die Homeoffice, Kinderbetreuung und Beschulung unter einen Hut bringen sollten, Unternehmer und Arbeitnehmer, die um ihre Existenz fürchten, Menschen, die unter Kontaktbeschränkungen leiden). Angesichts dieser Tatsachen ist es schon kurios, wenn manche das Tragen einer Alltagsmaske und simple Abstandsund Hygieneregeln als gravierende Eingriffe in die Freiheit sehen und meinen, deshalb auf die Straße gehen zu müssen.
Versammlungsfreiheit, Recht auf freie Meinungsäußerung, Reisefreiheit usw. sind hohe Güter, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfen. Wenn mir jemand überzeugend erklären kann, wie er diese Güter als Schwerkranker (Spätschäden an Lunge, Nieren, Herz, Gehirn) oder Toter realisieren kann, schließe ich mich ihm sofort an.“
Johannes Gebler, Dirlewang