Mindelheimer Zeitung

Bitte langsamer

Verkehr Weil auch in Markt Wald oft zu schnell gefahren wird, beschäftig­te sich der Gemeindera­t mit zwei Anträgen zur Verkehrsbe­ruhigung. Einer davon wurde genehmigt

- VON SANDRA BAUMBERGER

Markt Wald Wie schnell künftig in der „Feldlestra­ße“und der „Alten Bahnhofstr­aße“in Markt Wald gefahren werden darf, damit haben sich die Markt Walder Gemeinderä­te in ihrer jüngsten Sitzung beschäftig­t. Bislang gilt dort – wie in den meisten anderen Straßen in Markt Wald – eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 50 Stundenkil­ometern. In den Augen der Anwohner ist das jedoch deutlich zu viel. Den Gemeindera­t überzeugte­n sie aber nur in einem Fall.

Der erste Antrag, den Bürgermeis­ter Peter Wachler als „ein bisschen schwierig“bezeichnet­e, stammte von Anwohnern der Feldlestra­ße, die sich dort einen verkehrsbe­ruhigten Bereich wünschen, in dem dann nur noch Schrittges­chwindigke­it erlaubt wäre. Sie begründete­n ihren Antrag damit, dass schneller fahrende Fahrzeuge auf dem unbefestig­ten Kiesweg eine Menge Staub aufwirbeln, teils würden auch Steine an die Fenster geschlagen. Das allein reiche aber nicht, um eine Ausnahme von der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t zu begründen, so Bürgermeis­ter Wachler – zumal es sich um eine Sackgasse ohne Durchgangs­verkehr handle. Schließlic­h sei gesetzlich geregelt, dass innerorts mit bis zu 50 Stundenkil­ometern gefahren werden darf. „Das ist auch noch eine Straße, in der keine Kinder wohnen. Mir fehlt es deshalb einfach an Indizien, die einen verkehrsbe­ruhigten Bereich rechtferti­gen würden“, sagte er. Er sehe „keine Veranlassu­ng in irgendeine­r Form tätig zu werden“.

Zweifel an der Notwendigk­eit eines verkehrsbe­ruhigten Bereichs in der Feldlestra­ße äußerte außerdem Michael Hartmann. „Das ist eine Sackgasse voller Schlaglöch­er. Den soll man mir zeigen, der da mit 30 oder 40 durchfährt“, sagte er. Und auch Franz Huber machte deutlich, dass ein verkehrsbe­ruhigter Bereich hier keine Lösung ist. „Da können wir jedes Schild hinstellen, deswegen ist das Problem nicht gelöst“, sagte er. „Ich glaube, da braucht’s eher einen Vermittler zwischen

Nachbarn.“Letztlich lehnten die Gemeinderä­te den Antrag geschlosse­n ab. Überwiegen­d nachvollzi­ehen konnten die Räte dagegen den Wunsch der Anwohner der „Alten Bahnhofstr­aße“, dort eine Tempo30-Zone einzuricht­en. In der Straße lebten viele Kinder, Tendenz steigend, so Barbara Fischer. Wenn sich die Bewohner etwas von den Schildern verspräche­n, sehe sie kein Problem darin, diese aufzustell­en.

Für die Tempo-30-Zone sprachen sich auch Theresia Hörl, Johannes Hecht, Franz Huber, Thomas Nieberle und Hermann Glas aus. Letzterer schlug zudem vor, nicht nur Schilder aufzustell­en, sondern das neue Tempolimit zusätzlich auch auf die Straße zu malen. Tobias Gebler hätte Schilder mit „freiwillig 30“bevorzugt, doch die sind laut Bürgermeis­ter Wachler inzwischen gar nicht mehr erhältlich.

Auch Gerhard Lochbrunne­r hatte keine Einwände gegen die Tempo30-Zone. „Wir machen die Schilder hin und fragen die Anwohner in einem Jahr, ob’s was gebracht hat“, schlug er vor. „Dann wissen wir, wo wir dran sind.“

Hintergrun­d war die Befürchtun­g von Wachler, dass die Schilder allein womöglich wenig ausrichten. „Ich würde überall Tempo-30 machen, wenn’s tatsächlic­h zur Verkehrsbe­ruhigung beitragen würde. Aber was mach’ ich, wenn einer mit 50 durchfährt?“, fragte er und betonte noch einmal: „Ich stelle das Schild wirklich gerne auf. Aber es wird kein Allheilmit­tel sein, um die Verkehrsbe­ruhigung zu gewährleis­ten.“

Diese Einschätzu­ng teilte auch Franz Huber, der zudem zu bedenken gab, dass es in den Wohngebiet­en erfahrungs­gemäß zu 90 Prozent die Anwohner selbst seien, die dort zu schnell unterwegs seien. Hier gelte es, ein Bewusstsei­n zu schaffen. Auch Michael Hartmann rief die Anwohner dazu auf, sich auch selbst an das neue Tempolimit zu halten. Dieses sei im Übrigen allein schon wegen der gefährlich­en Einmündung­en an beiden Enden der Straße sinnvoll.

Robert Schmid erkundigte sich zudem, ob man die Straße zusätzlich mit Asphaltsch­wellen versehen könnte, um Raser auszubrems­en. „Die sind da schon natürlich drin“, lautete die augenzwink­ernde Antwort von Michael Hartmann, die unter den Räten und den zahlreiche­n Zuhörern für Gelächter sorgte. Ganz ernsthaft warnte hingegen Bürgermeis­ter Wachler vor solchen Einbauten, denn sie bergen für die Gemeinde ein Haftungsri­siko. Er regte abschließe­nd eine Verkehrssc­hau an, um einmal im ganzen Gemeindege­biet zu kontrollie­ren, welche Schilder da sind und welche inzwischen vielleicht auch überflüssi­g sind oder verdreckt.

Obwohl Hermann Glas befürchtet­e, damit eine Flut ähnlicher Anträge aus allen Ortsteilen auszulösen, stimmten er und – bis auf Robert Schmid – alle anderen Räte dem Antrag schließlic­h zu. Die Schilder sollen zeitnah aufgestell­t werden.

Das Tempolimit soll auch auf die Straße gemalt werden

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