Kein Spagat mit Zuschauern
Kunstturnen Zweitligist TG Allgäu verzichtet auf Heimwettkämpfe und tritt in dieser Saison ausschließlich auswärts an. Die Runde beginnt am Samstag beim KTV Ries in Nördlingen
Kempten/Wiggensbach Die Heimwettkämpfe der TG Allgäu in der Wiggensbacher Panoramarena haben inzwischen Kultstatus unter den Turnern. Große Kulisse, tolle Stimmung, reichlich Platz für die Sportler. Nun die schlechte Nachricht: Die Kunstturner starten zwar am Samstag, 10. Oktober, beim KTV Ries in Nördlingen in die ZweitligaSaison 2020, zuhause werden sie heuer aber nicht antreten. Eigentlich hätten die Allgäuer gegen Exquisa Oberbayern am 14. November Heimrecht gehabt, das haben sie aber an den Gegner abgetreten. TGA-Präsident Uli Benker erklärt: „Die Kosten für einen solchen Heimwettkampf, zum Beispiel die Hallenmiete, können wir nicht refinanzieren. Zudem ist nicht klar, ob überhaupt Zuschauer in die Halle dürften. Einnahmen, Eintritt und Essensverkauf lassen sich dadurch kaum erwirtschaften.“
Doch nicht nur das macht Benker Sorgen. Es wird in dieser Saison vieles anders laufen, als es die Sportler bisher gewohnt waren. Deshalb wurde bei der TGA im Sommer viel und lange darüber diskutiert, ob eine Teilnahme an den Wettkämpfen der 2. Bundesliga in diesem Jahr, das in allen Bereichen geprägt ist von der Corona-Krise, überhaupt Sinn macht. Zunächst hatten sich die Allgäuer vehement gegen einen Liga-Start gewehrt, an die Führung der Deutschen Turn-Liga (DTL) wurde sogar ein offener Brief verfasst. Letztlich wurde aber beschlossen, doch eine Lizenz zu beantragen. „Weil wir unseren Sport lieben“, meint Benker.
Ganz aus den Köpfen ist das Thema aber noch nicht. Benker sagt: „Die DTL hat teils nicht immer Verständnis für die Vereine hinsichtlich der Corona-Bewältigung gezeigt. Gerade die bayerischen Vereine hatten durch die viel strengeren Regeln im Bundesland Nachteile.“Viele Turnhallen waren lange Zeit für den Vereinssport gesperrt, auch die TGA ist nur Mieter in den umliegenden Sportstätten. Das erschwerte die Saisonvorbereitung. „Außerdem stört mich, dass wir komplette Lizenz-, Kampfrichterund Mediengebühren zahlen müssen“, meint Benker. Ob es einen Teil davon zurückgibt, lässt die DTL derzeit noch offen und vertröstet die Vereine auf kommendes Jahr. Benker: „Dass wir den Mitgliedsbeitrag zahlen, steht für uns außer Frage. Aber bei einer deutlich verkürzten Saison und auch finanziellen Problematiken der Vereine, ist es das falsche Signal.“
Die Runde wird in einer verkürzten Form ausgetragen. Die acht Mannschaften der 2. Bundesliga Süd sind in zwei Gruppen unterteilt. So reduzieren sich die normalerweise sieben Wettkämpfe auf vier. Die ersten drei davon werden gegen die anderen Gruppenmitglieder ausgetragen, während der vierte und letzte Wettkampf gegen ein Team aus der anderen Gruppe stattfindet, um eine genaue Platzierung zu ermitteln. „Aufsteigen kann man, absteigen nicht“, erklärt der TGA-Präsident. Die Zweitliga-Saison 2021 soll wieder eingleisig mit acht Teams ausgetragen werden, dann allerdings mit zwei Absteigern.
Auf die Unterstützung durch ausländische Turner verzichten die Allgäuer heuer komplett. Dafür bekommen drei junge Turner die Chance, sich zu beweisen. „Sportlich liegt der Fokus auf unserem Nachwuchs, der schnuppern darf“, meint Benker. Der Kader setzt sich zusammen aus Jürgen Hartner (30), Martin Hartner (27), Benjamin Durner (28), Florian Schreiber (42), Maximilian Eberle (23), Stefan Eberle (21), Stephan Urbin (29), Michael Urbin (25), Stefan Haydn (27), Julian Gottwald (21), Kilian Krapp (17) und Ian Suchlich (17).