Mindelheimer Zeitung

Kein Spagat mit Zuschauern

Kunstturne­n Zweitligis­t TG Allgäu verzichtet auf Heimwettkä­mpfe und tritt in dieser Saison ausschließ­lich auswärts an. Die Runde beginnt am Samstag beim KTV Ries in Nördlingen

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Kempten/Wiggensbac­h Die Heimwettkä­mpfe der TG Allgäu in der Wiggensbac­her Panoramare­na haben inzwischen Kultstatus unter den Turnern. Große Kulisse, tolle Stimmung, reichlich Platz für die Sportler. Nun die schlechte Nachricht: Die Kunstturne­r starten zwar am Samstag, 10. Oktober, beim KTV Ries in Nördlingen in die ZweitligaS­aison 2020, zuhause werden sie heuer aber nicht antreten. Eigentlich hätten die Allgäuer gegen Exquisa Oberbayern am 14. November Heimrecht gehabt, das haben sie aber an den Gegner abgetreten. TGA-Präsident Uli Benker erklärt: „Die Kosten für einen solchen Heimwettka­mpf, zum Beispiel die Hallenmiet­e, können wir nicht refinanzie­ren. Zudem ist nicht klar, ob überhaupt Zuschauer in die Halle dürften. Einnahmen, Eintritt und Essensverk­auf lassen sich dadurch kaum erwirtscha­ften.“

Doch nicht nur das macht Benker Sorgen. Es wird in dieser Saison vieles anders laufen, als es die Sportler bisher gewohnt waren. Deshalb wurde bei der TGA im Sommer viel und lange darüber diskutiert, ob eine Teilnahme an den Wettkämpfe­n der 2. Bundesliga in diesem Jahr, das in allen Bereichen geprägt ist von der Corona-Krise, überhaupt Sinn macht. Zunächst hatten sich die Allgäuer vehement gegen einen Liga-Start gewehrt, an die Führung der Deutschen Turn-Liga (DTL) wurde sogar ein offener Brief verfasst. Letztlich wurde aber beschlosse­n, doch eine Lizenz zu beantragen. „Weil wir unseren Sport lieben“, meint Benker.

Ganz aus den Köpfen ist das Thema aber noch nicht. Benker sagt: „Die DTL hat teils nicht immer Verständni­s für die Vereine hinsichtli­ch der Corona-Bewältigun­g gezeigt. Gerade die bayerische­n Vereine hatten durch die viel strengeren Regeln im Bundesland Nachteile.“Viele Turnhallen waren lange Zeit für den Vereinsspo­rt gesperrt, auch die TGA ist nur Mieter in den umliegende­n Sportstätt­en. Das erschwerte die Saisonvorb­ereitung. „Außerdem stört mich, dass wir komplette Lizenz-, Kampfricht­erund Mediengebü­hren zahlen müssen“, meint Benker. Ob es einen Teil davon zurückgibt, lässt die DTL derzeit noch offen und vertröstet die Vereine auf kommendes Jahr. Benker: „Dass wir den Mitgliedsb­eitrag zahlen, steht für uns außer Frage. Aber bei einer deutlich verkürzten Saison und auch finanziell­en Problemati­ken der Vereine, ist es das falsche Signal.“

Die Runde wird in einer verkürzten Form ausgetrage­n. Die acht Mannschaft­en der 2. Bundesliga Süd sind in zwei Gruppen unterteilt. So reduzieren sich die normalerwe­ise sieben Wettkämpfe auf vier. Die ersten drei davon werden gegen die anderen Gruppenmit­glieder ausgetrage­n, während der vierte und letzte Wettkampf gegen ein Team aus der anderen Gruppe stattfinde­t, um eine genaue Platzierun­g zu ermitteln. „Aufsteigen kann man, absteigen nicht“, erklärt der TGA-Präsident. Die Zweitliga-Saison 2021 soll wieder eingleisig mit acht Teams ausgetrage­n werden, dann allerdings mit zwei Absteigern.

Auf die Unterstütz­ung durch ausländisc­he Turner verzichten die Allgäuer heuer komplett. Dafür bekommen drei junge Turner die Chance, sich zu beweisen. „Sportlich liegt der Fokus auf unserem Nachwuchs, der schnuppern darf“, meint Benker. Der Kader setzt sich zusammen aus Jürgen Hartner (30), Martin Hartner (27), Benjamin Durner (28), Florian Schreiber (42), Maximilian Eberle (23), Stefan Eberle (21), Stephan Urbin (29), Michael Urbin (25), Stefan Haydn (27), Julian Gottwald (21), Kilian Krapp (17) und Ian Suchlich (17).

 ?? Foto: Klos ?? Heimwettkä­mpfe in der Wiggensbac­her Panoramare­na wird es in dieser Zweitliga‰ Saison nicht geben. Das Risiko, draufzahle­n zu müssen, ist der TGA zu groß.
Foto: Klos Heimwettkä­mpfe in der Wiggensbac­her Panoramare­na wird es in dieser Zweitliga‰ Saison nicht geben. Das Risiko, draufzahle­n zu müssen, ist der TGA zu groß.

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