Neue Züge im Unterallgäu
Schienenverkehr Die Bahngesellschaft Go-Ahead fährt ab 2021 mit neuen Fahrzeugen zwischen Lindau und München über Memmingen und Mindelheim. Wie schnell sind die Expresszüge?
Die Bahngesellschaft Go-Ahead fährt ab 2021 mit neuen Fahrzeugen zwischen Lindau und München über Mindelheim. So schnell sind die Expresszüge.
Kempten Ein neues Eisenbahnunternehmen mit 22 Zügen ist ab Ende kommenden Jahres im Allgäu unterwegs. Go-Ahead Bayern fährt ab Dezember 2021 den Nahverkehr auf der elektrifizierten Bahnstrecke zwischen München und Lindau. Dies wird in Bahnkreisen als „E-Netz Allgäu“bezeichnet. Es handelt sich um jährlich 2,5 Millionen Zugkilometer. Derzeit fahren auf den Nahverkehrsstrecken im Allgäu drei Verkehrsunternehmen: DB Regio, Alex und die Bayerische Regionalbahn.
2022 übernimmt Go-Ahead Bayern, eine Tochtergesellschaft von Go-Ahead Deutschland, dann zudem das „Augsburger Dieselnetz“. Dabei handelt es sich unter anderem um den Nahverkehr zwischen München und Würzburg über Donauwörth und Ansbach und von Augsburg nach Ulm. In Summe addiert sich dieses Dieselnetz auf jährlich 7,6 Millionen Zugkilometer mit 56 Neufahrzeugen.
Derzeit ist das Unternehmen in Augsburg noch im Aufbau und mit den Vorbereitungen für den Betrieb beschäftigt. Die Züge vom Typ „Flirt³“sind momentan beim Hersteller Stadler-Pankow im Bau. Allein für die Strecke im Allgäu würden 47 Triebfahrzeugführer benötigt, berichtet Bastian Goßner, Geschäftsleiter von Go-Ahead Bayern. Doch Lokführer sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt Mangelware. Deswegen wirbt das Eisenbahnunternehmen um Nachwuchs und bildet aus. Gesucht werden beispielsweise auch Zugbegleiter. „Das sind alles sehr sichere Arbeitsplätze“, versichert Geschäftsleiter Goßner. Die Bedienung der Allgäuer Strecke ist Go-Ahead bis 2033, also für zwölf Jahre, vertraglich zugesichert. Im Endausbau wird das Unternehmen im Freistaat etwa 400 Mitarbeiter beschäftigen, darunter allein über 180 Lokführer.
Ausgeschrieben wird der Nahverkehr auf der Schiene im Auftrag des Freistaats durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Sämtliche Details sind in den Ausschreibungen geregelt: beispielsweise wie viele Kleiderhaken es geben muss, wie viele Toiletten pro Zuggarnitur und die Anzahl der Fahrrad-Plätze im Zug. Der Bieter mit dem qualitativ und preislich überzeugendsten Angebot erhält dann den Zuschlag. Und damit Subventionen, die der Freistaat für den Nahverkehr auf der Schiene zahlt. Für die Nahverzu kehrsverbindung zwischen Lindau und München hatte sich natürlich auch die Deutsche Bahn (DB) beworben, unterlag aber. Was ändert sich auf der Strecke zwischen dem Bodensee und der Landeshauptstadt mit dem neuen Eisenbahnunternehmen für die Fahrgäste? Alle zwei Stunden werde es beispielsweise zwischen Memmingen und Ulm eine Expressverbindung geben, berichtet Geschäftsleiter Goßner. Die Fahrzeit zwischen Memmingen und der Landeshauptstadt mit den neuen Go-Ahead-Expresszügen beträgt nur noch eine Stunde und vier Minuten statt eine Stunde und 25 Minuten. Zwischenhalte gibt es nur in Mindelheim, Türkheim, Buchloe und München-Pasing. Damit werde die Schiene für Pendler als Alternative zum Auto noch attraktiver, sagt Go-Ahead-Pressesprecher Winfried Karg. Und genau darum geht es dem Unternehmen: Goßner meint, der Öffentliche Nahverkehr müsse als Alternative zum Auto gestärkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Züge unter anderem möglichst komfortabel sein.
Go-Ahead ist bereits seit gut einem Jahr in Baden-Württemberg unterwegs und fährt unter anderem den Nahverkehr auf der Strecke Stuttgart – Heilbronn – Würzburg.
Die Deutsche Bahn mit ihrer Tochter DB Regio war bei der Ausschreibung wegen eines formalen Fehlers nicht zum Zug gekommen. Nach der Übernahme durch Go-Ahead beschwerten sich Fahrgäste aber bald wegen technischer Probleme,
vollen und unpünktlichen Zügen. Vorübergehend musste DB Regio mit Doppelstockwagen aushelfen. Grund waren Probleme mit Neufahrzeugen und ein Thema, das viele Unternehmen betrifft: Es mangelt nach wie vor an Lokführern.