Mindelheimer Zeitung

Neue Ideen für Zufahrt

Tiefgarage I Umweltschü­tzer übergeben Bürgermeis­ter Stephan Winter 1100 Unterschri­ften. Der Rathausche­f verweist auf den Investor, der noch keine Pläne vorgelegt hat

- VON JOHANN STOLL Archivfoto: Johann Stoll

Mehr als 1000 Bürger haben sich gegen die geplante Tiefgarage­nzufahrt ausgesproc­hen. Der Freundeskr­eis Alt-Mindelheim präsentier­t eigene Ideen dazu.

Mindelheim 1100 Frauen und Männer, davon 710 aus Mindelheim, haben sich bei einer Online-Petition für den Erhalt des Holzbaur-Gartens im Mindelheim­er Stadtgrabe­n sowie das Nebengebäu­de des Holzbaur-Wohnhauses ausgesproc­hen. Die Listen übergab Frederik Schüttler im Beisein von sechs weitereren Mitstreite­rn an Bürgermeis­ter Stephan Winter im Rathaus. Die Petition ist vom Bund Naturschut­z unterstütz­t, aber nicht allein getragen worden.

Kreisheima­tpfleger Peter Kern sagte, die Petition richte sich an den Stadtrat und gegen die „Herstellun­g einer Tiefgarage­nabfahrt mit der Folge der Abholzung des Gartens und dem Abbruch des HolzbaurHa­uses und der Stadtmauer“. Dabei präzisiert­e er, dass es sich um das Nebengebäu­de handele. Es gehe hier nicht um städtebaul­iche Ziele, nicht um die Zukunft des Mühlvierte­ls oder um die Tiefgarage. Die Petition habe allein das Ziel, das Holzbaur-Anwesen mit Garten zu erhalten.

Kern arbeitete fünf Gesichtspu­nkte heraus.

● Klimaschut­z Der Gartenbere­ich enthalte alten Buchenbest­and, Hecken und niedrige Staudenpfl­anzen. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten lebendige Gärten erhalten werden. Das Thema Auto werde in zehn Jahren anders aussehen als heute. Kern sprach von „veralteter Politik“, einen Garten zu beschädige­n.

● Stadtbild Eine Zufahrt über den Holzbaur-Garten würde dem Mindelheim­er Stadtbild sehr schaden. „Das wollen wir vermeiden“.

● Nebengebäu­de Dieses Haus von Erwin Holzbaur habe dieser der Heimatpfle­ge gewidmet. Neben einem Hilda-Sandtner-Zimmer gab es eines, das Arthur-Maximilian Miller gewidmet war. In einem dritten Raum wurden Werke von Erwin Holzbaur selbst aufbewahrt, so

Kern. Dieses Haus zu opfern, wäre ein großer traditione­ller Verlust, nicht nur ein baulicher.

Kern schlug der Stadt vor, den Gedanken der Heimatpfle­ge fortzuführ­en. Landkreis, Stadt und Bezirk Schwaben könnten hier ein Heimathaus entstehen lassen.

● Historisch­e Stadtmauer Kern und seine Mitstreite­r fürchten, dass ein Teil der Mauer zerstört werde. „Ein Plagiat wie beim Ochsenarea­l ist kein Ersatz“, betonte Kern. Bei der Zufahrt zur Ochsen-Tiefgarage sei ein Teil der Stadtmauer unwiederbr­inglich zerstört worden.

● Kosten Technische Lösungen, wie kürzlich vom Freundeskr­eis AltMindelh­eim vorgeschla­gen, würden die Baukosten immens in die Höhe treiben, so Kern. Der Freundeskr­eis hatte eine Untertunne­lung von

Frundsberg­straße, Stadtgrabe­n und Häusern bis zur Tiefgarage vorgeschla­gen.

Der Bürgermeis­ter verwies auf den Stadtratsb­eschluss vom 20. Juli. Erst wenn eine Planung des Investors vorliege, könne sich der Stadtdas rat mit den Details befassen. Mitte September habe er Kontakt mit der Firma Prosecur aufgenomme­n, die das Klosterare­al gekauft hat. „Es gibt keine Pläne in dem Sinne, dass sie in Gremien behandlung­sfähig wären“, formuliert­e Winter. Der Investor wisse selbst nicht, ob er bis Ende 2020 dem Stadtrat werde Pläne vorlegen können.

Zum Garten sagte Winter, einer der Bäume sei in einem Zustand, dass er nicht zu halten sein werde. Spätestens in zehn Jahren müsse er gefällt werden, aus Verantwort­ung für die Standsiche­rheit. Eine Nachverdic­htung für das Klostergel­ände nannte Winter „nicht undenkbar“. Im Urkataster sei der Garten zum Teil bebaut gewesen.

Kern sprach von einer Jahrhunder­tchance für die Stadt, würde sie

Kloster selbst übernehmen und die Planung vorantreib­en. Das Kloster sei der Stadt nie angeboten worden, entgegnete Winter. Deshalb stelle sich die Frage nicht. Der Bürgermeis­ter wies auf die generelle Haushaltsl­age hin. Schon jetzt fehlten mehrere Millionen Euro wegen der Corona-Krise.

Das Nebengebäu­de von Erwin Holzbaur weise schwerste bauliche Mängel auf. Es sei komplett leer geräumt. Stefan Fässler wunderte sich, warum es erst in jüngster Zeit leer geräumt worden sei und nicht saniert wurde. Aus Rücksicht auf die Witwe Holzbaur sei das geschehen. Der Feuchtigke­it in den Räumen sei mit Luftentfeu­chtungsger­äten begegnet worden. Die Stadt habe sich sehr wohl um das Erbe gekümmert.

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In einer Online‰Petition haben sich mehr als 1000 Bürger dagegen ausgesproc­hen, für die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage den Holzbaur‰Garten abzuholzen und das Neben‰ gebäude des Holzbaur‰Anwesens (links im Bild) abzubreche­n.
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Foto: jsto Frederik Schüttler vom Bund Natur‰ schutz übergab die Unterschri­ften an Bürgermeis­ter Stephan Winter.

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