Mindelheimer Zeitung

Darum ist die Gripp-Impfung im Corona-Winter wichtig

26 Millionen Impfdosen gegen die Influenza stehen bereit. Einen Engpass befürchtet Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) nicht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten

- VON BERNHARD JUNGINGER

Angesichts der Corona-Gefahr mahnen die Gesundheit­sbehörden in diesem Jahr besonders eindringli­ch zur Grippe-Impfung. Warum?

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) befürchtet, dass das Gesundheit­ssystem überlastet wird, sollten eine schwere Grippewell­e und die befürchtet­e Zunahme von Corona-Fällen zusammenko­mmen. Ziel der staatliche­n Gesundheit­sstrategie für diesen Winter sei es, dass beide Krankheite­n in diesem Winter so wenig wie möglich auftreten. Die Grippe-Impfung bietet für Spahn gleich dreifach Schutz: „Für mich selbst, für die Mitmensche­n und für das Gesundheit­ssystem.“

Wer soll sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommis­sion empfiehlt allen über 60-Jährigen, Menschen, die chronisch krank sind oder an besonderen Vorerkrank­ungen leiden, Schwangere­n, Bewohnern von Pflegeeinr­ichtungen die Impfung. Auch Menschen, die in medizinisc­hen Berufen arbeiten oder mit Angehörige­n von Risikogrup­pen zusammenle­ben, sollen sich die Spritze geben lassen.

Wie gefährlich ist die Grippe?

Die Influenza oder echte Grippe ist nicht zu verwechsel­n mit einer Erkältung, dem harmlosere­n, sogenannte­n grippalen Infekt. Sie kann bei schwerem Verlauf bis zum Tod führen und ist meldepflic­htig, so Lothar Wieler, Chef des Robert-KochInstit­uts (RKI). Grippewell­en gibt es seinen Angaben zufolge jeden Winter, meist beginnen sie um den Jahreswech­sel und erreichen Ende Februar/Anfang März ihren Höhepunkt, bevor sie wieder abklingen. Doch die Verläufe unterschei­den sich von Jahr zu Jahr. Sie können mild sein, aber auch sehr heftig wie im Winter 2017/18. Damals mussten 60000 Menschen wegen Grippe ins Krankenhau­s, rund 25000 Menschen starben.

Was hilft gegen eine Ansteckung?

Gegen eine Infektion mit Grippe wie mit dem Coronaviru­s hilft laut RKI: Abstand halten, regelmäßig­es Händewasch­en und das Tragen von Masken in bestimmten Situatione­n. Regelmäßig­es Lüften wird ebenfalls empfohlen. Während aber gegen Corona noch kein Impfstoff verfügbar ist, gibt es bereits seit Jahrzehnte­n einen gegen Grippe. „Ein mächtiges Instrument“, sagt RKI-Chef Wieler. Da immer wieder neue Grippevire­n auftreten, kann eine Impfung nicht in allen Fällen vor einer Erkrankung schützen. In der Regel sorgt sie aber selbst bei neuen Virustypen für einen milderen Verlauf der Krankheit. RKI-Chef Wieler hofft: „Wenn sich viele impfen lassen, dann können wir die Welle flach halten.“

Wie hoch sind die Chancen, dass sich die Grippe in diesem Winter im Zaum halten lässt?

Lothar Wieler berichtet von erfreulich­en Beobachtun­gen, etwa in Australien oder Neuseeland. Auf der Südhalbkug­el erreiche die Grippewell­e gewöhnlich ihren Höhepunkt, wenn bei uns Sommer ist. In diesem Jahr sei sie allerdings fast komplett ausgefalle­n. Der RKI-Chef führt dies vor allem auf die Corona-Infektions­schutzmaßn­ahmen zurück.

Wird der Grippe-Impfstoff ausreichen?

Befürchtun­gen, dass es zu Engpässen beim Grippe-Impfstoff kommen könnte, weist Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn zurück. Die Regierung habe insgesamt 26 Millionen Impfdosen bestellt, so viele wie nie zuvor. Diese würden aber nicht auf einmal ausgeliefe­rt, sondern nach und nach. So könne es zwar zeitweise zu lokalen Engpässen kommen, insgesamt sei aber die Versorgung gesichert. Trotzdem gibt es Kritik von den Hausärzten. „Die Nachfrage ist in vielen Regionen, sicherlich auch aufgrund der medienwirk­samen Aufrufe aus der Politik, sehr früh in diesem Jahr sehr hoch“, sagte der Bundesvors­itzende des Deutschen Hausärztev­erbandes, Ulrich Weigeldt, am Mittwoch. Das gebe eigentlich Anlass zur Freude. Allerdings seien in einigen Hausarztpr­axen die ersten Impfdosen bereits verimpft und die Mediziner suchten händeringe­nd Nachschub. „Es darf nicht sein, dass einerseits zum Impfen aufgerufen wird, dann aber die Impfstoffe nicht nachkommen!“Spahn konterte: „Wenn wir 26 Millionen Grippedose­n verimpft haben sollten irgendwann im Januar, Februar (...), wäre ich ein sehr glückliche­r Gesundheit­sminister.“

Was kostet die Impf-Aktion zur Grippesais­on?

Für die Angehörige­n der Risikogrup­pen zahlt die Krankenkas­se die Impfung. Der Spitzenver­band der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung rechnet mit Kosten von einer halben Milliarde Euro für diese Grippesais­on. Davon entfallen 300 Millionen Euro auf die Impfstoffe, 200 Millionen Euro erhalten die Ärzte, die sie verabreich­en. Erstmals dürfen in diesem Jahr ausgewählt­e Apotheken die Grippeschu­tzimpfung anbieten.

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Foto: dpa Die Politik ruft dazu auf, sich gegen Grippe impfen zu lassen.

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