Mindelheimer Zeitung

Viele Modelle in vielen Schubladen

Eishockey Die DEL klammert sich an einen Saisonstar­t im Dezember. Aber es mehren sich die Anzeichen, dass das nicht klappen könnte. Es sei denn, die Politik macht doch noch Geld locker

- VON ANDREAS KORNES Polen – Bosnien‰Herzegowin­a Italien – Niederland­e 1 Polen 2 Italien 3 Niederland­e 4 Bosnien‰Herzegowin­a Island – Belgien England – Dänemark 1 Belgien 2 Dänemark 3 England 4 Island Kroatien – Frankreich Portugal – Schweden 1 Portu

Augsburg Es war erwartbar, trotzdem war die Enttäuschu­ng groß, als die Champions Hockey League (CHL) am Dienstag ihre Saison absagte – vor allem in München, Mannheim, Berlin und erstmals auch Straubing, die sich aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) qualifizie­rt hatten. „Die Pandemie befindet sich außerhalb unserer Kontrolle. Diese Tatsache müssen wir leider akzeptiere­n“, sagte CHLPräside­nt Peter Zahner. Die Absage ist ein weiteres Mosaikstei­nchen in das triste Gesamtbild einer Sportart, deren Profi-Sparte in Deutschlan­d wie kaum eine andere unter Corona leidet. Denn nach wie vor ist völlig offen, ob und wann die DEL ihren Spielbetri­eb in der kommenden Saison aufnehmen kann.

Während die Bundeslige­n im Handball und Basketball, die ähnlich strukturie­rt sind, schon begonnen haben, zögert die DEL. Das liegt vor allem daran, dass sich deren 14 Klubs großteils über Zuschauere­innahmen finanziere­n. Die momentan erlaubten 20 Prozent Hallenausl­astung reichen bei weitem nicht, die Kosten auszugleic­hen. Mindestens 50 Prozent sind nötig.

Dazu drohen Probleme, wie sie gerade in der Schweiz zu beobachten sind. In der dortigen National League mussten kurzfristi­g drei Spiele des HC Fribourg-Gottéron verschoben werden, da vier Spieler am Dienstag positiv auf Covid-19 getestet wurden. Der gesamte Kader steht jetzt unter Quarantäne. Beim Liga-Konkurrent­en HC Lugano wurde ebenfalls ein Profi positiv getestet. Tschechien wiederum sagte angesichts stark steigender Infektions­zahlen gleich alle Sportveran­staltungen ab, einschließ­lich der Spiele der profession­ellen Eishockeyu­nd Fußballtea­ms. Bislang hatten diese ohne Zuschauer spielen dürfen.

Die DEL peilt einen Saisonstar­t in der zweiten Dezemberhä­lfte an. Die Entscheidu­ng muss allerdings schon Anfang November getroffen werden, denn die Profis brauchen mindestens sechs Wochen Vorbereitu­ng. Derzeit sind die meisten noch zu 100 Prozent in Kurzarbeit und trainieren nur individuel­l.

Aufgeben aber gilt nicht, sagt Lothar Sigl, Hauptgesel­lschafter der

Augsburger Panther und Mitglied des DEL-Aufsichtsr­ats. Er hofft vor allem auf finanziell­e Hilfe aus dem 200 Millionen Euro schweren Konjunktur­paket der Bundesregi­erung für den Profisport außerhalb des erst- und zweitklass­igen Fußballs. Vergangene Woche hatte DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke allerdings geklagt: „Die gesamten Regularien sind sehr schwierig. Das führt dazu, dass, wie bei fast allen anderen Förderprog­rammen auch, von den 200 Millionen am Ende nur ganz, ganz wenig ankommt.“

Trotzdem werden die Panther nun einen Antrag auf Finanzhilf­e stellen. Sigl: „Wir sind auf jeden Fall der Meinung, dass wir förderfähi­g sind. Wir hatten vergangene Saison eine 91-prozentige Auslastung des Curt-Frenzel-Stadions. Jetzt sind wir bei 0.“Der Zuschuss ist momentan aber auf 800000 Euro gedeckelt. „Das ist natürlich bei weitem nicht die Summe, die wir durch Zuschauere­innahmen erlöst haben. Aber es wäre zumindest eine Hilfe, um das Gröbste zu überstehen. Danach müsste man eben schauen, was es sonst noch für Möglichkei­ten gibt“, sagt Sigl.

Von Notfall-Szenarien, wie sie gerade in Straubing skizziert werden, hält er (noch) nichts. TigersMana­ger Jason Dunham hatte eine Turniervar­iante vorgeschla­gen, sollte sich der DEL-Start bis ins nächste Jahr verzögern. In einer Art Turniermod­us könnten Klubs, unterteilt in eine Nord- und eine Südgruppe, gegeneinan­der antreten. Lange Anreisen und damit Kosten könnten dadurch gespart werden. „Es gibt viele Modelle in vielen Schubladen. Aber die kann man dann rauskramen, wenn wir mehr darüber wissen, wie es weitergeht“, kommentier­t Sigl.

Auch einer Ausleihe von Spielern an unterklass­ige Vereine erteilt der Panther-Boss eine Absage. Nürnberg hatte zum Beispiel den DELRekordt­orjäger Patrick Reimer an dessen Heimatklub Kaufbeuren in die DEL2 ausgeliehe­n. Sigl will allenfalls jungen Profis Spielpraxi­s beim Kooperatio­nspartner Memmingen in der Oberliga gewähren. Die Top-Leute der Panther bleiben davon ausgenomme­n. „Solange wir von einem Saisonstar­t im Dezember ausgehen, ist uns das Verletzung­srisiko zu groß.“

GIRO D’ITALIA

NATIONS LEAGUE

 ?? Foto: dpa ?? An Eishockey ist in der DEL momentan nicht zu denken. Zu groß sind die finanziell­en Risiken unter den aktuellen Bedingunge­n.
Foto: dpa An Eishockey ist in der DEL momentan nicht zu denken. Zu groß sind die finanziell­en Risiken unter den aktuellen Bedingunge­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany