Viele Modelle in vielen Schubladen
Eishockey Die DEL klammert sich an einen Saisonstart im Dezember. Aber es mehren sich die Anzeichen, dass das nicht klappen könnte. Es sei denn, die Politik macht doch noch Geld locker
Augsburg Es war erwartbar, trotzdem war die Enttäuschung groß, als die Champions Hockey League (CHL) am Dienstag ihre Saison absagte – vor allem in München, Mannheim, Berlin und erstmals auch Straubing, die sich aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) qualifiziert hatten. „Die Pandemie befindet sich außerhalb unserer Kontrolle. Diese Tatsache müssen wir leider akzeptieren“, sagte CHLPräsident Peter Zahner. Die Absage ist ein weiteres Mosaiksteinchen in das triste Gesamtbild einer Sportart, deren Profi-Sparte in Deutschland wie kaum eine andere unter Corona leidet. Denn nach wie vor ist völlig offen, ob und wann die DEL ihren Spielbetrieb in der kommenden Saison aufnehmen kann.
Während die Bundesligen im Handball und Basketball, die ähnlich strukturiert sind, schon begonnen haben, zögert die DEL. Das liegt vor allem daran, dass sich deren 14 Klubs großteils über Zuschauereinnahmen finanzieren. Die momentan erlaubten 20 Prozent Hallenauslastung reichen bei weitem nicht, die Kosten auszugleichen. Mindestens 50 Prozent sind nötig.
Dazu drohen Probleme, wie sie gerade in der Schweiz zu beobachten sind. In der dortigen National League mussten kurzfristig drei Spiele des HC Fribourg-Gottéron verschoben werden, da vier Spieler am Dienstag positiv auf Covid-19 getestet wurden. Der gesamte Kader steht jetzt unter Quarantäne. Beim Liga-Konkurrenten HC Lugano wurde ebenfalls ein Profi positiv getestet. Tschechien wiederum sagte angesichts stark steigender Infektionszahlen gleich alle Sportveranstaltungen ab, einschließlich der Spiele der professionellen Eishockeyund Fußballteams. Bislang hatten diese ohne Zuschauer spielen dürfen.
Die DEL peilt einen Saisonstart in der zweiten Dezemberhälfte an. Die Entscheidung muss allerdings schon Anfang November getroffen werden, denn die Profis brauchen mindestens sechs Wochen Vorbereitung. Derzeit sind die meisten noch zu 100 Prozent in Kurzarbeit und trainieren nur individuell.
Aufgeben aber gilt nicht, sagt Lothar Sigl, Hauptgesellschafter der
Augsburger Panther und Mitglied des DEL-Aufsichtsrats. Er hofft vor allem auf finanzielle Hilfe aus dem 200 Millionen Euro schweren Konjunkturpaket der Bundesregierung für den Profisport außerhalb des erst- und zweitklassigen Fußballs. Vergangene Woche hatte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke allerdings geklagt: „Die gesamten Regularien sind sehr schwierig. Das führt dazu, dass, wie bei fast allen anderen Förderprogrammen auch, von den 200 Millionen am Ende nur ganz, ganz wenig ankommt.“
Trotzdem werden die Panther nun einen Antrag auf Finanzhilfe stellen. Sigl: „Wir sind auf jeden Fall der Meinung, dass wir förderfähig sind. Wir hatten vergangene Saison eine 91-prozentige Auslastung des Curt-Frenzel-Stadions. Jetzt sind wir bei 0.“Der Zuschuss ist momentan aber auf 800000 Euro gedeckelt. „Das ist natürlich bei weitem nicht die Summe, die wir durch Zuschauereinnahmen erlöst haben. Aber es wäre zumindest eine Hilfe, um das Gröbste zu überstehen. Danach müsste man eben schauen, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt“, sagt Sigl.
Von Notfall-Szenarien, wie sie gerade in Straubing skizziert werden, hält er (noch) nichts. TigersManager Jason Dunham hatte eine Turniervariante vorgeschlagen, sollte sich der DEL-Start bis ins nächste Jahr verzögern. In einer Art Turniermodus könnten Klubs, unterteilt in eine Nord- und eine Südgruppe, gegeneinander antreten. Lange Anreisen und damit Kosten könnten dadurch gespart werden. „Es gibt viele Modelle in vielen Schubladen. Aber die kann man dann rauskramen, wenn wir mehr darüber wissen, wie es weitergeht“, kommentiert Sigl.
Auch einer Ausleihe von Spielern an unterklassige Vereine erteilt der Panther-Boss eine Absage. Nürnberg hatte zum Beispiel den DELRekordtorjäger Patrick Reimer an dessen Heimatklub Kaufbeuren in die DEL2 ausgeliehen. Sigl will allenfalls jungen Profis Spielpraxis beim Kooperationspartner Memmingen in der Oberliga gewähren. Die Top-Leute der Panther bleiben davon ausgenommen. „Solange wir von einem Saisonstart im Dezember ausgehen, ist uns das Verletzungsrisiko zu groß.“
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