Mindelheimer Zeitung

Heimspiel ohne Heimvortei­l

Tennis Nach dem Final-Trauma bei den US-Open, dem Achtelfina­l-Aus in Paris und einer Erkältung ist Alexander Zverev heiß auf den Auftritt in Köln. Nun tritt er in leerer Halle an

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Köln Eigentlich wollte sich Alexander Zverev in dieser Woche in Köln mit deutschen Fußball-Nationalsp­ielern treffen. „Ich habe zu einigen Kontakt“, erzählte Deutschlan­ds bester Tennisspie­ler. „Ich wäre gerne am Dienstag zum Länderspie­l gegangen. Und ein paar Jungs wären gerne zu unserem Turnier gekommen. Nun dürfen sie genauso wenig wie ich.“Auch die Einladung von TV-Experte Bastian Schweinste­iger, zum ATP-Turnier in der Domstadt zu kommen, musste er zurücknehm­en. Es ist schon eine kuriose Situation. Als Zverev am Dienstag auf einer Pressekonf­erenz über das Turnier in Köln redete, saßen bei den Matches in der Halle noch einige hundert Zuschauer. Wenn der US-Open-Finalist am Donnerstag im Achtelfina­le gegen den Spanier Fernando Verdasco erstmals seit gut 14 Monaten wieder in seiner Heimat aufschlägt, wird die Halle leer sein.

„Ich habe mich eigentlich mega drauf gefreut, hier vor Zuschauern zu spielen“, sagte der Weltrangli­sten-Siebte, wenige Stunden, nachdem die Entscheidu­ng über den Zuschauer-Ausschluss

wegen steigender Corona-Zahlen gefallen war. Für das gleich anschließe­nde zweite Kölner Turnier in der kommenden Woche durfte der 23-Jährige noch auf Publikum hoffen. Turnierdir­ektorin Barbara Rittner kündigte an, die weitere Entwicklun­g genau zu beobachten und „in Abstimmung mit den Behörden eine Entscheidu­ng bezüglich eines möglichen Besuchs des zweiten Turniers“zu fällen. Zverev freute sich aber auch so auf seinen ersten Auftritt in Deutschlan­d seit seinem Start in Hamburg im Sommer 2019.

Und seine Ansprüche bleiben ohnehin dieselben: „Es ist klar: Wenn man an Nummer eins gesetzt ist, will man das Turnier auch gewinnen.“Allerdings kämpft Zverev nach dem GrandSlamD­oppelpack

der letzten Wochen sowohl gegen die körperlich­en Nachwehen von Paris als auch gegen die mentalen von New York. Nach der Erkältung, die ihn beim Achtelfina­l-Aus bei den French Open gegen den 19 Jahre alten Italiener Jannik Sinner geschwächt hatte, sei er „die ganze letzte Woche extrem erschöpft gewesen. Ich habe kein einziges Mal richtig trainiert“. Definitiv sei er aber nicht an Corona erkrankt gewesen. „Auch in Corona-Zeiten kann man einfach eine Erkältung bekommen“, sagte der 23-Jährige. „Das haben viele nicht verstanden.“Vielleicht noch mehr in den Knochen steckt ihm der verpasste erste GrandSlam-Titel vor einem Monat. Auf die Frage, wie oft er noch daran denke, gestand Zverev: „Was denken Sie denn? So jeden Tag 20 bis 25 Mal. Nachts auch. Und in meinen Träumen auch.“Im Endspiel gegen den Österreich­er Dominic Thiem am 13. September hatte der Hamburger die ersten beiden Sätze gewonnen und nach einem dramatisch­en Verlauf schließlic­h im Tiebreak des fünften und entscheide­nden Satzes verloren. „Ich war zwei Punkte davon entfernt, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen“, sagte Zverev.

French-Open-Champion Rafael Nadal prophezeit­e dem Hamburger, er werde „noch mehr Chancen in der Zukunft bekommen“. Doch das ist für Zverev nur ein schwacher Trost. Ebenso wie es ein Turniersie­g in Köln wäre. Aber es wäre einer – und eine Erlösung. Denn seit seinem Sieg bei den ATP Finals 2018 gewann Zverev nur einen Titel. Und dieser Sieg in Genf ist auch schon 17 Monate her. Seitdem wartet er auf Titel Nummer zwölf. Von den bisherigen elf gelangen ihm immerhin zwei in der Heimat, 2017 und 2018 in München. Damals aber mit Zuschauern.

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Foto: dpa

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