So will Bad Wörishofen Obdachlosen helfen
Die Zustände in den Unterkünften von Bad Wörishofen sind teilweise alarmierend. Abhilfe schaffen soll eine Zusammenarbeit mit Caritas und Mindelheim
Die Kurstadt Bad Wörishofen ist ein beliebter Wohnort für Wohlhabende. Hochpreisige Wohnungen gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Am anderen Ende dieser Skala stehen jene, die überhaupt kein Dach über dem Kopf haben. Hier will nun die Stadt Bad Wörishofen gemeinsam mit der Stadt Mindelheim ansetzen. Obdachlose sollen künftig nicht nur eine Notunterkunft erhalten, sondern auch persönliche Betreuung. Dass dies notwendig ist, zeigten nicht zuletzt die Fotos, die Ordnung samts leiter Jan Madsack im Sozialausschuss des Stadtrates zeigte.
Zu sehen waren komplett vermüllte Zimmer in den Unterkünften, welche die Stadt im Gewerbegebiet für Obdachlose vorhält. Übernehmen soll die neue Aufgabe der Caritas verb an dMem min gen Unter allgäu. AndreasAig st erstellte dem Ausschuss vor, wie die Herangehensweise sein wird. Man denke dabei auch an die Beschaffung eines Kleinbusses, berichtete Aigster. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass in Corona-Zeiten Beratungen in den Zimmern stattfinden müssen. Stattdessen könnte dieser Bus so ausgerüstet werden, dass die Gespräche dort stattfinden, unter besseren Infekt ions schutz bedingungen. Wichtig sei aber, dass sich zuvor jemand ein Bild vom Leben in der Unterkunft mache. Das soll künftig wöchentlich geschehen. Eine examinierte Krankenschwester und Sozialpädagogin der Caritas soll diese Aufgabe übernehmen. Nötigenfalls werde man einen Begleiter mitschicken, sollte man es mit problematischen Bewohnern zu tun haben, kündigte Aigster an. Ludwig Kreuzer (CSU) hatte sich zuvor nach solchen Sicherheitsmaßnahmen erkundigt. In Bad Wörishofen leben derzeit neun Personen in den Obdachlosenunterkünften, zu denen mittlerweile auch die Wohncontainer zählen, die einst für die Unterbringung von Asylbewerbern beschafft wurden. Ordnungsamtsleiter Madsack berichtete, dass die Bewohner zwischen 38 und 79 Jahren alt seien. Teilweise leben sie schon lange in den Unterkünften, einer sogar schon seit neun Jahren. Dass Alkoholmissbrauch ein bekanntes Problem sei, schilderte Aigster: „Die saufen halt.“
„Wir würden es begrüßen, wenn es dort eine regelmäßige Betreuung gäbe“, sagt Madsack. Für die Stadt endet die Aufgabe nämlich mit der Unterbringung. „Es ist eine gute Sache, das gemeinsam mit Mindelheim anzugehen“, sagt Bürgermeister Stefan Welzel (CSU). Es gehe dabei auch um das Verhindern von Obdachlosigkeit, weil es dann eine nicht behördliche Stelle gebe, an die sich Menschen mit Problemen wenden können.
Wichtig sei aber auch, so Aigster, dass man die Menschen, die bereits von Obdachlosigkeit betroffen sind, aufsuche. „Die gehen nicht mehr zu Behörden“, berichtete der CaritasGeschäftsführer. „Um hier eine Vertrauensbasis zu schaffen, muss man in die Unterkünfte gehen.“In Mindelheim werde das zum Teil schon so gemacht. Im Ausschuss stieß der Vorschlag auf Wohlwollen. „Ich war begeistert, als dieser Antrag kam“, sagt Paola Rauscher (Grüne). „Eine Gesellschaft ist nur so stark, wie sie sich für ihre Schwachen einsetzt.“Auch Rauscher schlug vor, Akuthilfe mit Vorbeugung zu verbinden.
Dass dies möglich ist, stellte Ordnungsamtsleiter Madsack in Aussicht. Die Stadt erhalte Nachricht von anstehenden Zwangsräumungen. An dieser Stelle könne man dann ansetzen.
Auch Dritte Bürgermeisterin Michaela Bahle-Schmid (CSU) begrüßte den Vorstoß. Sie ist seit Jahren maßgeblich in der Seniorenhilfe tätig und kennt die Probleme derer, die in Bad Wörishofen mit weniger Geld auskommen müssen. Ehrenamtlich sei das nicht zu leisten, schilderte sie das Thema Obdachlosenbetreuung. Das gelinge aus eigener Erfahrung höchstens über einen gewissen Zeitraum. Sozialreferentin Ilse Erhard (CSU) regte zudem an, man benötige in den Unterkünften auch einen Hausmeister.
„Ich freue mich sehr, dass es jetzt endlich so weit ist“, sagte auch Paul Gruschka (FW). „Wir haben vor einem Jahr schon einmal über eine solche Möglichkeit gesprochen“, berichtete der vormalige Bürgermeister von Bad Wörishofen. Wenn es zur Obdachlosigkeit komme, seien die Fehler lange vorher gemacht worden. Hier könne man mit guter Beratung etwas tun.
Die Kosten bezifferte Stefan Welzel mit etwa 15.000 Euro pro Jahr. Die Caritas will nach Aigsters Darstellung eine bereits bestehende Stelle ausweiten und 19,5 Stunden pro Woche auf Mindelheim und Bad Wörishofen verteilen. Der Beschluss in Bad Wörishofen fiel einstimmig.