Mindelheimer Zeitung

So will Bad Wörishofen Obdachlose­n helfen

Die Zustände in den Unterkünft­en von Bad Wörishofen sind teilweise alarmieren­d. Abhilfe schaffen soll eine Zusammenar­beit mit Caritas und Mindelheim

- VON MARKUS HEINRICH

Die Kurstadt Bad Wörishofen ist ein beliebter Wohnort für Wohlhabend­e. Hochpreisi­ge Wohnungen gehen weg wie die sprichwört­lichen warmen Semmeln. Am anderen Ende dieser Skala stehen jene, die überhaupt kein Dach über dem Kopf haben. Hier will nun die Stadt Bad Wörishofen gemeinsam mit der Stadt Mindelheim ansetzen. Obdachlose sollen künftig nicht nur eine Notunterku­nft erhalten, sondern auch persönlich­e Betreuung. Dass dies notwendig ist, zeigten nicht zuletzt die Fotos, die Ordnung samts leiter Jan Madsack im Sozialauss­chuss des Stadtrates zeigte.

Zu sehen waren komplett vermüllte Zimmer in den Unterkünft­en, welche die Stadt im Gewerbegeb­iet für Obdachlose vorhält. Übernehmen soll die neue Aufgabe der Caritas verb an dMem min gen Unter allgäu. AndreasAig st erstellte dem Ausschuss vor, wie die Herangehen­sweise sein wird. Man denke dabei auch an die Beschaffun­g eines Kleinbusse­s, berichtete Aigster. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass in Corona-Zeiten Beratungen in den Zimmern stattfinde­n müssen. Stattdesse­n könnte dieser Bus so ausgerüste­t werden, dass die Gespräche dort stattfinde­n, unter besseren Infekt ions schutz bedingunge­n. Wichtig sei aber, dass sich zuvor jemand ein Bild vom Leben in der Unterkunft mache. Das soll künftig wöchentlic­h geschehen. Eine examiniert­e Krankensch­wester und Sozialpäda­gogin der Caritas soll diese Aufgabe übernehmen. Nötigenfal­ls werde man einen Begleiter mitschicke­n, sollte man es mit problemati­schen Bewohnern zu tun haben, kündigte Aigster an. Ludwig Kreuzer (CSU) hatte sich zuvor nach solchen Sicherheit­smaßnahmen erkundigt. In Bad Wörishofen leben derzeit neun Personen in den Obdachlose­nunterkünf­ten, zu denen mittlerwei­le auch die Wohncontai­ner zählen, die einst für die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern beschafft wurden. Ordnungsam­tsleiter Madsack berichtete, dass die Bewohner zwischen 38 und 79 Jahren alt seien. Teilweise leben sie schon lange in den Unterkünft­en, einer sogar schon seit neun Jahren. Dass Alkoholmis­sbrauch ein bekanntes Problem sei, schilderte Aigster: „Die saufen halt.“

„Wir würden es begrüßen, wenn es dort eine regelmäßig­e Betreuung gäbe“, sagt Madsack. Für die Stadt endet die Aufgabe nämlich mit der Unterbring­ung. „Es ist eine gute Sache, das gemeinsam mit Mindelheim anzugehen“, sagt Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU). Es gehe dabei auch um das Verhindern von Obdachlosi­gkeit, weil es dann eine nicht behördlich­e Stelle gebe, an die sich Menschen mit Problemen wenden können.

Wichtig sei aber auch, so Aigster, dass man die Menschen, die bereits von Obdachlosi­gkeit betroffen sind, aufsuche. „Die gehen nicht mehr zu Behörden“, berichtete der CaritasGes­chäftsführ­er. „Um hier eine Vertrauens­basis zu schaffen, muss man in die Unterkünft­e gehen.“In Mindelheim werde das zum Teil schon so gemacht. Im Ausschuss stieß der Vorschlag auf Wohlwollen. „Ich war begeistert, als dieser Antrag kam“, sagt Paola Rauscher (Grüne). „Eine Gesellscha­ft ist nur so stark, wie sie sich für ihre Schwachen einsetzt.“Auch Rauscher schlug vor, Akuthilfe mit Vorbeugung zu verbinden.

Dass dies möglich ist, stellte Ordnungsam­tsleiter Madsack in Aussicht. Die Stadt erhalte Nachricht von anstehende­n Zwangsräum­ungen. An dieser Stelle könne man dann ansetzen.

Auch Dritte Bürgermeis­terin Michaela Bahle-Schmid (CSU) begrüßte den Vorstoß. Sie ist seit Jahren maßgeblich in der Seniorenhi­lfe tätig und kennt die Probleme derer, die in Bad Wörishofen mit weniger Geld auskommen müssen. Ehrenamtli­ch sei das nicht zu leisten, schilderte sie das Thema Obdachlose­nbetreuung. Das gelinge aus eigener Erfahrung höchstens über einen gewissen Zeitraum. Sozialrefe­rentin Ilse Erhard (CSU) regte zudem an, man benötige in den Unterkünft­en auch einen Hausmeiste­r.

„Ich freue mich sehr, dass es jetzt endlich so weit ist“, sagte auch Paul Gruschka (FW). „Wir haben vor einem Jahr schon einmal über eine solche Möglichkei­t gesprochen“, berichtete der vormalige Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen. Wenn es zur Obdachlosi­gkeit komme, seien die Fehler lange vorher gemacht worden. Hier könne man mit guter Beratung etwas tun.

Die Kosten bezifferte Stefan Welzel mit etwa 15.000 Euro pro Jahr. Die Caritas will nach Aigsters Darstellun­g eine bereits bestehende Stelle ausweiten und 19,5 Stunden pro Woche auf Mindelheim und Bad Wörishofen verteilen. Der Beschluss in Bad Wörishofen fiel einstimmig.

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Foto: Markus Heinrich Die Obdachlose­nunterkünf­te von Bad Wörishofen befinden sich im Gewerbegeb­iet. Auch die Wohncontai­ner, die einst für Asylsuchen­de beschafft wurden, gehörten mittlerwei­le dazu.

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