Fischer wollen nicht Prügelknabe enttäuschter Badegäste werden
Noch im Juli wurden Maßnahmen zur Bekämpfung von Vermüllung und Vandalismus am Baggersee beschlossen und eine Aufböschung ins Spiel gebracht. Der Fischereiverein befürchtet nun deutliche Nachteile
Wiedergeltingen Der Beschluss zur Aufböschung der Liegefläche entlang des Baggersees, um den Aufenthalt auf dem Kiesgrubengelände für Feierwütige so unattraktiv wie möglich zu machen, war schon damals im Gremium auf geteilte Meinung gestoßen. Mit 7:5 Stimmen und damit denkbar knapp hatte sich der Rat dafür ausgesprochen (MZ berichtete).
Sah der überwiegende Teil des Gremiums in dieser Maßnahme ein probates Mittel, der Feier- und Vermüllungswut des überwiegend jungen Publikums etwas entgegenzusetzen, sah ein argumentativ ebenso gut aufgestellter kleiner Teil dies gänzlich anders. So hatte etwa Ludwig Schweinberger (FWW) für ein generelles Zutrittsverbots für alle Nicht-Mitglieder des örtlichen Fischereivereins plädiert und dafür Unterstützung von seinem Mitstreiter Maximilian Huber bekommen.
Weniger drastisch hatten es die beiden CSU-Räte Jürgen Auerhammer und Bernd Stapfner sowie Brigitte Roth (Bürgerverein) gewollt und sich für gezielte Maßnahmen zur Aufenthaltserschwerung für Feierwütige ausgesprochen. Mit zu diesem Paket sollte ein mögliches Alkohol- und Feierverbot gehören, das aber noch endgültig zu prüfen wäre. Einzig die Aufböschung hatte sich an diesem Sitzungsabend im Juli durchgesetzt – und dies auch, wenn die anderen Verbote nicht umzusetzen wären.
Im September dieses Jahres – und damit mitten in der sitzungsfreien Zeit – hatte sich dann der Fischereiverein mit einem Schreiben ans Wiedergeltinger Rathaus gewandt. Darin gab der Verein seinen Befürchtungen Ausdruck, durch die beschlossene Aufböschung den Angelbetrieb nicht mehr ohne Einschränkungen aufrechterhalten zu können. Auch zeigten sich die Fiin diesem Schreiben enttäuscht, nicht in die Entscheidungsfindung des Gremiums einbezogen gewesen zu sein. Was schade wäre, denn schließlich sorge der Verein mit vielen Leistungen dafür, dass das Kiesgrubengelände ein allseits beliebtes Naherholungsgebiet bleiben könne. Nicht wenige Male hatten die Fischer das Areal in Eigenregie von Müll und Unrat befreit.
Mit Florian Hienle war nun am jüngsten Sitzungsabend der Vorsitzende des Wiedergeltinger Fischereivereins vor Ort. Des Redens vor dem Gremium ermächtigt, gab Hienle noch weitere Bedenken im Namen der Fischer zu Protokoll. So befürchte man Anpöbelungen von Besuchern des Kiesgrubengeländes.
„Wir Fischer wären dann schuld“, sagte der Vorsitzende, „den Badegästen die Kiesgrube kaputtgemacht zu haben“. Deswegen wolle der Verein keine Aufböschung und damit Unattraktivität für das Gelände, „sondern lieber feste Zeiten mit einem Betretungsverbot“.
Auch an diesem Abend sollte Ludwig Schweinberger den Fischern zur Seite springen und erneut eine Betretung des Areals nur mit gültigem Fischerei-Mitgliedsausweis ins Gespräch bringen. Zudem zeigte er Verständnis für die Nöte des Vereins, den Dreck von überwiegend auswärtigen Partybesuchern nicht mehr entsorgen zu wollen. „Die Fischer sind nicht die Müllmänner der Landsberger, Füsscher sener und Ostallgäuer Jugendlichen“, sagte er.
Als zudem Maximilian Huber erneut ein negatives Urteil über die Aufböschung („Schwachsinn“) fällte und ebenso das Vertretungsverbot favorisierte, war es Jürgen Auerhammer, der die Diskussion wieder zurück an den Ratstisch brachte. „Wir haben bereits einen gültigen Beschluss!“, erinnerte das Ratsmitglied und den gelte es nun auch gemeinsam zu tragen.
Bürgermeister Norbert Führer wehrte sich zudem gegen den Vorwurf der Fischer, nicht in die Thematik eingebunden gewesen zu sein. Das stimme nicht, sagte der Rathauschef und erinnerte an eine vorausgegangene Beratungsrunde, zu der neben den betroffenen Bürgermeistern, das Ordnungsamt und Polizeivertretung auch Mitglieder des Fischereivereins zugegen gewesen waren.
Ein wenig die Wogen glätten konnte schließlich Maximilian Kienle (Bürgerverein), der gute Argumente pro Aufböschung zu bieten hatte. Zum einen sei mit dieser Maßnahme ein Schutzwall gegen das ungeliebte Partyvolk zu erwarten, zum anderen bliebe den Fischern immer noch genug Fläche, um ihre Vereinsaktivitäten ausleben zu können. Zuletzt wäre dank der Aufböschung auch ein Raum für gemeindlichen Aushub geschaffen, den die Verwaltung ansonsten äußerst kostspielig entsorgen lassen müsste. „Humushaltigen Aushub nimmt heute kaum ein Entsorger mehr an“,
Macht die geplante Aufböschung wirklich Sinn?
pflichtete ihm Johann Menhofer (FWW) bei, und so könnte das Kiesgrubengelände zum idealen Standort dafür werden. „Und der Gemeinde viel Geld sparen.“
Dass die geplante Aufböschung zunächst nicht über die gesamte Länge des Liegebereichs reichen wird, sondern wohl nur bis zur Hälfte, brachte im Anschluss noch ein wenig Diskussionsbedarf. Das mache doch gar keinen Sinn, folgerten Mitglieder des Gremiums. Maximilian Kienle hielt dagegen. Der restliche Teil werde sich in den kommenden Jahren schnell ergeben, weil eben auch die Aushubproblematik bleibe. „Wartet nur auf das nächste Baugebiet“, folgerte er. „Dann sind wir froh, ihn hier kostengünstig einsetzen zu können.“
Abschließend einigte sich das Gremium darauf, den Beschluss von Juli dieses Jahres zur Aufböschung beizubehalten – mit zwei Gegenstimmen.