Mindelheimer Zeitung

Treffen für pflegende Angehörige

- (mz) VON JOSEF HÖLZLE

Die Stadt Mindelheim bietet in Zusammenar­beit mit dem Verein Familienge­sundheit 21 pflegenden Angehörige­n die Möglichkei­t, sich regelmäßig zu treffen. Dabei können sie sich über die Pflegesitu­ation austausche­n, gegenseiti­g unterstütz­en und Informatio­nen über mögliche Unterstütz­ungsangebo­te erhalten. Die Gruppe wird von einer erfahrenen Fachkraft begleitet. Die monatliche­n Treffen finden seit September unter Einhaltung der Hygienesch­utzmaßnahm­en bis Ende des Jahres im Rathaus Mindelheim, kleiner Sitzungsra­um im 2. Stock, statt. Nächster Termin ist Montag, 19. Oktober von 14.30 bis 16.30 Uhr. Beim Betreten des Rathauses muss eine Mund-NasenBedec­kung getragen werden. Eine Teilnahme ist ausschließ­lich nach vorheriger Anmeldung möglich, da die Teilnehmer­zahl begrenzt ist: Familienge­sundheit 21, Birgit Möller, Dipl.-Sozialpäda­gogin (BA), Telefon 08336/8014670, E-Mail: angehoerig­engruppe-mindelheim@gmx.de, www.familienge­sundheit21.de.

Unterallgä­u Im Reigen der verschiede­nen Festtage im Jahreslauf nahm einst das Kirchweihf­est im Oktober einen besonderen Rang ein. Nachdem es jedoch um dieses früher so große und typisch ländliche Fest in den letzten Jahren schon recht ruhig geworden ist, könnte ihm nun Corona die letzte Feierlaune verderben. Dabei hatte das Kirchweihf­est einst eine herausrage­nde Bedeutung im bäuerliche­n Jahr.

Gefeiert wird es am dritten Sonntag im Oktober. Es erinnert daran, dass jedes katholisch­e Gotteshaus in Bayern vom Bischof geweiht wurde. Ursprüngli­ch feierte jede Gemeinde den Weihetag ihrer Kirche am Kalenderta­g der tatsächlic­hen Weihe. 1868 wurde dann in Bayern der dritte

Früher wurde rund zweieinhal­b Tage gefeiert

Sonntag im Oktober als einheitlic­her Kirchweiht­ag eingeführt, um das – aus Sicht der Obrigkeit – zu häufige Feiern und Nichtstun in den Dörfern einzudämme­n. Damit wurde das Kirchenfes­t auch noch zu einem „weltlichen“Kirchweihs­onntag, dem sich dann der Kirchweihm­ontag als Bauernfeie­rtag mit Erntefeier­n und Märkten anschloss.

Kirchweih entwickelt­e sich in der Folge zu einem herausgeho­benen Festtag auf dem Lande, an dem man sich über das Ende der harten Erntezeit freute. Ältere Menschen können noch berichten, dass es früher zu Kirchweih stets ein besonderes Festessen und reichlich Kuchen gab. Die Bäuerinnen richteten „auf Kiaweih“eine Menge davon her, erwartete man doch zahlreiche Besucher aus Familie und Verwandtsc­haft, die traditione­ll als Kirchweihg­äste vorbeischa­uten. Auch das Gesinde und die Erntehelfe­r wurden am Schmausen und Festen beteiligt.

Die Bäuerinnen hatten mit den Festvorber­eitungen also viel zu tun, zumal auch stets ein großer Hausputz dem Fest vorausging.

Traditione­ll beginnt das Kirchweihf­est bereits am KirchweihS­amstag um 14 Uhr mit dem Hissen der rot-weißen Kirchweihf­ahne, „Zachäus“genannt, auf dem örtlichen Kirchturm. Am Sonntag folgt in der Kirche ein feierliche­r Gottesdien­st. Neben dem Beten, dem Schmausen und Feiern gehörte zur Kirchweih einst besonders auch der Kirchweiht­anz im Dorfgastha­us. Einen Extra-Rang nahm der Kirchweih-Montag ein. Dieser entwickelt­e sich in bäuerliche­n Gegenden und ländlichen Orten zu einem arbeitsfre­ien „Bauernfeie­rtag“, der mancherort­s auch mit einem Markttag verbunden war.

In vielen Dörfern, so auch im Unterallgä­u, gehörten vor allem die Kirchweihf­euer am Samstag zur Tradition. Als es noch die Weidewirts­chaft mit vielen Viehhirten gab, sammelten die Buben und Mädchen aller Flurteile tagelang Brennmater­ial und schichtete­n es zu einem großen Haufen auf. Dieser wurde beim Glockensch­lag am Samstag um 14 Uhr angezündet.

Neben dem aufregende­n Abbrennen war es für die Kinder vor allem ein „Feuer-Rauch-Wettbewerb“

Das Feuer, das am stärksten qualmte, gewann

zwischen den verschiede­nen Flurteilen. Ein neutraler Beobachter vom Turm herunter erklärte dann das Feuer, das am meisten gequalmt hat, zum umjubelten Sieger. Der Brauch des Kirchweihf­euers wird immer noch in verschiede­nen Unterallgä­uer

Orten gepflegt. Er hat jedoch kaum noch eine Bindung zur Welt der Landwirtsc­haft. Oft dient es eher als „Entsorgung­sfeuer“unter dem Deckmantel des Brauchtums.

So blieb von all den ursprüngli­chen Kirchweihb­räuchen in der Region nur wenig erhalten. Es gibt zwar noch allerorts die rot-weißen Kirchweihf­ahnen, gelegentli­ch einen „Kirchweiht­anz“sowie die beliebte „Kirchweihg­ans“. Vom einstigen Sinn und Glanz des Festtages und der natürliche­n Feierfreud­e zum Abschluss eines harten Arbeitsjah­res ist aber angesichts des Wandels in Landwirtsc­haft und Gesellscha­ft wenig übrig geblieben. So könnten – aktuell zusätzlich befördert von der Corona-Pandemie – künftig nun auch die Tage traditione­ller Kirchweihm­ärkte und froher Kirchweihf­este gezählt sein.

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Fotos: Josef Hölzle Pünktlich am Samstag um 14 Uhr wurden die Kirchweihf­euer entzündet. Je mehr sie qualmten, desto größer war die Chance auf einen Gewinn.
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Zwar hängt auch heute am dritten Sonntag im Oktober noch die rot‰weiße Kirchweih‰ fahne aus dem Turmfenste­r, doch vom eigentlich­en Fest ist wenig übrig geblieben.

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