Das Seelenheil
Druck auf die Psyche schwächt den Körper
An einem Impfstoff gegen das Virus wird geforscht, doch auch viele Seelen sind längst von der Krankheit befallen: Angst vor Ansteckung. Angst vor der Arbeitslosigkeit. Angst vor der Zukunft. Die Unsicherheit setzt vielen Menschen zu. Die Vorstellung einer einsamen Weihnacht ist ein Albtraum. „Wir haben die Krise schon einmal durchlebt – verbunden mit der Hoffnung, dass sie vorbei und durchschritten ist“, sagt die Psychotherapeutin Mirriam Prieß. „Jetzt kommt eine Wiederholung und das ist immer sehr belastend.“Hinzu komme: Wenn die Tage kürzer werden, wirke sich das bei vielen Menschen negativ auf die Stimmung aus. „Erneut mit den Beschränkungen und den Bedrohungen konfrontiert zu werden, in einer dunklen Jahreszeit: Diese Kombination ist eine hohe Belastung“, sagt Prieß. Betroffene würden es an unterschiedlichsten Symptomen bemerken, dass sie ihre eigene rote Linie gerade überschreiten. Innere Unruhe, Angst und Anspannung nehmen zu. „Je länger die Belastung anhält, entwickelt sich daraus eine emotionale Ausgelaugtheit, depressive Erschöpfung und
Resignation, die eine Bewältigung der Situation zunehmend erschwert“, sagt Mirriam Prieß. Und es gibt körperliche Folgen: Je höher der Druck ist, desto mehr schwäche das die Körperabwehr. „Rückenschmerzen, Magenprobleme, Kreislaufschwäche, Tinnitus, Allergieschübe: Je nachdem, wo Betroffene körperliche Schwachstellen haben, macht sich die Belastungssituation bemerkbar“, sagt die Psychotherapeutin.