Mindelheimer Zeitung

Einmal Fußballer, immer Fußballer

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Fußball ist vor allem deswegen so ein beliebter Sport, weil ihn wirklich jede und jeder spielen kann. Die Schnellen auf die Flügel, die Langsamen ins Zentrum, fehlendes Ballgefühl fällt in der Abwehr nicht auf und wer ein paar Kilo zu viel mitbringt, wird eben ins Tor verfrachte­t. Dick und/oder doof – kein Problem. Anders als beispielsw­eise am Schachbret­t. Dick ist noch okay. Doof ist blöd. Oder Basketball: Blöd ist okay, klein dafür doof.

Dummerweis­e ziehen sich die wenigsten Fußballer von ihrer Sportart zurück, wenn sie – normalerwe­ise: viel zu spät – merken, dass sie den minimalen Anforderun­gen nicht mehr gewachsen sind. Wenn es nicht mehr rechtes und linkes Knie gibt, sondern nur noch gutes und schlechtes. Wenn schon der Weg in die Umkleide schmerzt. Einmal Fußballer, immer Fußballer. Daher bleiben die Kicker ihrem Sport verbunden. Im besten Fall schulen sie um auf Meckerrent­ner. An der Seitenlini­e stehen, Bier trinken und jedem Passanten von früheren Heldentate­n erzählen. Andere aber fühlen sich dem Sport so verbunden, dass sie weiterhin aktiver Teilnehmer sein wollen. Vorstand, Trainer, Sportdirek­tor. Oft aber fällt ihnen der Wechsel schwer. Manchmal melden sich auch noch Jahrzehnte nach der aktiven Karriere die alten Reflexe. Michael Henke beispielsw­eise ist den meisten als Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld ein Begriff. Überrasche­nderweise kam er nicht als Assistent auf die Welt. Bevor er Hitzfeld diente, kickte Henke in der zweiten Bundesliga. Mittlerwei­le ist er Sportdirek­tor des Drittligis­ten FC Ingolstadt.

Aufgewühlt von 90 dramatisch­en Minuten verpasste er Kaiserslau­terns Trainer Jeff Saibene nach dem 1:1 einen versteckte­n Tritt. Fand der weniger lustig. Der Luxemburge­r konnte schon nicht allzu viel damit anfangen, dass er im März von Henke als Trainer des FCI gefeuert wurde. Der entschuldi­gte sich immerhin für sein Foul – nicht allerdings ohne Saibene eine Teilschuld zu geben. Einmal Fußballer, immer Fußballer.

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Foto: Geier Bei Michael Henke funktionie­ren die al‰ ten Reflexe immer noch.
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