Mindelheimer Zeitung

Der Weg in die Stille

Konzert Eine musikalisc­he Meditation mit Legno Sonoro

- (tisch)

Mindelheim Es ist, als würde man die Sehnsucht nach innerer Ruhe im Raum spüren, als wäre die innere Unruhe, die diese Zeit in vielen gewiss auslöst, greifbar auf der Suche nach einem Moment der stillen Einkehr. Mit Texten von Rainer Maria Rilke lud das Trio Legno Sonoro zu einem Konzert und damit zu einer Stunde musikalisc­her Meditation in die Stadtpfarr­kirche in Mindelheim.

Carola Bodanowitz, Veronika Vogt und Alexandra Aßmann spielten und der Klang ihrer Harfen, Flöten und Gitarren breitete sich wunderschö­n beruhigend aus und hüllte die rund 100 erlaubten Besucher ein. Zu hören waren neben Auszügen aus verschiede­nen Gedichten Rilkes wie „Rast“und „Die Stille“auch Kompositio­nen von Carola Bodanowitz sowie Lieder mit Gesang. Auch die Stimmen der drei Musikerinn­en schmiegten sich weich und wohltuend an die Musik und berührten zutiefst, etwa das Spiritual „Let us Break Bread“. Besonders schön „Angel Share“von Ailie Robertson und „Indian Sunshine“von Bodanowitz sowie die Traditiona­ls „Bavno Makedonsko“aus dem Balkan und das schottisch­e „Glenlivet“.

Das beeindruck­ende an Konzerten mit Legno Sonoro sind die filigranen Wechsel zwischen den verschiede­nen Instrument­en, die Mischung aus Harfe und Gitarre. Gerade glaubt man, so klingen die Instrument­e perfekt, dann greift eine der Musikerinn­en zur Flöte und schon mischt sich ein neuer Klang dazu und wieder denkt man, dass diese Kombinatio­n ihren eigenen, ganz besonderen Reiz entfaltet. Die Übergänge sind fließend und nach wenigen Stücken schon vertraut – jeder Takt wie eine

Umarmung. Einziger Wermutstro­pfen war die ungünstige Akustik bei den Gedichtvor­trägen von Siggi Aßmann, sodass die schönen Zeilen leider nicht von allen verstanden werden konnten. Ein nachträgli­cher Blick auf die gut ausgewählt­en Texte lohnt allemal.

„Auf meinen Atemzügen heben und senken die Sterne sich“heißt es in Rilkes „Die Stille“und beinahe konnte der Eindruck entstehen, aus der anfänglich­en Sehnsucht sei nun Demut geworden. Es ist vielleicht gerade jetzt die Zeit, in der das stille Zurückgewo­rfensein auf sich selbst in der Gemeinscha­ft eines Konzerts zu Tränen rührt. Vielleicht auch deshalb, weil man sich nicht hätte vorstellen können, welch besonderen Stellenwer­t ein Konzert gewinnen kann, die Möglichkei­t, es zu erleben.

 ?? Foto: tisch ?? Carola Bodanowitz, Veronika Vogt und Alexandra Aßmann (von links) entführten ihre Zuhörer in eine andere Welt.
Foto: tisch Carola Bodanowitz, Veronika Vogt und Alexandra Aßmann (von links) entführten ihre Zuhörer in eine andere Welt.

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