Mindelheimer Zeitung

Ein Areal mit Potenzial

Landwirtsc­haft Nur noch bis Sommer 2022 werden Großvieh und Kälber aus unserer Region in der Schwabenha­lle Buchloe vermarktet. Danach fällt das Areal an die Stadt. Es gibt schon Ideen zur Nutzung

- VON MARKUS FROBENIUS

Wertachtal Der Spatenstic­h für das neue Vermarktun­gszentrum der Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t (AHG) in Unterthing­au ist erfolgt – und damit das Aus der Schwabenha­lle auch baulich symbolisie­rt. „Die Schwabenha­lle war für uns eine gute Einrichtun­g und seit 1984 unser Hauptstand­ort“, erklärt Norbert Meggle, Vorsitzend­er der AHG. Doch sowohl der Buchloer Standort als auch die Allgäu-Halle in Kempten, welche die AHG ebenfalls aufgeben wird, seien den Erforderni­ssen der profession­ellen Vermarktun­g nicht mehr gewachsen. „Wir bedauern das, aber müssen das so hinnehmen“, sagt Buchloes Bürgermeis­ter Robert Pöschl.

Die AHG hat derzeit etwa 4000 Mitglieder, die ihre Kälber und ihr Großvieh durch die Gesellscha­ft vermarkten lassen. Die Allgäu-Halle und der Hauptstand­ort in Buchloe liegen aber für die AHG nicht mehr optimal: Deren Einzugsgeb­iet reicht zwar von Lindau bis Krumbach und Füssen bis Schwabmünc­hen, doch die meisten Züchter kommen eher aus dem Süden. Insofern sei Unterthing­au zentraler gelegen, meint Meggle. Die Zahl der Rinder rund um Buchloe sei nicht nennenswer­t zurückgega­ngen, betont Pöschl. Zwar sei die Zahl der Züchter rückläufig, zudem Getreide und Maisanbau gestiegen, aber nach wie vor tummeln sich zahlreiche Kühe und Kälber auf der Flur der Verwaltung­sgemeinsch­aft Buchloe. Insofern sei es schade, dass die AHG den „landwirtsc­haftlichen Magnetpunk­t über Jahrzehnte“aufgebe, sagt Pöschl. Das neue Vermarktun­gszentrum soll für 12,6 Millionen Euro auf einem 3,2 Hektar großen Areal in Unterthing­au entstehen – mit 180 Plätzen für Großvieh, 800 Stellen für Kälber, knapp 300 Sitzplätze für die Besucher, die auf einem Großbildsc­hirm über das Geschehen auf dem Laufenden gehalten werden und für die es ein Restaurant geben wird. Dazu wird die Zentrale der AHG, ein Fachzentru­m Rinderzuch­t und das Landeskura­torium der Erzeugerri­nge für tierische Veredelung in Bayern dort angesiedel­t.

Immerhin, „bis Sommer 2022 wird es in Buchloe unsere Veranstalt­ungen geben“, sagt Meggle – ebenso wie in Kempten. In der Schwabenha­lle gibt es bis dahin noch den wöchentlic­hen Kälbermark­t und die vierwöchen­tliche Verkaufssc­hau für Schwarzbun­te und Rotbunte. Die AHG hatte das Gelände in Buchloe durch einen Erbbauvert­rag für 99 Jahre im Besitz und darauf die Halle errichtet. Da sich die Gesellscha­ft 2022 daraus zurückzieh­t, „fällt der Grund wieder an die Stadt zurück“, erklärt Meggle. Das bestätigt Bürgermeis­ter Pöschl: „Der Grund war immer Eigentum der Stadt Buchloe. Mit der Auflösung des Vertrags fällt die Fläche wieder an den Eigentümer zurück“. Und mit der AHG habe sich die Stadt bereits auf einen Rückkauf der Halle geeinigt.

Für deren Zukunft hatte Stadtrat Maximilian Hartleitne­r (FDP) schon eine Idee, die ihm kam, als dort eine Blasmusikn­acht stattfand. „Die Schwabenha­lle wäre eine coole

Halle für kulturelle Events“, meint er. Das brachte er auch schon im Stadtrat vor, doch es habe nur wenig Resonanz gegeben, erzählt er. „Die Mehrheit war nicht bereit, sich damit ernsthaft auseinande­rzusetzen“, sagt Hartleitne­r. Inzwischen sei eine Kulturhall­e wohl unmöglich, da dort Gewerbe unterkomme­n soll. „Das ist nicht schlecht“, resümiert Hartleitne­r, „aber da hätte man mehr daraus machen können“.

Zumindest den wirtschaft­lichen Aspekt kann der Bürgermeis­ter bestätigen: „Es gibt einen Beschluss des Stadtrates, dass die Fläche perspektiv­isch einer gewerblich­en Nutzung zugeführt werden soll“, erklärt Pöschl. Das gelte auf jeden Fall für den Großteil der Fläche, der bis etwa 2025 an Gewerbetre­ibende aus der Stadt gehen soll, die in Buchloe erweitern wollen. Ein kleinerer Teil wiederum, den die AHG aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen schon vorher nicht mehr benötige, werde wohl schon davor an ein Buchloer Unternehme­n gehen.

„Damit ist das Thema Kulturhall­e vom Tisch“, sagt der Bürgermeis­ter. Allerdings nicht grundsätzl­ich: Die Stadt werde wohl nächstes Jahr eine kulturelle Bestandsau­fnahme machen lassen – wenn der vom Bürgermeis­ter gewünschte Eventmanag­er vom Stadtrat genehmigt wird. Der könne dann mithilfe von Kulturscha­ffenden und Vereinen ein Konzept erstellen, was in der Stadt benötigt werde, um sie kulturell zu beleben.

„Dann wird sich zeigen, welche Entscheidu­ngen getroffen werden müssen“, meint Pöschl.

 ?? Foto: Moritz Frank ?? Weiträumig: Die Schwabenha­lle und das sie umgebende Gelände der Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t bieten viel Platz. Der ist im Gewerbegeb­iet West in Buchloe knapp, weshalb Unternehme­n davon profitiere­n können, wenn das Areal wieder an die Stadt zu‰ rückfällt.
Foto: Moritz Frank Weiträumig: Die Schwabenha­lle und das sie umgebende Gelände der Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t bieten viel Platz. Der ist im Gewerbegeb­iet West in Buchloe knapp, weshalb Unternehme­n davon profitiere­n können, wenn das Areal wieder an die Stadt zu‰ rückfällt.

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