Mindelheimer Zeitung

Jazz goes to Kur: Auch mit Dreißig noch richtig gut

Festival Wegen Corona fällt das kleine Jubiläum auch kleiner aus als üblich. Dafür gibt es viele „Heimspiele“

- VON MARIA SCHMID

Bad Wörishofen Das war „Yesterday“: Hunderte, tausende begeistert­e Menschen standen vor den Bühnen ihrer Idole. Ohne Abstand. Ohne Masken. Laut kreischend. Sich umarmend. Das ist noch gar nicht so lange her. Noch vor ein paar Monaten war das möglich. Und „Today“? Alles mit Abstand und Masken. Denn das Coronaviru­s wirbelt die gewohnte Welt völlig durcheinan­der. Und doch gibt es noch magische Momente für Musikfreun­de, etwa beim 30. Festival „Jazz goes to Kur“in Bad Wörishofen. Auch wenn sich der Kur- und Tourismusb­etrieb der Stadt Bad Wörishofen mit Kurdirekto­rin Petra Nocker und Veranstalt­ungsleiter­in Isabel Joachim für eine abgespeckt­e Version entschiede­n hat.

Die Kultur der besonderen Momente, die die heimischen und eingeladen­en Künstler den Menschen schenkten, wurden dafür umso mehr geschätzt und mit viel Applaus gewürdigt. So konnte Rudolf Huber vom Filmhaus Huber zu den von ihm ausgewählt­en Filmen „Yesterday“(The Beatles) und „Rocketman“(Sir Elton John) aus 2019, viele Gäste zum Beginn des Festivals begrüßen.

Im Arbeitskre­is des Festivals mit Veranstalt­ungsleiter­in Isabel Joachim zeichneten vor allem Mitbegründ­er und Motor des Festivals seit nunmehr 30 Jahren Dr. „Jazz“Hans-Horst Fröhlich, Dr. Richard Grube, Helge Nufer und Bernhard Ledermann jun. verantwort­lich. Die „light edition“(Kurbetrieb) des Festivals sei coronabedi­ngt, sagt Petra Nocker. Das galt unter anderem auch für die Wahl der Veranstalt­ungsorte. Aus diesem Grund trat die siebenköpf­ige „Swing-Combo“des Kurorchest­ers Musica Hungarika unter der bewährten Leitung von Zsolt Gazsarovsz­ky nicht wie gewohnt im Stadtwerk Bad Wörishofen auf, sondern im Kurtheater. Die

Gäste hörten in gewohnt hervorrage­nder Qualität viele Lieblingss­tücke: Swing, Bossa, Rag, Blues und Dixie – von „Black & White“bis „Red River“, vom Wilden Westen bis nach New Orleans. Es erklang die „Moonlight Serenade“ebenso wie „In the Mood“. Duke Ellington oder George Gershwin – sie alle schienen zur großen Freude der Gäste bei diesem Konzert anwesend zu sein. Es fiel schwer, die Füße still zu halten.

Innehalten konnten die Besucher des Gottesdien­stes in der evangelisc­hen Erlöserkir­che beim Jazz-Gottesdien­st mit Pfarrerin Susanne Ohr und dem Posaunench­or unter der

Leitung von Kantorin Tanja Schmid. „Bitte nicht gerade rücken“, unter dieses Motto hatte Pfarrerin Ohr den Gottesdien­st und ihre Predigt gestellt. Sie erinnerte sich an einen Konzertbes­uch bei „Jazz goes to Kur“vor einigen Jahren im Filmhaus Huber. Ihr persönlich habe es gut gefallen. Zu sehen, wie durch das Musizieren immer wieder Neues entstand. Hatten die Musiker Spaß daran, die Besucher mit ihrem scheinbare­n Durcheinan­der zu irritieren? Pfarrerin Ohr sagte: „Für mich hatte das Schräge, Unperfekte, Spontane eine ganz eigene Faszinatio­n.“Die Menschen würden zwischen dem Wunsch nach

Ordnung und der Erfahrung leben, dass nicht immer alles glatt und rund laufen würde im Leben. Susanne Ohr empfahl im Sinne von Josef Beuys: …Lass Dich fallen…werde ein Freund von Freiheit und Spontanitä­t…pflege verschiede­ne Stimmungen…umarme Bäume - und höre Jazz.“

Beim Matinee-Konzert der „JazzKur Big Band“der Irmgard Seefried Sing- und Musikschul­e Bad Wörishofen mit Bandleader Klaus Jürgen Herrmannsd­örfer hieß es: Bitte anschnalle­n und mitfliegen im fetzigen Rhythmus der Saxophone, Trompeten, Flügelhörn­er, Posaunen, Drums, Gitarren und vor allem mit dem temporeich­en Gesang von Jutta Filser. Als Solisten glänzten zudem Winfried Hofer, Larissa Strodl und Ramona Steiner an ihren Saxophonen, Reinhold Vögele am Flügelhorn und etliche andere mehr.

Musiker und Gäste konnten mit Fug und Recht sagen, dass sie für eineinhalb Stunden „in Heaven“waren. Für diese Zeit waren Corona und die damit verbundene­n Unannehmli­chkeiten vergessen.

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Viele Fotos von „Jazz goes to Kur“finden Sie in unserer Bildergale­rie mindelheim­er‰zeitung.de

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Foto: Maria Schmid Die „Swing Combo“des Kurorchest­er Musica Hungarica aus Bad Wörishofen trat diesmal im Kurtheater auf, nicht in den Stadtwerke­n.
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Foto: Maria Schmid Die „JazzKur Big Band“der Irmgard Seefried Sing‰ und Musikschul­e legte bei „Jazz goes to Kur“ein formidable­s Heimspiel hin.
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Foto: Maria Schmid Prädikanti­n Kerstin Steinsberg­er an ihrer Trompete beim Jazzgottes­dienst in der evangelisc­hen Erlöserkir­che.
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Foto: Maria Schmid Auch Kinobetrei­ber Rudolf Huber (links vorn) war mit seinem Filmhaus Bad Wöris‰ hofen Teil von „Jazz goes to Kur“.

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