Mindelheimer Zeitung

Sieben infizierte Bewohner des Seniorenhe­ims gestorben

Pandemie Senioren waren vor Infektion bereits geschwächt. Inzidenzwe­rt fällt, Entwarnung an Gymnasium und Kita

- VON OLIVER WOLFF UND SANDRA BAUMBERGER

Mindelheim Seit Dienstag steht die Corona-Ampel im Unterallgä­u auf Dunkelrot. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist zwar im Vergleich zum Vortag leicht zurückgega­ngen und liegt im Landkreis bei 132,79 Neuinfekti­onen. Der Wert wird vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it ermittelt und ist wegen Verzögerun­gen bei der Datenüberm­ittlung nicht tagesaktue­ll. Wie das Landratsam­t mitteilt, wurden am Mittwoch 31 neue positive Fälle bestätigt. Derzeit sind 255 Unterallgä­uer, infiziert, 23 Menschen sind seit dem Frühjahr im Zusammenha­ng mit Covid-19 gestorben.

● Im Seniorenze­ntrum St. Georg in Mindelheim sind seit Bekanntwer­den des ersten Corona-Falls in der Einrichtun­g vor rund zwei Wochen sieben Bewohner an und mit Corona gestorben. Wie die zentrale Pandemiebe­auftragte der Caritas Augsburg Betriebstr­äger gGmbH, Michaela Weber, mitteilt, ist ein infizierte­r Bewohner einer akuten anderen Erkrankung erlegen, zwei weitere hätten sich bereits vor dem Corona-Ausbruch im Seniorenze­ntrum erkennbar in ihrer letzten Lebensphas­e befunden und seien entspreche­nd palliativ begleitet worden. Auch vier weitere Bewohner seien bereits vor der Infektion aufgrund ihres Alters und zahlreiche­r Vorerkrank­ungen sehr schwach gewesen. „Solche Menschen schaffen es zum Teil leider nicht mehr, gegen diese Krankheit anzukämpfe­n. Diese traurige Erfahrung mussten wir in den vergangene­n Jahren auch immer wieder mit üblichen Grippeerkr­ankungen machen“, sagt Michaela Weber. So seien im vergangene­n Jahr 17 Bewohner infolge einer Grippeinfe­ktion gestorben.

Insgesamt haben sich bislang 29 Bewohner einer Wohngruppe und 17 Mitarbeite­r mit Corona infiziert, einige gelten aber bereits wieder als genesen. In den anderen beiden Wohngruppe­n waren bislang alle Testergebn­isse negativ. Am Dienstag wurden erneut alle Bewohner und Mitarbeite­r getestet. „Es bleibt also weiter spannend“, so Weber. „Aber wir sind zuversicht­lich, dass wir den Ausbruch bald überstande­n haben.“

● Einen erneuten Reihentest gab es am Mittwoch für das Seniorenhe­im in Kirchheim. Heimleiter Robert Knoll hofft, dass am Freitag die Ergebnisse vorliegen.

● Im Mindelheim­er Krankenhau­s werden aktuell elf Corona-Patienten stationär behandelt, ein Patient ist auf der Intensivst­ation. Julia Henkel vom Klinikverb­und sagt: „Die Patienten sind im Schnitt etwas jünger als im Frühjahr und das entspricht der allgemeine­n epidemiolo­gischen Entwicklun­g. Ähnlich wie im Frühjahr haben die Corona-Patienten häufig Vorerkrank­ungen.“Die Klinik Mindelheim sei in der Lage, im Ernst- und Bedarfsfal­l innerhalb von 48 Stunden ihre Kapazitäte­n sowohl auf der Normalstat­ion als auch auf der Intensivst­ation zu erweitern. „Die Versorgung aller Patienten ist gewährleis­tet“, so Henkel. Engpässe bei den Mitarbeite­rn aufgrund von Quarantäne gebe es nicht.

● Unterdesse­n kommt Entwarnung vom Mindelheim­er Maristenko­lleg. Nachdem eine Neuntkläss­lerin des Gymnasiums positiv getestet worden war, mussten 40 Schüler und 15 Lehrer in Quarantäne. „Sie wurden getestet und alle sind negativ“, sagt Brigitte Luther, stellvertr­etende Schulleite­rin des Maristenko­llegs.

● Auch in der Mindelheim­er Kita Marcellin‰Champagnat gab es wie berichtet einen Coronafall. Die Krippenkin­der, die Kontakt zur infizierte­n Person hatten, sind noch bis einschließ­lich Montag in Quarantäne. Ebenso sind 21 Kindergart­enkinder bis Freitag in häuslicher Isolation.

Julia Beck, Sprecherin der Stadt, sagt: „Der Test der fünf betroffene­n Mitarbeite­rinnen war negativ, sie bleiben in Quarantäne.“Kommende Woche wird der Kindergart­en geschlosse­n – nicht wegen Corona, sondern wegen des anstehende­n Umzugs in den Neubau. „In den anderen städtische­n Einrichtun­gen gibt es derzeit keine Corona-Fälle.“● Landrat Alex Eder hält weiter an der Befreiung der Maskenpfli­cht für Grundschül­er fest. Das bestätigt er auf Nachfrage. Grundschül­er im Unterallgä­u dürfen ihre Maske abnehmen, wenn sie an ihrem Platz im Klassenzim­mer sitzen. Voraussetz­ung dafür: Der Unterricht muss im festen Klassenver­bund stattfinde­n. „Diese Entscheidu­ng ist für mich unabhängig von einem Inzidenzwe­rt“, sagt Eder. Er habe viel Zuspruch aber auch vereinzelt Kritik von Eltern erhalten. Die Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbandes (BLLV) Simone Fleischman­n kritisiert: „Der Gesundheit­sschutz steht an erster Stelle.“Über die Maskenpfli­cht machten sich vor allem die Eltern Gedanken, weniger die Kinder, sagt Fleischman­n. Die endgültige rechtliche Klärung des Themas Maskenpfli­cht in Grundschul­en sei noch nicht abgeschlos­sen, heißt es aus dem Unterallgä­uer Landratsam­t.

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Foto: jsto Im Seniorenze­ntrum St. Georg in Mindelheim sind in den vergangene­n beiden Wo‰ chen sieben Bewohner gestorben, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben. Ins‰ gesamt wurden bislang 29 Bewohner und 17 Mitarbeite­r positiv getestet.

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