Wohnraum für Senioren mitten in Rammingen
Gemeinderat 26 Wohnungen entstehen am Luitpold-Lipp-Weg in der Ortsmitte von Rammingen – und könnten Schule machen. Ein Vorzeigeprojekt, findet die Mehrzahl der Räte – „zu heftig“dagegen das jüngste Gremiumsmitglied
Rammingen Am Luitpold-LippWeg und damit „mitten in einer Synergie aus Dorfgemeinschaftshaus, Kita und Schule“werden sie ihr neues Zuhause haben: Die Käufer der 26 Wohnungen, die unter dem Schwerpunkt „Senioren“in Rammingen entstehen. Um den Bauantrag dazu ging es im Rahmen der jüngsten Gremiumssitzung; der für die Planung zuständige Architekt Ulrich Förg war zudem vor Ort, um Rede und Antwort zu stehen.
Einen Bauantrag „etwas größer als normal“hatte der Buchloer Planer den Räten mitgebracht und mit knapp 2500 Quadratmetern Wohnfläche insgesamt sollte diese Erklärung auch gut gewählt sein. Um diese doch recht umfangreiche Bebauung verträglich zu gestalten, habe sich das Architekturbüro für die Gliederung in drei Gebäudekörper entschieden, um „Masse herauszunehmen“, wie Ulrich Förg erklärte. Die Seniorenwohnanlage könne sich so „schön in die örtliche Umgebung eingliedern“.
Im Hauptgebäude selbst werden elf Wohnungen untergebracht, dort, im Foyer, ein Gemeinschaftsraum entstehen. Angegliedert daran ist ein weiterer Gebäudekörper – versetzt und optisch getrennt – der dritte, ebenfalls mit elf Wohnungen. Verbunden sein werden alle über die Tiefgarage, bestätigte Förg.
Um verschiedene Wohnkonstellationen möglich zu machen, werde die Seniorenwohnanlage über eine gut gemischte WohneinheitenStruktur verfügen; knapp 58 Quadratmeter werden die kleinsten, 63 bis 70 und schließlich 85 Quadratmeter die größeren Wohnungen messen.
Moderne Standards, dazu barrierefreie Zugänge, in den oberen Etagen erreicht durch eine Liftanlage, aber auch mehr Stellplätze in der Tiefgarage als vorgeschrieben, auch das konnte der Planer hervorheben. Große Zustimmung für die Bereithaltung von Lademöglichkeiten für E-Bikes gab es unter anderem von Hans Schindele (FWG).
Das „Zurücknehmen der Baumasse“werde zudem durch das Einnehmen von Balkon, Loggia und Terrasse umgesetzt, sagte Förg. Damit verfüge jeder Bewohner über eine Überdeckung seines Außenbereichs. Zudem sorge eine Grünfläche zwischen den Gebäudekörpern für eine „Zäsur“, wie der Planer berichtete, und damit für eine Gliederung „und keinen Klotz im schönen, ländlichen Bereich Rammingens“.
Einige wenige Überschreitungen der Baugrenze müssten nun an diesem Abend vom Gremium abgesegnet, darüber hinaus Festsetzungen im Bebauungsplan angepasst werden, erklärte Förg. Denn sowohl bei den Terrassen als auch bei der Tiefgarageneinfahrt werde die Baugrenze überschritten, wenn auch nur geringfügig.
Warum das so sei, konnte Bürgermeister Anton Schwele auf Nachfrage einiger Räte erklären. Anlass sei eine Änderung der Grundstücksgrenzen gewesen, sagte er. Dabei seien die betroffenen Grundstücke nach dem Erstellen des Bebauungsplanes nach Osten erwei
die Baugrenze aber nicht entsprechend angepasst worden. „Damit gibt es nun einen großen Abstand von der Bau- zur Grundstücksgrenze“, erklärte Schwele. Die Anpassung im Bebauungsplan würde dies berichtigen. Auswirkungen auf Nachbargrundstücke durch die Überschreitung werde es keine geben.
Ein wenig Kopfzerbrechen bereitete den Räten die Tiefgarageneinfahrt, die über die Nordseite - und damit hinein ins Wohngebiet am Luitpold-Lipp-Weg und um den gesamten Gebäudekomplex herumführen wird. Gerade dadurch, so befürchtete Manuel Rauscher (UWG) würde es dort zu Frequentierung zwischen ein- und ausfahrenden Fahrzeugen sowie den Bewohnern der Einfamilienhäuser kommen. Eine Einfahrt über die Keltenstraße wäre in seinen Augen besser, „dann blieben die Autos aus dem Wohngebiet heraus“.
Georg Schmid (UWG) befürchtete, dass sich stattdessen ein Rückstau auf der Keltenstraße bilden könnte, wenn Autofahrer auf „grünes Licht“zur Einfahrt in die Tiefgarage warten müssten. Und gerade die Keltenstraße werde von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt, was zu weiteren unschönen
Situationen führen könnte. „Außerdem wisse ab sofort jeder, der ein Grundstück im Areal kauft, von der Tiefgarage dort und somit auch von Lage der Einfahrt „, konstatierte er. Dass es sich bei der Bewohnerstruktur um eine andere als bei klassischen Wohnanlagen handele, daran erinnerte schließlich der Architekt noch einmal.
So könne er eine andere Verkehrsfrequenz unterstellen, da Senioren in der Regel nicht so oft einund ausfahren würden.
Eine Einfahrt über die Nordseite würde er auf jeden Fall präferieren. Die Bewohner hätten so mehr Zeit und Ruhe für das Ein- und Ausfahren.
Sichtlich zufrieden mit den Ausführungen des Architekten zeigten sich im Anschluss weite Teile des Gremiums. Rammingen setze damit „eine Marke“, meinte etwa Manuel Rauscher. Mehr noch, könne man damit vielleicht einen Grundstein legen, Bürgern innerorts den Wohnraumausbau schmackhaft zu machen. „Mehr Belebung im Dorf“, könne die Folge sein.
Auch Christian Reiber (UWG) war angetan. 24 Bewerber aus Rammingen würden in die Seniorenwohnanlage umziehen, damit Raum im Ort für andere frei werde. „Datert, durch könnten Bauplätze reduziert werden“, meinte er. Lob gab es auch an dieser Stelle von Hans Schindele; auch er sehe einen Doppelnutzen, könnten dann leere Häuser durch den Umzug der Besitzer in die Anlage dem Wohnungsmarkt zugeführt werden.
Einzig Andreas Nett (Bürgerliste) wollte nicht so ganz in die Euphorie seiner Gemeinderatskollegen einstimmen. Für ihn sei der Bau von 26 Wohnungen auf einem Areal innerhalb eines Wohngebietes schon heftig, sagte er. Ein Objekt in dieser Art sei von Anfang an im Bebauungsplan vorgesehen gewesen, konterte Bürgermeister Anton Schwele. Jetzt nicht zu wollen, sei die falsche Richtung. „Dieses Projekt ist richtig für Rammingen“, so sein Fazit.
Letztlich sollte sich dieses Statement denn auch im Abstimmungsergebnis wiederfinden. Das Gremium stimmte im Anschluss - mit einer Gegenstimme - dem Bauantrag zu. Der Befreiung der Festsetzung zur Grundflächenzahl stimmte das Gremium ebenfalls zu, erneut mit einer Gegenstimme. Einen Ausblick auf den Zeithorizont gab es abschließend von Architekt Ulrich Förg selbst. Auf Nachfrage erklärte er, dass wohl Ostern 2021 mit dem Bau begonnen werde.
Kein „Klotz im schönen, ländlichen Bereich Rammingens“