Digital – und dennoch nah
Es fängt schon mit der Schreibweise an. Beim Homeoffice oder doch Home-Office spalten sich die Geister. Der Duden empfiehlt jedenfalls, stets Homeoffice in einem Wort zu verwenden. Das liest sich aber schlechter als HomeOffice. Egal! In absurden CoronaLockdown-Light-Zeiten verschieben sich die Prioritäten. Vieles was in der Prä-Pandemie-Ära, also dem Paradies, so wichtig erschien, ist heute nur viert- bis fünfrangig.
Wir schmoren in der AbstandsMasken-Du-sollst-zu-Hause-bleiben-und-in-die-Armbeuge-niesenHölle. Dabei ist Homeoffice (wir sind eben doch dudenhörig) eine interessante Erfahrung, ja sogar manchmal ein Quell der Freude. Ohne Humor ist eben alles nichts. Und damit sind noch nicht einmal so sehr die mehr oder weniger witzigen Tweets zur Heimarbeit gemeint, wie der einer gewissen „Schokominza“, die textet: „Arbeitsunfall im Homeoffice: Beim Versuch mit dem Drehstuhl zum Kühlschrank zu rollen, verhedderte sich die Kuscheldecke in dessen Rollen.“Ein anderer Twitterer offenbart seine schönsten Momente im „Home Office“(die Schreibweise gibt es ja auch noch). Das Homeworking-Highlight ist für den Mann, „wenn er ein wichtiges Kundentelefonat führt und sein Sohn im Nachbarzimmer am Computer beim FIFA-Spielen flucht wie ein Berliner Gangsta-Rapper“.
Das sind doch berührende, zutiefst menschliche Momente. So lässt sich digital mehr übereinander erfahren, etwa bei einem Videogespräch via Teams, als der Gesprächspartner im Zimmer seiner Tochter mit einem rosa Baldachin über dem Bett sitzt. Das räumt er lachend ein, ja berichtet, sein Homeoffice-Platz (wir bleiben bei der korrekten Schreibweise) sei nun der Wickeltisch. Wir lassen also tief blicken, was durchaus sympathisch wirkt und kommen uns – was das Erstaunliche ist – digital näher, als wir es steif-analog je waren. Manche Geschäftspartner, die doch wieder Lust auf einen Hauch von Nähe im Corona-Abstandsland verspüren, gehen zusammen spazieren. Outdoor-Jacke, Sneakers und ein Käsebrot in Alufolie statt Anzug, Business-Meetings und blöde Häppchen. Am Ende könnten wir sogar lockerer aus der Krise rauskommen, mit einer Vertrautheit zueinander wie nie zuvor.
Alle saßen ja im gleichen Mist.