Mindelheimer Zeitung

Was uns die Geschichte lehrt

Verschiede­ne Menschen aus verschiede­nen Zeiten zeigen: Mann ist nicht gleich Mann

- VON ANDREAS ZÜNDT

Seien wir ehrlich: Als Mann einen Beitrag über den „Welttag des Mannes“zu schreiben, kann nur gewaltig nach hinten losgehen. Flattert die Adamsflagg­e zu stramm im Wind, schreien Leserinnen Mordio und empören sich über unangebrac­hten Geschlecht­erstolz; hängt sie hingegen zu lasch in der Flaute, stellen Leser den Kamm auf und fordern Genugtuung für Verrat aus den eigenen Reihen. Was also tun? Der Autor dieser Zeilen entscheide­t sich für den einzig gangbaren Weg, sich aus dieser misslichen Lage heraus zu schlawiner­n: die Berufung auf harte Fakten. Verdiente Zeitzeugen müssen ran, um für die Vorzüge des vermeintli­ch starken Geschlecht­s einzustehe­n. Eine – freilich nur exemplaris­che, unvollstän­dige und nicht ganz ernst gemeinte – Chronik:

Der Erfinder des Rades Viele Männer brüsten sich damit, Feuer gemacht zu haben. Dessen Erfindung hingegen, so viel ist sicher, geht auf eine Frau zurück. Denn welcher Mann hat schon die Geduld, stundenlan­g Stöcke aneinander zu reiben oder Steine aufeinande­r zu klopfen, bis der Funke überspring­t? Die Idee, den handerlegt­en Säbelzahnt­iger auf die Flammen zu legen, die stammt hingegen mit großer Wahrschein­lichkeit von einem Mann. Ebenso wie die Erfindung des Rades, die so urmännlich ist wie Beer Pong oder die Lingerie Football League. Ein Sportwagen ohne Reifen macht halt wenig her – und Not bekanntlic­h erfinderis­ch. Galileo Galilei

Ein Mann ist im Herzen auch nur ein Kind. Und der Spieltrieb allgegenwä­rtig. Jede Frau weiß: Gib einem Mann einen Ball und du hast für die nächsten Stunden deine Ruhe. Derselbe Erfolg stellt sich übrigens mit dem neuen iPhone, dem Hilti Abbruchham­mer oder einer x-beliebigen Spielkonso­le ein. Männer sind experiment­ierfreudig. Und wenn der italienisc­he Universalg­elehrte der Legende nach verschiede­nste Gegenständ­e vom Schiefen Turm von Pisa warf, um die Fallgeschw­indigkeit zu erforschen, so war die Wissenscha­ft für einen Moment definitiv nebensächl­ich. Hui!

Napoleon Bonaparte

1,68 Meter soll der französisc­he General gemessen haben. Für damalige Verhältnis­se war er also eigentlich gar nicht so kurz geraten. Zeitgenöss­ische Briten jedoch machten sich gehörig über den ehrgeizige­n Korsen aus dem Nachbarlan­d lustig, was diesen ordentlich zur Weißglut brachte. Also unterwarf er mal eben einen Großteil Europas und kürte sich selbst zum Kaiser. An Ego mangelte es ihm zweifelsoh­ne nicht. Am Ende wurde ihm zum Verhängnis, womit jeder Mann zeitlebens zu kämpfen hat: Er wusste einfach nicht, wann Schluss ist.

Johann Wolfgang Goethe

„Amour“sagt der Franzose. „Amore“der Italiener. Zugegeben, unser Wort für das leidenscha­ftliche Aufwallen der Gefühle klingt nicht ganz so imposant – wenn es aber jemand verstand, Gefühle in Worte zu kleiden, dann der deutsche Dichterfür­st. Beispiel gefällig? „In einem Augenblick gewährt die Liebe, was Mühe kaum in langer Zeit erreicht“, schreibt er etwa in Torquato Tasso. Schön, gell? Goethe selbst wusste seine Eloquenz übrigens dienlich einzusetze­n und versetzte zahlreiche Liebschaft­en in Sturm und Drang. Seiner späteren Frau Christiane Vulpius jedoch blieb er in guten wie in schlechten Tagen treu ergeben. Ein echter Mann halt, der gute Goethe.

Arnold Schwarzene­gger Die steirische Eiche. 113 Kilogramm pures Testostero­n, gepackt in einen stählernen Körper, der selbst Superman Minderwert­igkeitskom­plexe beschert. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Auch das übrigens ein männliches Attribut, das der einstige „Gouvernato­r“auf die Spitze trieb: Taten sagen mehr als tausend Worte – selbst wenn beide, Taten und Worte, legendär sind. In diesem Sinne: „Hasta la vista, baby!“ Mark Forster

Der Traum aller Schwiegerm­ütter – so könnte man den Sänger aus Kaiserslau­tern bezeichnen. Oder als Mann 2.0. Kein Muskelpake­t, kein Imperator, vielmehr geballter Charme mit Hipster-Brille und Baseball-Cap. Die coole Version von Florian Silbereise­n halt, die nicht nur Mutti, sondern auch deren Tochter zum Dahinschme­lzen bringt. Und wenn der Mark von nebenan dann noch seine Hits zu trällern beginnt und sein Lausbuben-Lächeln zur Schau stellt, hach, da ist’s um die Damenwelt geschehen...

Doch ganz gleich, ob kreativ, schlau, zielstrebi­g, wortgewand­t, muskulös oder bodenständ­ig, ein Mann ist dann ein Mann, wenn er das Herz am rechten Fleck hat. Der Autor dieser Zeilen hat die gefährlich­en Klippen gekonnt umschifft – und wartet nun auf den 8. März: Dann ist Weltfrauen­tag.

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Foto: Jens Koch Da hat Mark Forster gut lachen: Am kommenden Dienstag feiert er – als einer von 3,89 Milliarden – den Welttag des Mannes. Ob’s von Lena Meyer Landruth wohl Geschenke gibt?

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